Bullitt  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 09.02.2019 18:47 Uhr
Thema: Auch hier eher weniger... Antwort auf: GOTHY 2018: Nie war die Wahl leichter! von Don Cosmo
...aber was ich gespielt habe, hat mir unterm Strich auch gefallen - wenn auch nicht alle Spiele so, wie es DAS INTERNET sehen würde.

Mein GOTY ist auch das Spiel, welches laut DAS INTERNET völliger Vollschrott sein soll: Just Cause 4
Ich habs vor Release auch ignoriert und die Stimmen nach Release schienen mir Recht zu geben. Dann habe ich eher zufällig ein Video auf Youtube gesehen, welches mir erklären wollte, warum Teil 3 viel besser als Teil 4 sei. Aber irgendwie hat das, was zu sehen war, nicht zu den Aussagen gepasst für mich. Ich habe sofort Bock bekommen, Just Cause 4 selbst zu spielen, und somit 3 Tage nach Release dann ein Spiel zum (fast) Vollpreis gekauft, welches quasi überall negativ bewertet wurde und wird.
Ich find's jedenfall sehr geil, auch wenn es bei weitem nicht fehlerfrei ist. Aber es ist eigentständig und besitzt auch Gameplay. D.h. es beschränkt sich nicht auf Schauwerte. Nicht zuletzt mag ich an Just Cause 4 das, was den AAAAA-Spielen mittlerweile völlig abgeht: Es ist ganz bewusst ein _Videospiel_ und kein möchtegern-Hollywood und/oder möchtegern-Arthouse Kram (hallo Rockstar Games! Hallo Sony!).
Die Gameplay-Änderungen (keine Pistolen und kein C4 mehr, dafür noch mehr Funktionen am Greifhaken) finde ich sehr gelungen, die Masse da draußen eher nicht. Optisch ist es durchwachsen, aber nicht ansatzweise so schlecht, wie gern getan wird (meine Vermutung: so kurz nach RDR2 wollten die Leute wohl noch mehr spielerisch extrem eingeschränkte Grafikdemos haben). In der Luft sieht Just Cause 4 nichts desto trotz schon ziemlich hübsch aus - und man verbringt viel Zeit in der Luft. Dazu ist die Karte auch optisch sehr abwechslungsreich.
Sehr gelungen finde ich auch, dass jederzeit klar ist, wohin man muss um die Story weiter zu treiben. Wer will, kann das Spiel wahrscheinlich in rund 10 Stunden zum Abspann bringen und wird nicht mit tausenden Symbolen auf der Karte zugemüllt (hallo Ubisoft! Hallo Turn 10/Playground!). Wer lieber den ganzen Nebenkram tun will, muss etwas reinzoomen in die Karte, damit das angezeigt wird. Schön finde ich auch, dass der Suchkram wirklich sinnvoll integriert ist. Man kann alles ohne Guide finden, aber hier ist häufig wirklich Erkunden angesagt statt nur stumpf zu Punkt x auf der Karte zu gehen. Einiges habe ich anfangs schon im Vorbeigehen/-fahren/-fliegen gesehen, aber erst später wirklich wahrgenommen, dass ich da noch was machen kann.
Bonuspunkte gibt's für den Soundtrack, der nicht nur einen tollen Score bietet (again: _Videospiel_musik; kein Orchester-Gedöns), sondern dazu erstmals bei Just Cause auch Radiosender. Entsprechend des Settings ist die Musik auf spanisch und damit eine schöne Abwechslung.
Unterm Strich ein in meinen Augen doch sehr eigenständiges und symphatisches Spiel, bei dem ich die Schönheitsfehler gern verzeiche.

Nascar Heat 2
Anfang des Jahres viel gezockt, auch wenn evtl. schon 2017 erschienen ist. Egal.
Wenn man sich die Basics anguckt (Grafik/Fahrverhalten/Sound), ist Nascar Heat schon ziemlich mies. Das ist bestenfalls unterer Durchschnitt.
Was es allerdings sehr gut macht: Es fängt all die kruden Besonderheiten des US-Stock Car Sports doch ziemlich überzeugend ein. Nascar Heat zeigt, warum Ovalrennen spannend und anspruchsvoll sein können. Es zeigt auch, dass alle Strecken irgendwie ihre Eigenheiten haben, auch wenn einige auf dem ersten Blick komplett identisch aussehen mögen. Und es stellt sehr gut dar, warum man im Prinzip zwar rempeln kann wie man möchte, es aber trotzdem nicht zu oft tun sollte. Vergleich man das alles mit dem schnarchigen "Nascar"-Modus bei Forza, dann merkt man erstmal wie mies das in Forza gemacht ist, trotz der an sich deutlich besseren Grafik und Physik bei Forza.
Nichts desto trotz ist Nascar Heat 2 schon sehr "special interest". Man sollte schon eine Ader dafür haben, stundenlang nur Linkskurven zu fahren, sonst wird man damit nicht warm werden.

Wreckfest
Mitte 2018 dann nach gefühlten 20 Jahren Entwicklung fertiggestellt worden. Der anfangs versprochene ausführliche Karrieremodus hat es leider nicht geschafft, aber viel wichtiger ist: Nach all den Early-Access-Untiefen haben sie die Kurve doch noch bekommen und am Ende einen extrem intensiven Racer abgeliefert, der sehr gut zu Bugbear passt. Die KI agiert nachvollziehbar und "menschlich", man spürt das Gewicht perfekt, die Unfälle sind hart und das gesamte Spiel fühlt sich extrem wuchtig an. Dafür ist die Struktur des Spiels halt im Prinzip immer noch so wie bei Flatout 1, minus der Stunts. Hier hätte ich gern noch etwas mehr gesehen. Der Worshop kann das Spiel aber noch etwas frisch halten und immer wieder mal was neues zeigen.

Forza Horizon 4
Im Prinzip ein feines Spiel. Das Handling ist wie immer ausgezeichnet (gerade in 60+ FPS), wenn man sich einmal die gefühlten 70 Optionen entsprechend angepasst hat. Optisch ist das schon stark und die Map ist imho auch mit Abstand die beste Horizon-Map bisher. Dank Streckeneditor kann man die Map nun auch besser für Rennen nutzen als zuvor. Auch die PC-Version lief diesmal von Anfang an akzeptabel, nicht erst ein halbes Jahr später.
Was mich jedoch stark ankotzt, ist die völlige Abwesenheit einer Spielstruktur. Zugegeben: einen Schwierigkeitsgrad musste man sich in Forza schon immer selbst basteln, und nicht selten war das auch komplett inkonsistent zwischen den Rennen. Aber es gab immerhin ansatzweise so etwas wie Struktur und Ziele. In Horizon 4 jedoch versucht man gar nicht erst, so etwas einzubauen. Es werden nur noch Symbole per Zufallsgenerator auf die Map geschissen und dann heißt es: "Werde Erster oder Letzter - es ist _völlig_ egal. Wirklich - alles scheißegal.
Mich hält vor allem der Streckeneditor immer noch im Spiel, auch wenn dieser scheiße zu bedienen ist, und die Strecken anderer scheiße zu finden sind. Aber wenn man mal eine schöne Piste definiert oder gefunden hat, dann sind die Basics des Spiels gut genug, diese auch immer wieder zu fahren.
Trotzdem: die Arbeitsverweigerung der Entwickler sorgt dafür, dass es kein GOTY werden kann.


Ansonsten habe ich im letzte Jahr auch zwischendurch immer wieder mal Star Citizen gespielt. Ist kein 2018er Spiel, hat aber im letzten Jahr ziemliche Fortschritte gemacht. Seit der Einführung der Quartalsreleases ist das Tempo etwas nach oben gegangen und die Performance des Spiels selbst ist aktuell auch deutlich besser als das, was man Ende 2017 spielen konnte.

Wie immer habe ich für's kommende Jahr nichts wirklich groß auf dem Zettel; ich lasse mich überraschen. Gut möglich, dass wieder ein Spontankauf, welcher mit "mostrly negative" bewertet wird, mein GOTY wird...

Christian
< Auf diese Nachricht antworten >