strid3r  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 02.12.2018 12:11 Uhr
Thema: Re:Inside (PC), Fazit: unbedingt spielen! Antwort auf: Re:Inside (PC), Fazit: unbedingt spielen! von dixip
>>Habe ich davor zum ersten Mal durchgezockt und fand es im Gegensatz zu Inside richtig lame, abgesehen vom netten Stil. Wirklich nochmal viel substanzloser, als das aktuellere Machwerk und es setzt deutlich mehr auf trial & error und hat eine träge Steuerung, die fast das Gegenteil von dem sein dürfte, was ich an 2D-Spielen mag. Ist kein schweres Spiel, aber ich fand's aufgrund dieses Umstandes oft ultranervig und letztendlich besteht es halt auch aus nichts anderem als einer Aneinanderreihung von seichten bis mittelschweren Geschicklichkeitstests mit teils tödlich nerviger Physik und dann ist es auch recht abrupt vorbei. Einen Spannungsbogen gibt es praktisch nicht.
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>Würde ich aber jetzt schon so einordnen, dass Dein Eindruck durch den direkten Vergleich so schlecht zu Lasten von Limbo ausfällt. Das ist ja eigentlich 6 Jahre vorher erschienen, da gab es noch nicht hunderte Puzzle-Plattformer, Limbo musste sich primär mit Braid vergleichen lassen.


Ich habe es ja vor Inside gespielt, von dem ich zu dem Zeitpunkt nur die Demo kannte und das Urteil stand dann schon so, bevor ich mich an Inside begeben habe. Ich hatte dadurch auch die Sorge, dass Inside ab einem bestimmten Punkt für mich ähnlich nervig werden könnte, was sich aber dann ja erfreulicherweise nicht bewahrheitet hat.

Klar ist, dass der Stil bei mir nicht mehr so gezündet hat, wie bei vielen damals, wobei ich persönlich ihn auch nie so wirklich toll fand - sonst hätte ich es ja damals bereits gekauft. Und klar, den Status eines Ausnahmetitels hatte es dann jetzt auch nicht mehr. Mir ist btw. dadurch aber zumindest noch einmal klar geworden, wie toll sich der Indie Sektor doch entwickelt hat. Mehr als ein Drittel meiner Switch und PS4 Spiele sind inzwischen Indies. Wäre zu PS360-Zeiten noch undenkbar gewesen.

>Ich fand, dass Limbo sich total fluffig spielte, natürlich mit tausend Toden, bis man die endlosen Fallen mal durchschaut hatte. Es war viel Puzzlelastiger als Inside, dass ja genug "Bildschirme" ohne jede Sterbemöglichkeit bietet.

Es ist auf's Gameplay bezogen sogesehen das anspruchsvollere Spiel, ja. Musst aber auch bedenken, dass ich einfach träge Figuren und Physikspielerein, die in das Gameplay eingebunden sind, per se hasse. Das wird sicher nicht jeden so stören, wie mich. Es gab Stellen, bei denen ich nichtmal verreckt bin, aber ob des Konzepts und der Trägheit trotzdem innerlich am kotzen war. Kannst dir vorstellen, was dann los war, wenn es mal an irgendeiner Stelle mehrere Versuche gebraucht hat. ;) Da war das Spiel wirklich relativ schnell unten durch bei mir.

>Spannungsbogen... jein... ähnlich wie in Inside stolpert man ja auch dort unsicher ins Abenteuer. Zuerst der Kampf gegen die Natur mit der Monsterspinne, dann diese Art Ureinwohner und schließlich moderne Zivilisation als Gegner... es war in jeder gestalterischen Hinsicht simpler, in punkto Storytelling genauso indirekt (bloß kein Text o.ä.) und hatte so recht wenig Möglichkeiten, weil es ja noch 2D ohne Hintergrund war, während Inside ja als 2D-Spiel quasi den kompletten Hintergrund fürs Erzählen nutzt.

Im direkten Vergleich gibt selbst Inside mehr von dessen Welt preis und man hat ja recht oft das Gefühl, dass der entscheidende Hint gleich um die Ecke sein könnte. Was für mich - viel mehr als die vermeintliche Handlung - die eigentliche Leistung des Spiels ist und mit Sicherheit der interessanteste Aspekt, wenn man es sich auf der Metaebene anschauen möchte (das alternative Ende ist auch ein nicht unauffälliger Hint dahingehend, dass den Entwicklern dieser Aspekt des Kontrollierens und kontrolliert-Werdens, welcher in Inside ja auf etlichen Ebenen stattfindet, sehr wichtig war). Zumindest auf dieser Ebene funktioniert das normale Ende auch als Denkanstoß, wenn auch nur dadurch, dass es ein wtf zurücklässt.

Bei Limbo fehlt mir eine solche Ebene hingegen komplett. Das Szenario besteht aus so willkürlichen Elementen, dass man dabei imo auch nicht von Storytelling sprechen kann, oder davon, dass das Spiel sich über Spielwelt und Szenario selbst reflektiert. Da geht es gefühlt wirklich nur darum, eine bedrohliche Stimmung aufzubauen und wenn sich die Entwickler dabei mehr gedacht haben, ist es zumindest mir verborgen geblieben.
Entsprechend leer fühlte sich für mich die ganze Reise an. Inside geht da schon wesentlich smarter und bewusster mit dieser Manipulation des Spielers und dessen Erwartungshaltung um.
Spoiler zu Limbo: Witzigerweise dachte ich bei einer der letzten Szenen, bei der man durch diese Scheibe fliegt, dass das Spiel nun von vorn losgehen würde. Hätte mich vermutlich mega gefrustet in dem Moment, aber im Nachhinein hätte ich so einen Loop als Ende nichtmal schlecht gefunden.

***Diese Nachricht wurde von strid3r am 02.12.2018 12:15 bearbeitet.***
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