Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 23.11.2018 23:11 Uhr
Thema: Floor Kids, Lethal League Blaze, Sunset Overdrive Antwort auf: Kampf dem Pile of Shame! Ich spiele gerade: von Icheherntion
Floor Kids ist der absolute Hammer. Eine Mischung aus Rythmusspiel und Tony-Hawk-mäßigem Trickchainer, der getreu seiner Thematik (Breakdance) auf Improvisation setzt. Jeder Song (Viele davon vom französischen DJ und Produzenten Kid Koala) hat zwei Bridges, in denen Knöpfe nach Vorgabe gedrückt werdeb müssen, kurze Bursts von vielleicht 20 Sekunden Länge. Dazwischen kann man tanzen wie man will, solange es zum Rhytmus der Musik passt. Nach Bedarf können charakterspezifisch drei Combos gechained werden, der Rest ist dem Spieler und dem Flow, auf dem sich dieser wiederfindet, überlassen. Das Spiel ist erheblich zugängiger als man zuerst denken mag und besonders im lokalen Multiplayer spannend, da nicht zwei Leute dasselbe Laufband an Eingaben "abarbeiten", sondern sich den Großteil der Zeit frei "ausdrücken". Total cool, leider wohl kein großer Erfolg. Würde so gerne einen zweiten Teil mit neuen Tracks zocken.

Lethal League Blaze hat das Potential dazu, für mich das Spiel des Jahres zu werden, wenn es nur mehr Leute spielen würden und es mehr Singleplayer-Content gäbe. Dabei hat das Spiel sogar eine eigene Kampagne mit Story und allem, zusätzlich zum stumpfen Arcademode. Es hat massig Unlocks, geile Moves, ein unvergleichliches Spielgefühl und eine flachere Lernkurve, da Bälle auf niedriger Geschwindigkeit einen nicht sofort töten. Leider auch dies ein Titel den zwei Wochen nach Release nur noch absolute Cracks zocken, die jeden Charged Shot sofort perfekt getimed kontern (Was mir auch oft genug gelingt, dass macht die Matches aber iwie langweiliger) und immer noch zu wenig Chars. Es ist absolut wundervoll, aber so richtig spielen will es wohl keiner. Deswegen leider nur ca. 20 Stunden auf der Uhr.

Sunset Overdrive hat mir nicht so gut gefallen wie Spiderman. Bei weitem nicht so gut. Es sieht hübsch aus, aber es spielt sich viel nerviger. Das ganze Movement bockt nicht, und diese "floaty" physics vom Mainchar passen null zu dem doch eher präzisen Von-Rail-zu-Rail-hüpfen, dass das Spiel die ganze Zeit von einem verlangt. Trotzdem unverkennbar von den Spiderman-Leuten. Das ganze Upgrade-System im Spiel wurde wholesale in Spiderman reinkopiert, in all seiner relativen Nutzlosigkeit ("Yay, Spider-Mine auf Lvl 3 geupgradet! Ich werde es nie nutzen!"). Sogar den Dad-Humor hast du in Spiderman ("Spider-Detective" usw.). Aber es passt alles nicht so richtig zusammen - das ständige "Fuck!Shit!"-Gefluche passt nicht zu der Spielwelt, die aussieht wie aus dem Disney-Club; das Nickelodeonhafte rumgesaue mit grellbunter Pampe passt nicht zu den wirklich ekelhaft designten und animierten zombieartigen Gegnern; die Background Story mit den Energy Drinks die Menschen zu Zombies machen wirkt wie ein Plot aus der Zeichentrickserie "Powerpuff Girls", aber die Figur muss Walking-Dead-mäßig in höchster Gefahr ständig um ihr Leben kämpfen; alles hat irgendwie den Anruch, als hätten Insomniac Dead Rising und Mario Sunshine in der Gameplayumgebung von Infamous reinstopfen und vereinen wollen. Es passt wirklich _nichts_ zueinander, weder ästhetisch noch spielerisch, und trotzdem, es ist jetzt auch kein Dreck oder so. Ich kann aber extrem gut nachvollziehen, warum die breite Öffentlichkeit von dem Titel absolut null Notiz genommen hatte als es damals rauskam; das gesamte "Package" dass das Spiel anbietet ist fast pervers unkommerziell. Und doch. Und doch funktioniert es irgendwie, und doch macht es auf einer grundlegenden Ebene Spaß, und doch begrüße ich es, das jemand eine fröhliche, grelle Farbpalette selbst, ach was, GERADE für ein Postapokalypse-wääh-wääh-alles-ist-doof-Spiel wählt. Das Spiel ist fast High Camp, wenn es nicht den Humor eines VIVA-Moderatoren anno 1998 so derart auf der Zunge tragen würde. Oder vielleicht auch in dem Fall gerade deshalb.
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