membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.09.2018 10:41 Uhr
Thema: Re:Belgien vs EA Antwort auf: Re:Belgien vs EA von Sascha
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>"We don't believe that FIFA Ultimate Team or loot boxes are gambling firstly
>because players always receive a specified number of items in each pack, and secondly we don't provide or authorize any way to cash out or sell items or
>virtual currency for real money,"
>
>Sind die Dinger im Spiel kostenlos


rofl, meinst du, mit kostenlos kommen sie auf ne Milliarde im Jahr mit den Dingern?

>oder dient als Argument, dass sie selber >gegen den Verkauf der Items sind (wenn das gehen sollte).

Ja, das ist ja nichts Neues. Das machen andere Firmen ähnlich, eine Existenz eines Zweitmarktes schlicht nicht anzuerkennen. Ähnlich hält es z.B. Wizards of the Coast mit Magic The Gathering. Karten kommen offizell nur direkt von denen, und der riesige Einzelkartenhandel, wo alle möglichen Leute von Privatpersonen, Comicbuchläden als Nebenerwerb oder teils riesige, auf An- und Verkauf spezialisierte Firmen als Kartenhändler auftret, der exisitiert für sie nicht. Sie sprechen auch nie vom Marktwert einzelner Karten, die sie in den Booster Packs verkaufen. Und natürlich wird in solchen Märkten dann auch entsprechendes Schindluder getrieben, mit Fälschungen etc, vor allem, wenn sich der Haupthersteller des Produktes komplett raushält und die Existenz dieses Zweitmarktes geradezu leugnet.

Bei den Lootboxspielen gibt's oft irgendeine - wenn auch teils sehr sperrige - Cash Out Methode. Keine Ahnung, teils mit Trade-Bots, teils mit Kryptowährung, teils mit Steam-Storeguthaben, teils mit Tauschen in andere Steam Inventory Items (CS Go Skins, PUBG Skins, die ihrerseits wiederum ihre eigenen Cash-Out-Methoden haben; Spiele als Gift Key, teils Spiele, die nicht mehr auf Steam sind und wirklich viel Geld wert sein können). Und natürlich sind da an jedem Punkt dieser Methode Betrüger am Start, die nur drauf warten, dich, deine Ingame-Items, deine Logindaten, deine KK/Kontodaten oder gleich alles zusammen abzuzocken.

Also: EA mag keine "offizielle" Cash-Out-Methode anbieten, was aber nicht heißt, dass es im Graubereich nicht dennoch eine gibt. Deren Existenz können sie aber natürlich (sogar nachvollziehbarerweise) nicht anerkennen, weil sie sich und ihre Lootboxerei sonst ja angreifbar machen. Ein Teil ihrer Kundschaft - der ihnen aber wohl egal sein dürfte und sogar froh wären, wenn sie nicht verpissten - sieht sich aber regelmäßig zwielichtigen Gestalten und Machenschaften ausgesetzt. Die Frage ist nun, ob die Firmen eine Pflicht haben, ihre Spieler davor zu schützen (ich erinnere mich vage, dass z.B. Blizzard mal gegen Goldtrader vorgegangen ist, keine Ahnung, ob das was gebracht hatte).

Es wäre schon wünschenswert, wenn die Spielefirmen zumindest ihre In-Game-Lootbox-Geschichten so abdichten, dass diese Zweitmärkte ausgetrocknet werden und man abseits vom Verkauf des ganzen Accounts kein Cash-Out betreiben kann. In erster Linie würde das bedeuten, sämtliches Player-to-Player Trading zu unterbinden, weil darüber wohl immer irgendwelche wie auch immer geartete, gackelige und betrügerbewehrte Cash-Out-Ketten gebildet werden können,  selbst plattformübergreifend und/oder wenn keine "sicheren" Umtauschmethoden auf Systemebene bestehen. Da gibt's dann zur Not Zwischenmänner, die in irgendwelchen Reddit-Communities ein gutes Standing / Reviews haben und sich einen kleinen Teil pro Trade abzwacken. Das Trading-Unterholz eines *jeden* Spiels entwickelt solche Triebe, mit diversen Trading-Sites, Trading-Bots, aktienmarktartige Preisentwicklungsgraphen für jedes Ingame-Item, ganze Youtube-Kanalinfrastrukturen nur für Trading-Guides, Lootboxopening Videos etc sowie zig Discords und Subreddits (das ganze horrende Ausmaß des Ganzen hab ich selber mal bei Rocket League erblickt, als ich mir mal gezielt eine Karre aus ner Lootbox ertauschen wollte und es immer und immer tiefer in den Kaninchenbau ging). Steam selber befeuert das natürlich auch noch, weil es - sofern ein Spiel da mitmacht - auf Systemebene spielübergreifendes Trading mit Ingame-Items bietet und sogar vollautomatisierte Buy und Sell Order mit Steam Store Guthaben (und Valve nimmt sich iirc einen Schnitt für jede Transaktion). Es hat seinen Grund, warum Valves nächstes Spiel (Artifact) ein Trading Card Game (vom Magic Erfinder Richard Garfield, höhö) ist: Artifact wird ein Player-2-Player An- und Verkaufsystem für einzelne Karten direkt über diese Steam Store Inventory API haben. Sie werden sich daran dumm und dämlich verdienen.

Das scheinen mir nämlich die zwei Ebenen dieser Lootboxmaschine zu sein. Ebene 1 ist der normale Endkunde, der von den Glückspielmechaniken angetrieben deutlich mehr für den Mist lockermacht, als er normalerweise für richtig hielte. Manche lassen sich zu 5, manche 50 und manche eben zu 500+ EUR hinreißen. Und Ebene 2 ist dann das, was ich oben beschrieben habe, wo das Trading-Metagame das eigentliche Spiel überschattet, wo diverse Leute wirklich Profit machen wollen (oder *zumindest* so "clever" traden, dass sie ohne eigenes Geldausgeben in Lootboxen und Items schwimmen und mit der Möglichkeit zum Cash-out kokettieren), wo Leute regelmäßig andere abzocken und abgezockt werden, etc pp. Das sind dann Leute, die komplett in dem Lootboxgelumpe aufgegangen sind - oder eben Leute abzocken, die darin aufgegangen sind.

Dieses Trading-Metagame nimmt sehr, sehr viel Zeit ein, wenn man da auf dem Laufenden bleiben will. Da sind sehr viele Leute sehr stark eingebunden mit und ich habe so langsam das Gefühl, dass viele aus dieser Ecke dann auch Teil der Lootbox Defense Force sind, die bei Kritik immer auf den Plan treten und sich der Rest der Anwesenden fragt, wie man sowas verteidigen kann. Es ist ihr Spiel und ihre Sucht.

So, und nun zurück zu Fifa Ultimate Team ("FUT"). Ich habe z.B. keine Ahnung, wie es in Fifa genau läuft, aber diese beiden Google Suchen reichen mir schon, um einen groben Eindruck allein von den Suchergebnissen her zu bekommen:

[https://www.google.de/search?q=sell+fut+18+coins]

[https://www.google.de/search?q=fut+18+trading]


>Belgien ist bisher >alleine auf weiter Flur, oder?

Da tut sich langsam was, iirc Schweden, generell Europa, Australien, selbst USA. Aber handfest was in Gesetze gegossen haben iirc bislang nur Niederlande und Belgien.
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