membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 10.09.2018 15:41 Uhr
Thema: Die Spinne
Wie vermutet, lebt das Spiel von Optik, Stadt und v.a. dem Rumschwingen. Das durch die Gegend Hangeln, obwohl gar nicht mal sooo komplex, ist wirklich das Beste am Spiel, zusammen mit der fetten Grafik und dem Nachbau von Manhattan bockt es einfach. Das wollte ich von dem Spiel und genau das liefert es. Das Problem, was ich sehe, ist aber, dass spielerisch dahinter nicht viel mehr ist; das Rumschwingen ist der Kitt, der das Spiel zusammenhält - hat man sich sattgeschwungen, dürfte der Ofen aus sein.

Denn der Rest ist leider ziemliche 08/15 Open-World-Kost, mit der üblichen durchs Sieb auf die Map geschissenen Symboldiarrhö für Copy and Paste Activities. Da aber regelmäßig neue Symbole auf die Map gepupst werden, lohnt es sich eh nicht, da systematisch irgendwas abzuarbeiten; lieber hechtet man von Story-Mission zu Story-Mission (nebenbei bemerkt ganz nette Setpieces und gute Gesichtanimationen in den Cutscenes!) und nimmt unterwegs mit, was einem so an Nebenaktivitäten unterkommen. Die teils wirklich, wirklich stumpf-eintönig sind, die man aber natürlich wegen Upgrades zumindest zur Hälfte oder so machen muss. Aber das Runterzocken der Storymissionen mit ein wenig Superheldengedöns auf dem Weg dorthin gibt dem Spiel einen ganz netten Flow und mit ein wenig Glück schaffe ich die Story durch, bevor mir die Lust am Rumschwingen vergeht.

Das Kampfsystem ist einerseits an das Batman-System angelehnt (das Spinnensinn-Symbol über dem Kopf lädt zum Konter/Ausweichen ein, sämtliche Attacken sind "Auto-Aim") mit ein paar eigenen Ideen, die sich vor allem um Spinnenfäden und Launch-Attacken drehen. Gadgets, Upgrades, wie man es erwartet, alles dabei. Am Anfang ist man noch recht schwächlich unterwegs und bekommt schnell mal so richtig hart in den Brawls aufs Maul, wenn man nicht aufpasst. Dann bekommt man aber recht bald das Rundum-Einspinnen als erstes Powerup, was auf lange Zeit das beste Powerup überhaupt ist (mir ist bei etwa 50% Progress noch kein besseres untergekommen) und das nimmt dann ordentlich Schärfe aus den Fights. Ist ja auch kein Wunder, wenn man direkt zu Beginn die Gegnermenge von 15 auf etwa 3 reduziert. Gut, muss man ja nicht machen, ist halt Easy Mode.

Etwas nervig ist die Handhabung und Management der Gadgets, die haben nur begrenzte Anwendungen (laden sich über Gegner-KOs wieder auf) und wollen über Slow-Mo und Analogstick umgewählt werden; nichts Wildes, aber irgendwie leicht hakelig und sperrig, vor allem einer Kamera, die nicht auf verbliebende Gegner zentriert. Zur Not macht man sich halt die Schwäche des Kampfsystems zu Nutze und masht wahllos Knöpfe, da trifft man auch Gegner, die abseits der Kamera stehen.

Nochmal zur Grafik, die ist wirklich fettestens. Die Stadt strahlt einem entgegen (angeblich soll's ja auf HDR nochmals so viel geiler sein, lalala ich hör nichts), keine Ladezeiten (außer natürlich bei Quick Travel), Pop-ins sind mir keine aufgefallen. Wahnsinn, was sie aus der PS4 (Pro) rauskitzeln, Fön-Modus hin oder her. Das Spiel scheint gestochen scharf (vermutlich teils Supersampled, hatte von Dynamic Resolution Scaling gelesen) und kein Aliasing. Die 30fps merk ich irgendwie gar nicht, ich glaube, das liegt an der dicken Schicht Motion Blur, die sie über den Bildschirm streichen. Bislang war ich auf jeden Fall jedes Mal, wenn ich das Spiel gestartet habe und die erste Grafikbreitseite abgekommen habe, erstmal ziemlich baff.

Ach, und was ich richtig nett fand: In den Optionen kann man ein paar nervige Dinge entschärfen. Ich bekomm nicht mehr alles zusammen, aber ich habe z.B. die QTEs deaktiviert (nicht zuletzt in der Hoffnung, dass Sony da vielleicht Metrics raus zieht und sieht, dass QTEs stinken). Macht das Spiel gleich so viel besser, wenn man nicht auf X hämmern muss wie ein Bauer und auf Quadrat zur rechten Zeit. So kann man sich die Actionsequenzen in Ruhe - und nur einmal - geben, da sie keine Fail Condition mehr haben, ohne Sorge zu haben, dass das Spiel aus dem Nichts ein Dreiecksinput sehen möchte. Man kann zudem auch Puzzles deaktivieren (es gibt so eine Art Pipemania-Puzzle, nur in schlecht, was immer wieder auftaucht und so eine Art Linien-Überanderlegeding, was genauso langweilig ist, wie's klingt). Die hatte ich zwar angelassen, weil's auch nicht so viele sind, aber eigentlich kann man den Mist ruhig ausmachen. Solche Optionen hätte ich gerne öfter in Spielen gesehen.

Tjo, wenn ich mir das durch den Kopf gehen lasse und ich bei ~50% Progress annehme, dass das Spiel genauso weitergeht... ist das solider Durchschnitt mit Tendenz zum Grafikblender.

Aber das Rumschwingen... bockt.
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