Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 19.04.2018 21:26 Uhr
Thema: Jetzt weiß ich, warum alle das geil finden: Antwort auf: God of War - Odin statt Atreus!!1 von Felix Deutschland
Das ist ein spielbarer Marvel-Film. Gut, hätte ich mir auch denken können.

Ist jetzt keine Kritik per se, es fiel mir nur gerade im Kampf gegen Loki (nehme ich mal an) wie Schuppen von den Augen. Es ist buchstäblich "Kampf der Titanen" gemixt mit Conan und Marvel's Thor. Nicht doof gedacht von Sony. Mit dem Videosohn hat es dann auch noch etwas, was es deutlich von den Inspirationen unterscheidet, aber für Sony-Exclusives ein bereits mehrfach etablierter Hook ist.

Den Anfang finde ich gerade mehr so mittel. 30 fps macht kämpfen auch weniger geil; obwohl theoretisch alles einen Fluss hat beim Combat fühlt es sich nicht so an. So kommt mir das eigentlich "behäbigere" Kampfsystem der Soulsspiele flüssiger vor, weil ich die in 60 fps spiele.

Ganz gut finde ich, dass sie auch bei der difficulty curve von Soulsdings haben inspirieren lassen, das ist nämlich imo eine effektivere Art, den Spieler mit der Steuerung vertraut zu machen, als Tutorials wo dir wirklich die ganze Zeit das Händchen gehalten wird. Erstmal n paar Trashmobs, die aber auch genug zwiebeln, dass man Respekt bekommt, dann ein dicker Mops an dem man vier mal verreckt, und dann kurz durchatmen und direkt die nächste Challenge, sanft den Anforderungsgrad heraufsetzend, wie Gewichte drauflegen beim Fitnesstraining.

Das Spiel sieht natürlich saugut aus, aber ich hätte wirklich auf Details verzichten können für 60 fps. Mit 60 Frames wäre das Spiel ein richtiger Orgasmus, wie ihn sonst nur die Japaner hinkriegen, es ist alles da, die satten Sound-Cues wenn man Hits landet, das "sticky friction"-Feeling bei allem was mit der Axt zu tun hat und wie man sie zurückholt, sogar das performance-capture Schauspiel ist _sehr_ gut, und es ist schwierig, gerade über die Achse dieser Technologie vergleichsweise subtile Charaktereigenschaften wie "Stoik" in einer dynamisch bespielten Szene (also viel Kommunikation, viel "schauspiel") rein durch Körpersprache zum Ausdruck zu bringen, innerhalb von Sekundenbruchteilen. Das ist schon filmreif, ohne Frage, und das ist äußerst beeindruckend. Ich frag mich aber die ganze Zeit, ob das Spiele-Medium letztenendes nur dieses Genre befriedigend umsetzen kann. Ich mein, wenn du ALLES machen kannst, visuell, warum solltest du _nicht_ jedes mal auf Maximum, Bombast und visuelle Entgrenzung gehen? Aus dem Blickwinkel schon verständlich.

Aber interessant, dass sie parallel diese kleine Geschichte mit Vater und Sohn noch miterzählen. Ich mag den Story-Archetyp überhaupt nicht, ich hab ihn auch gerade in Spielen echt zu oft gesehen, aber dadurch, dass die Beziehung ständig mit Leben gefüllt wird und sich das Spiel viel Mühe in der Hinsicht gibt, interessiert mich das ganze mehr als die "große" Story, welche aber widerum, interessanterweise, einen Migrationskonflikt auf Götterebene darstellt, wenn ich mich nicht komplett täusche. Aber erzählt halt mit den Mitteln von Guardians of the Avengers, was für mich persönlich da weitestgehend jeden Reiz rausnimmt.

Muss aber geil sein, wenn man absolut gar keine Ahnung von nordischer Mythologie hat und die ganze Zeit total geflashed ist von den Plotentwicklungen und den Gastauftritten. Ich mein das jetzt nichtmal sarkastisch. Es hat auch absolut seinen Reiz, wie auf diese Art mit die ältesten Geschichten, die es so gibt, aus der buchstäblichen Frühzeit des Erzählens, heute noch als richtige Gassenhauer fürs breite Volk dienen können, wenn man's richtig anstellt. Also im Grunde alles richtig gemacht, und demnächst gibts Kratos im Völkerkundeunterricht, oder im Latein-LK. Oder vielleicht eher als Seminararbeit in Medienwissenschaften. Es hat jedenfalls was, diesen mythologischen Kram in Videospieleform umgesetzt zu sehen, und die dann doch teilweise ganz originellen Interpretationen mancher Motive und Figuren, die ja immer irgendwie an unsere Zeit angepasst werden müssen, um verdaulich zu bleiben, eben in dem Stil, wie heutige Mythen (= Supiheldengedönse) umgesetzt werden. Und bestärkt mich auch in meiner Ansicht, dass Videospiele immer noch die besseren Marvel-Filme sind, weil sie wenigstens ausreichend genugtuende Interaktion mitliefern. Auch wenn God of War ebenfalls sein fare share aus Autopilot-im-Grunde-ist-es-Video-Gameplay hat. Am Anfang. Ich hoffe, das lockert sich nach dem sagenumwobenen Punkt, bis zu dem das Embargo galt, ein wenig auf.
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