Macher  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 09.04.2018 10:54 Uhr
Thema: Ich fertig Antwort auf: Zelda: Wilder Atem von Sascha
Ich habe das Gefühl, dass so viel über das Spiel geschrieben wurde, dass eine weitere Stimme überhaupt keine Rolle mehr spielt. Vielleicht geht es aber anderen Leuten so wie mir, dass die Reviews von Spielewebseiten keine Rolle spielen, vor allem bei Nintendo-Spielen und meine Stimme als die einzige sehen, die zählt.

Die erste Hälfte hat mich süchtig gemacht und ich habe sie fast durchgehend genossen. Im letzten Drittel hat das Spiel (so wie ich es gespielt habe) stetig nachgelassen. Das liegt zum einen daran, dass ich mir zuletzt die Schneelandschaft im Nordwesten und die Berge nördlich der Wüste vorgenommen habe und da ist das schlechteste Verhältnis von Inhalt zum Weg, den man zurücklegt. Ich hatte längst den Punkt hinter mir, wo mir die gefundenen Waffen oder Ausrüstung was stärkeres oder neues zu bieten hatten. Das Spiel wurde dünner und die Belohnungen am Ende der Prüfungen irrelevant. Noch sinnloser kommt einem der Loot vor, wenn man beim Kampf gegen Ganon merkt, dass absolut nichts von all dem gebraucht wird außer das hochgelevelte Standardoutfit. Für jeden Aufstieg braucht man zwei Drachenhörner und ich habe nicht verstanden warum, weil der zweite jeweils gameplaymäßig eine unspannende Wiederholung des ersten Versuchs ist.

Das Kampsystem lässt sich oft auf die Witch-Time von Bayonetta reduzieren, was viel zu lang dauert, dafür dass es in einem Kampf mit einem stärkeren Gegner 15 mal wiederholt wird, weil nichts anderes hilft. Es ist eine Verschwendung, dass die Tabletmagie nur in Shrines eine echte Rolle spielt und nicht in der Oberwelt oder im Kampf gegen Endgegner. Es fühlt sich in gewisser Hinsicht wie ein halbfertiges unausgeglichenes Spiel an.

Trotzdem!

Es gibt kaum ein anderes Spiel, das dem Spieler ein so starkes Gefühl gibt, an einem Abenteuer teilzunehmen. Dadurch dass die Waypoints, die Quest-Listen und die Hinweise auf der GUI zurückhalten (auch wenn sie immer noch existieren), kommt man sich jedes mal, wenn man über was neues stolpert wie ein Entdecker vor. Die game-ifizierte Kletterei, das langsamer Vorankommen, lässt das einfache Voranschreiten in der Welt sich wie ein Erfolg anfühlen, auch wenn am Ende nichts auf einen wartet außer eine hübsche Aussicht auf den Weg, den man bestritten hat. Ohne den großartigen Einsatz von Statistiken, gibt das Spiel einem das Gefühl, schrittweise die Spielregeln und das Land zu bändigen.  Ich benutze das Wort "Gefühl" hier recht oft und das hat seinen Grund. Die größte Freude an diesem Spiel kommt meist nur indirekt beim Spieler an. Nicht durch Fanfaren oder Items, auch wenn es davon viel zu viel gibt.

Letztendlich ist Breath of the Wild toll. Ich bin echt gespannt, was Nintendo aus dem Framework noch machen kann.
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