Fuse  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 31.03.2018 00:24 Uhr
Thema: Witcher 1. Aaaaand it's done. Antwort auf: Durchgezockt: Senf aus Festplatten für zwei Cent von membran
Mein längstes Durchspielprojekt ever. 8 Jahre zwischen Ersinstallation und Abspann. Ähem! (Ok, der Großteil wurde innerhalb von lediglich 2 Jahren abgerissen... dennoch.)

Junge, so hakelig hatte ich das gar nicht in Erninnrung? Ausweichrollen über doppeltap der Richtungstaste funktioniert nicht wirklich zuverlässig; gerade wenn neben viel Feind auch viel Freund rumfleucht ist selbst das eigentlich simple Gegner anklicken in seiner Effektivität ganz schön zufällig. Muss Onkel Geralt dafür nämlich mehr als 1m laufen, am besten um einen Verbündeten herum, kann man auf die Schlagausführung manchmal lange warten. Klickt man noch mal, kriegt man dafür ein "to early", weil es genau dann natürlich doch funktionierte und man seine eigene Combo damit unterbricht. Argh!

Die Uhr der UI steht selbst bei meiner nicht wirklich krassen 1650er Auflösung 5 vor Greul. Die Icons im Inventar sind winzig, in dem Heuhaufen irgendwas suchen kann man natürlich nicht. Den richtigen Gegenstand zu finden hat hier und da schon was von 'nem Wimmelbildminigame.


Es ist auch wirklich nicht besonders gut erzählt. Die Detektivstory war noch halbwegs ok, alles andere ist eher banal, oder langweilig, oder wird einfach nur sehr grob angerissen (Wylde Jagd.) Der geradezu neurotische Zwang, fast alle relevanten Witchercharakter (merkwürdigerweise mit Ausnahme von - gerade! - Yennefer und Ciri) auftreten zu lassen, hilft dem Spiel auch nicht wirklich.
Gerade da die X Nebenstränge, in denen sie auftauchen, häufig bestenfalls okay zuende erzählt (Abigal) werden. Öfter werden sie schlicht mittendrin ganz fallengelassen. Alvin ist besonders "schlimm", weil einen diese Substory fast das ganze Spiel begleitet, ohne ansatzweise zuende gebracht zu werden. (Und statt dessen als wirr-verquastetes Erzähl-Hilfvehikel für Ihtlin's Prophezeiung herhalten muss. Ugh!) Evtl. wollten sie das ursprünglich im 2. aufgreifen. Keine Ahnung. Es wirkt hier auf jeden Fall ganz schön Meschugge.

Dazu wechseln Cutscenes binnen 2 Absätzen Intonation und Stimmung. Eine Aussage, die vor 20 Sekunden verbalisiert wurde, wird hier und da einfach innerhalb eines Gespräches mehrfach getriggert. Natürlich innerhalb dieser oberhüftsteifen Dialogsequenzen, die besonders lustig wirken, wenn Charaktere anfangen wirklich laut zu werden und dabei ihrem immergleichen Mimik-Korsett nicht entfliehen können. Wirkt nicht selten unfreiwillig komisch. Rooooaaar!

Nenenene. Viel zu viel in W1 wirkt selbst in der fortgeschrittenen Patchversion unfertig oder unzureichend ausgetestet. (Ich erinnere mich auch noch mit Grauen an die Ladezeiten der Releaseversion - das ist selbst heute NUR mit Installation auf einer SSD erträglich.)

Die fremdschämigen Sexszenen/Cards werden auch überraschenderweise wirklich nicht besser, wenn man älter wird. Stilistisch sind die Cards eh ein Unfall sondergelichen. Und 80% davon in Kontexten, für die "aufgesetzt" eine maßlose Untertreibung ist.
Gerade bei Abigail oder auch Toruviel, zu deren Charakter das ungefähr Minus 9000 passt.
"Was, die Menschheit steht am Scheideweg und das einzige, woran Du denken kannst ist Sex? ... Whatever, strip! [sic]". Jungejunge!

Das Spiel lebte für mich gerade zuletzt vom Bekanntheitsgrad der Charaktere (Bücher, Gwent), auch wenn sich gerade die bei CDPR im Laufe der Jahre krass gewandelt haben. Was dann heute eben jene in W1 schon fast absurd erscheinen lässt. (Was, DAS soll Yaewinn sein? Und das Toruviel? haHAA. Jebaited.)

Ich hab's die Woche dennoch schmerzfrei an einem längeren Tag zuende gebracht, weil sich die Chose nach viel Leerlauf im Mittelteil zum Ende doch recht angenehm strafft und sich das halt relativ flüssig wegspielen lässt. Gerade aus heutiger Sicht war W1 für CDPR echt nur eine sicher nötige Fingerübung. Die Welt als solche ist halt relativ interessant, die Musik ist nett, alles andere ist heutzutage wirklich nichts, was man sich geben müsste.
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