membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.03.2018 16:46 Uhr
Thema: A Way Out Antwort auf: Durchgezockt: Senf aus Festplatten für zwei Cent von membran
Haben wir in zwei Abenden im Couch Coop durchgezockt und sie hat nur einmal wütend das Pad in die Ecke gefeuert, weil sie in einer Verfolgungsjagd fahren musste.

Im E3-Trailer hatte man ja schon gesehen, dass das Spiel nicht nur im Knast spielt und sich um den Ausbruch dreht, sondern auch mit der Flucht. Ich war nur überrascht, wie kurz man letztendlich im Knast ist (vielleicht 1/4 der Spielzeit, wenn überhaupt), wieviel Zeug noch NACH der erfolgreichen Flucht passiert (eine Menge - wenn man nach Ausbruch und Flucht untergetaucht ist, ist im Spiel etwa Halbzeit)... und wie banal der eigentliche Ausbruch ist. Keinerlei Planung nötig oder Rausfinden von irgendwelchen Wächter-Routen oder Schwachstellen. Der eine stolpert mehr über einen Meißel, und der "Ausbruch" läuft so ab, dass man die Toilette abschraubt und mal guckt, wie weit man in der Nacht kommt, wenn's nicht weitergeht, muss man das in der nächsten Szene - am nächsten Tag - halt lösen, und dann geht's in der Nacht weiter. Ich hatte eine Art reduziertes Open-World (ha, in nem Knast) Game erwartet, wo man halt Knastalltag spielt, NPCs und Faktionen, vielleicht mit Shenmue-Uhr und Licht aus um neun Uhr. Stattdessen ist das hier eine superlineare Nummer, ein spielbarer Film mit den immerwiederkehrenden, gleichen Gameplay-Gimmicks. Aber es kurz genug, dass es deswegen nicht komplett auf die Nase fällt und das Splitscreen-Coop-Element allein trägt das Spiel über die schwächeren Momente hinweg. Aber wenn ich's beschreiben müsste, ich würde es als Split-Screen Telltale-Adventure betiteln.

Wie gesagt ist's ein Schlauch, es folgt Szene auf Szene. Das Voice Acting auf Englisch ist ziemlich gut, soweit ich das zu beurteilen vermag. Die "Rätsel" sind auch Telltale-Niveau, in all ihrer Belanglosigkeit. In jeder Szene kann man ein paar rumstehende Dinge anfassen / manipulieren (ohne Relevanz, mehr Spielerei) oder mit Leuten labern (immer das Gleiche: beim Ansprechen kommt ein fester Dialog, dann eine Auswahl zwischen zwei Möglichkeiten und der Dialog dazu, dann ist das Gespräch beendet, kein NPC ist von Relevanz, weil man sie nur einmal in der gerade ablaufenden Szene sieht, die tauchen danach nie wieder auf). Es gibt viele und sehr einfache QTEs zu bestreiten, zusammen ein paar Mal das immergleiche Wellblech-Asset per RT-Taste aufzustemmen, sich gegenseitig auf die Schultern zu steigen, um höhere Gebiete zu erreichen - und ein wenig zu schleichen, während der andere die Wächter ablenkt. Grundsolide Coop-Kost, tausend Mal gesehen, funktioniert, tut was sie soll, wird aber schlicht wegen der Einfallslosigkeit und Wiederholung lange vor dem Abspann etwas langweilig.

Das Spiel hat ein wenig Drama am Start, 08/15 Videogame-Drama halt, Flashback-Cutscenes, schmalziges Gestelze wie üblich. Es hat außerdem ein paar sehr schöne Panoramen und interessante Locations zu bieten. Zum Ende hin zieht es ein wenig an - auch spielerisch -  und wird eine Mischung Gears of War / Narcos / Scarface. Das Ende ist... interessant. Es wundert mich nicht, dass da der Brothers - A Tale of Two Sons Dude seine Finger drin hatte.

Kann man spielen, sofern man einen Coop-Partner hat, es ist unterhaltsam für die 6 Stunden, die es dauert und man will schon sehen, wie das ausgeht. Soll online sogar im Coop gehen, wenn der Gegenüber das Spiel nicht besitzt, der kann sich dann eine Testversion oder so runterladen, die dann als Guest zur Vollversion wird. Dem Spiel kommt außerdem zugute, dass es direkt zum Nice Price rausgekommen ist.  

3/5 Räuberleitern.


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***Diese Nachricht wurde von membran am 27.03.2018 11:20 bearbeitet.***
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