Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 21.03.2018 16:50 Uhr
Thema: Re:Unravel / Battlefield 1 Antwort auf: Re:Unravel / Battlefield 1 von Macher
>>>Lustig ist, dass einer der besten drei Spieltechnologiemacher in der Industrie es nicht hinkriegt, funktionierende Checkpoints zu machen, die Halo 1 gleich das erste mal vor 20 Jahren richtig hingekriegt hat. Position wird nicht gespeichert und die Munition, wenn man das Spiel beendet und wieder einsteigt auch nicht.
>>
>>Ist das nicht einfach Designabsicht, damit sich das Spiel etwas länger anfühlt?
>
>Es wirkt sich auf die Spiellänge nicht aus.


Deswegen schreibe ich ja auch "anfühlt".

>Wenn man nach einem Checkpoint stirbt, wird man nicht weiter zurückgesetzt sondern an einem anderen Punkt als dort, wo man durchgelaufen ist (oder bringe ich das jetzt mit Horizon durcheinander?) und die Munition wieder beim Neustarten wieder komplett vollgemacht. Das hilft sogar, weiterzukommen.

Ich hab nicht weit gespielt, ich bin im dritten Level der ersten richtigen Kampagne, und wenn ich da starb, spawnte ich immer an derselben Stelle. Kann sein, dass die Ammo für meine Pistole jedes mal gefüllt wurde, aber die soll man in der Mission ja eh eigentlich nicht benutzen. Gegnerische Waffen, die man einsammelt, sind nach dem Ableben ebenfalls wieder weg. Kann natürlich sein, dass andere Missionen das Spawning anders handhaben, im Prolog hat man sich ja auch für eine ausgefallene Variante entschieden.

>>>Was ebenfalls lustig ist, sind die stümperhaften Versuche, Pathos zu erzeugen. Ich meine "lustig" in dem Sinne, dass ich wörtlich manchmal laut gelacht habe.
>>
>>Ich war überrascht, dass das perverseste an dem Spiel das aufeinanderprallen slicker UI mit dem fucking 1. Weltkrieg ist. Diese betont nüchternen Texteinblendungen in stylischem Font, als würde irgendeine Art von Apple-eskem Overlay über das Spiel gezogen, immer wenn narrativer oder sonstiger Kontext gereicht wird, ist komplett surreal in einer Welt, die so angestrengt versucht, die Matschepampigkeit von Trench Warfare abzubilden. Es hat fast was von diesen Weltkriegsmuseen, in denen ganz viele Schlachten-Dioramen rumstehen, damit auch die Kleinen was zu staunen haben, und neben dem Diorama steht ein Touchscreen den man drücken muss und der dann ein kurzes, begleitend erklärendes Hörspiel abspielt. Klar, man bekommt etwas vermittelt, aber was genau? Wie nah geht mir ein reißbrettartig (in der Kürze der Zeit gar nicht anders zu bewerkstelligen) gezeichneter Viewpoint Character? Welche Erkenntnis ziehe ich daraus, dass ich jetzt weiß, dass englische Panzer damals mit so einer Kurbelwelle angelassen werden mussten? Welches Geschichtsverständnis wird da vermittelt? Im Grunde gar keins.
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>Ich glaube nicht mal, dass die Detailverliebt, mit der alles nachgebaut wurde "nur" des Geschichtsverständnisses wegen ist. Deren Primärfunktion ist es, Leute anzusprechen, die sich Bilder von Waffen anschauen, wenn sie sich einen runterholen. Gleichzeitig die "War is bad mmmmkay"-Schiene fahren zu wollen, ist absurd.


Das auf jeden Fall. Ich hab in irgendeinem Video auch mal die Anmerkung aufgeschnappt, dass es nicht mehr oder weniger legitim ist, den ersten Weltkrieg derart nachzubilden, wie jeden anderen Krieg. Das ist natürlich auch richtig. Aber definitiv vermittelt so ein Werk "Werte" oder das, was es dafür hält. Genauso wie Film, denn Shooter dieser Kragenweite haben in den letzten Jahren alles unternommen, möglichst so zu funktionieren wie Filme, jenseits vom Multiplayer. Weswegen mittlerweile sogar ich Multiplayertiteln offener gegenüberstehe in dem Genre als Solo-Veranstaltungen. Ich spiele die kaum, und wenn ich mal eins erwische, dass mir gefällt, ist das immer wieder ein kleiner Schock. Ich hab seit Modern Warfare 1 kein CoD mehr gespielt bspw.
In meinem Hinterkopf weiß ich auch, dass mir diese Spiele alle irgendwie Spaß machen würden, aber für mich sind sie auch ein wenig die German Scheise Videos des Gamings.

>>Es ist schon eine Art episches Anti-Achievement, den ersten Weltkrieg zu derart gutem Entertainment verarbeitet zu haben.
>
>Ich würde es nicht als gutes Entertainment bezeichnen. Mechanisch erfüllt es seinen Zweck.


Und der Zweck ist...? Ja eben, unterhalten zu werden. Narration war in Shootern immer schon ein a propos, es gab kein goldenes Zeitalter des Egoshooter-Storytellings (Es gab zwei Spiele: Half Life und Half Life 2), von dem aus sich zurückentwickelt wurde. Es wurde nur irgendwann ein Weg eingeschlagen, der sich über weit mehr als zehn Jahre immer weiter verengte. Und der beginnt mit den ersten CoDs und den ersten Battlefields. In mancherlei Hinsicht noch viel perversere, richtiggehende Gefechtssimulatoren wie Operation Flashpoint, ArmA oder SQUAD hingegen finde ich komplett unbedenklich, die haben fast was von virtuellem Paintball, und mit vergleichbarer Software werden tatsächlich Soldaten taktisch geschult.

Hat aber auch in der Regel keinen Störy Möde, sondern "Szenarien".

>Der einzige Grund, warum das nicht von de Konkurrenz beerdigt wird, ist, dass die gesamte AAA-Egoshooterlandschaft seit 10 Jahren ein Trauerspiel ist. Der Ton des Spiels ist für jeden intelligenten Spieler beleidigend und die Versuche, eine Geschichte zu erzählen, bemitleidenswert.

Ach, ich versuch es dann immer, ins Verhältnis zu setzen zu dem, was ich aus dem Bereich kenne. Das Videospiele anderen Medien erzählerisch nicht das Wasser reichen können, betrachte ich als lange etablierten Fakt. Die Story ist besser als in "Halo 2", was eine völlig wertlose Aussage ist, aber ehrlich gemeint und das Produkt eines differenzierten Denkprozesses. Der Ansatz, komplett elliptisch zu erzählen, ist beispielsweise ein wenig weniger unsinnig, als von einem Soldaten zu erzählen, der von der ersten bis zur letzten Mission den gesamten ersten Weltkrieg "durchzockt". Solche Sachen kann ich schon als in Anbetracht der Umstände sinnvoll und bedacht ansehen.
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