Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 04.02.2018 16:22 Uhr
Thema: The Sexy Brutale Antwort auf: Durchgezockt: Senf aus Festplatten für zwei Cent von membran
War okay. Also, wirklich nicht "GOTY" wie Sterling usw. es beschrieben haben, als LEGEND OF ZELDA-LIKE IN ITS INVENTIVENESS und blablabla. Da merkt man halt, wo die klar erkennbaren Limitationen von ihm sind (Als Videospielkritiker ist er BESTENFALLS Durchschnitt und macht halt seine consumer-advocacy-schiene mit den üblichen internet-provo-mätzchen ganz gut).

Ich hätte mir das ganze etwas weitläufiger vorgestellt und ich muss sagen auch a bisserl cleverer, aber dann wäre es auch schwieriger geworden, und das hasse ich. Sexy Brutale ist schön einfach, ich hab es in einer Sitzung durchgerockt und drei mal in den Guide geguckt um festzustellen, dass ich zwar das richtige mache, aber ein arbiträres Detail übersehen hatte. Der große Twist in dem Spiel... ich tue es mir schwer, das den Spielen selbst vorzuwerfen, sondern eher den ganzen Mongos, die das als Storytelling von Weltniveau abfeiern. Mittlerweile sind ja selbst Laien rezeptiv derart gut geschult durch PRESTIGE TV und NONLINEAR STORYTELLING IN SOPHISTICATED VIDEOGAMES und POSTMODERN NARRATION, dass jeder sofort das Foreshadowing als solches lesen und am Ende sagen kann "Mwahahaha! I KNEW IT!"

Ich hab aber das Gefühl, dass Spiele trotzdem noch für den Usual-Suspects-Reveal gefeiert werden. Die Musik fand ich weniger pralle, weil sie sich fast permanent wie Gebrauchsmusik, Videospielmusik anfühlt. Dieses künstliche, Fahrstuhlmusikmäßige. Ich finde, das hat was ekliges. Wie Polyester-Kleidung, die auf ner Heizung schmilzt. Ungeil einfach.

Und dann ist da das Problem, was soll ich jetzt meeeega abfeiern bei einem Spiel, wo ich Präsentation so mittel, Gameplay okay und Story naja finde. Ich bin glaube ich mittlerweile zu schlecht in der Benutzung von Sprache, um das adäquat beschreiben zu können. Es hat was damit zu tun, dass Sexy Brutale als Ganzes mehr als die Summe seiner Teile ist, und wie eine elaborierte Taschenuhr eine gewisse Faszination ausübt - die natürlich noch größer wird, je mehr man sich für "Systeme" und "Clockwork Universes" begeistern kann. Es ist dem Spiel hoch anzurechnen, dass es trotzdem klar auf Gelegenheitsspieler ausgelegt ist und keine zertifizierten Brain Geniuses braucht, um es zu lösen (Kann sein, dass es auf 100% Collectables ätzender wird, idgaf). Aber die Chars haben für mich nicht nur wegen des Stils was von Funko Pop Figuren, auch ansonsten sind es auf die simpelsten Erkennungsmerkmale reduzierte Archetypen ohne Tiefe. Da funktioniert dann auch das Drama am Ende nicht.

Die meisten trve gam0r würden mich wahrscheinlich für diese Absätze töten oder zumindest in die Psychiatrie einweisen lassen, weil ich keinen Spaß und keine Freude mehr fühlen kann (Well, obviously!), aber ich muss sagen: Sexy Brutale? Eh, war okay, mehr aber nicht.

Warum es keiner gekauft hat, kann ich auch gleich sagen: Weil die Prämisse und das Gameplay unerklärbar, unpitchbar und unvermarktbar sind. Die größte Heldentat des Spiels ist, dass es überhaupt jemand zuende entwickelt, gepolished und released hat, weil das hätte jedem klar sein müssen, dass das Spiel aussehen kann wie der Heiland persönlich, und die Leute wären trotzdem noch irritiert und leicht genervt.
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