membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 22.01.2018 14:57 Uhr
Thema: Diese Woche: Deckbuilder-Action? Antwort auf: Hätte jemand Bock auf eine virtuelle Brettspielrunde? von membran
Ich würde mal gerne einen Vertreter des seit etwa 10 Jahren sehr beliebten "Deckbuilder"-Genres (den Grundstein hat "Dominion" gelegt) spielen. Das sind, kurz gesagt, Kartenspiele, bei dem jeder Spieler mit den gleichen 10 Standard-Popelkarten startet (je nach Theme sind das "normale Soldaten", "Gammelschiffe", "08/15-Zug", "stumpfe Axt", "Fackel"... solche Sachen) startet, die seinen Startkartenstapel ausmachen. Jede Runde zieht nun jeder Spieler meist um die fünf Karten und kann mit denen was anfangen - meist tollere, bessere Karten aus dem in der Tischmitte ausgelegtem Kartenshop zu kaufen (diese gehen erstmal in den Ablagestapel des Spielers), gegen irgendwas auf dem Tisch ausgelegtes zu "kämpfen" oder ungewollt erhaltene Trash-Karten aus seinem Deck loszuwerden, um es auszudünnen.

Die Idee ist also, dass sich die Spieler ihr eigenes Deck zusammenbauen, während das Spiel Runde um Runde voranschreitet. Neu "gekaufte" oder "errungene" Karten kommen zunächst in den Abwurfstapel des Spielers und sobald aus seinem Kartenstapel nicht mehr nachziehen kann (was anfangs schnell geht, weil man in den meisten Spielen jede Runde 5-6 Karten zieht, am Ende jeder Runde alle übrigen Karten abwirft und das Start-Deck nur 10-12 Karten hat), wird aus dem Ablagestapel ein neues Deck zusammengemischt. Es dauert also ein wenig, bis man eine gekaufte Karte dann auch mal in der Hand sieht. Und am Spielende hat jeder ein "persönlich" getuntes Deck, das mit dem Spielfortschritt gewachsen ist.


"Dominion" hat dieses Genre wohl begründet und ist auch sehr beliebt - hat aber auch zwei sehr prominente Kritikpunkte: Dass das Theme (Mittelalter) erstens kaum zu den jeweiligen Mechanics der Karten passt - man hat eine Kirche oder Kneipe oder was weiß ich und die erlauben, Karten zu ziehen... aus Gründen - und zweitens, dass es eine Art Multiplayer Solitaire ist, weil es keine nennenswerte Spielerinteraktion gibt - es ist mehr eine Art Rennen, wer schnellstmöglich die beste Deck-Engine zusammenfriemeln kann.

Und genau da tritt nun "Arctic Scavengers" auf den Plan. Es ist ein Deckbuilder mit starkem Theme (jeder Spieler ist Anführer einer Survivaltruppe in einer postapokalyptischen Eiszeit - die Karten, das Artwork und die Mechanics spiegeln das viel besser wider als das etwas beliebige "Dominion") und hat einen sehr interessanten (aber nicht fiesen) Ansatz bei der Spielerinteraktion, weil man sich pro Runde zusätzlich zum gängigen Deckbuildung-Business um eine "seltene Ressource" (besonders starke Karten) kloppt - für diesen rundenabschließenden "Skirmish" muss man absichtlich Karten zurückhalten und diese nicht in seinem normalen Zug verbraten. Ach ja, und es gibt Sniper. Gewonnen hat, wer am Ende des Spiels nicht das meiste Geld hat (Geld gibt's eh nicht, die Währungen sind Essen und Medizin), sondern die meisten Menschen um sich versammelt hat (und nicht nur in der Abschlusswertung machen vermeintliche Trash-Karten wie "Refugees", die zwar überall miese Nuller-Stats haben, aber als - achtung! - Menschen zählen, den Unterschied).

Das Spiel setzt auch nicht auf das Abbrennen endloser Kartenkombos wie andere Deckbuilder (wo man sich eine Engine baut, die ständig nachziehen kann und wieder was macht und wieder nachzieht), sondern mehr, wieder im Sinne des Ressourcen-sind-knapp-Themes mehr darauf, _wie_ man seine paar Karten pro Runde einsetzt. Die meisten Karten können nämlich für verschiedene Dinge eingesetzt werden - z.B. zur Essensjagd oder zur Suche von nützlichen Gegenständen  - aber eben entweder oder, nicht für beides.

Alles in allem klingt das alles sehr ansprechend. 3-5 Spieler werden unterstützt. Es gibt zwei Expansions, die nochmals neue Mechanics einführen, aber das Grundspiel ist schön übersichtlich mit nur wenigen verschiedenen Karten und vier möglichen Aktionen.


Edit: Vielleicht hätte ich auch einfach das How to Play oder das Review von Shut up and Sit Down verlinken sollen. Der Quinns versteht es auch immer so gut, einen für die Spiele zu begeistern!








***Diese Nachricht wurde von membran am 22.01.2018 15:15 bearbeitet.***
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