Rinoa  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 12.01.2018 09:17 Uhr
Thema: Re:Knapp 4000 Worte später Antwort auf: Knapp 4000 Worte später von Felix Deutschland

>Der März gehörte dann ganz und gar Zelder: Auf zum Atem, ein Spiel wie geschaffen für einfallslose Listical-Autoren, es in den „Game-of-the-Decade“-Status zu erheben. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen den Hagiografien und dem Jim-Sterling-Review, man kann aber festhalten, dass es das wichtigste und in seinem kreativen Ansinnen erfolgreichste Zelder seit Link to the Past ist. Das man es quasi nur loben kann, macht es fast ein bißchen langweilig, und einfach nur die tollen Features aufzuzählen liefe auf dasselbe hinaus. Wahrscheinlich ist es auch für niemanden von Gewinn, wenn ich nochmal ein Licht auf einen relativ esoterischen Aspekt werfe, nämlich das Gefühl von echter Freiheit, die das Spiel vermittelt, und damit auch der Freiheit von dem Druck, im Spiel voranzuschreiten. Das mit der idiosynkratisch japanischen Designkunst umgesetzt zu sehen, hebt die ganze Idee von Open-World-Games auf ein anderes Level. Diese selbstbewusste ästhetische Gestaltungsfähigkeit im kleinsten wie im größten und allem dazwischen geht westlichen Entwicklern ab, und gerade im Kontrast zu Horizon wird das überdeutlich. Das Spiel lässt einen los wie eine Fahrradtour im Sommer, wie ein ganzer Tag im Freibad. Sicher, man kann schwimmen, man kann aber auch Pommes essen oder Fußball spielen oder Gameboy oder einfach zwischen den Liegeplätzen seiner Kumpels hin und her latschen und und und. Und die Entwickler sind auch „confident“ genug, nicht ständig an Nostalgie und Vergangenes zu appellieren, um sich emotional mit dem Spieler zu verkumpeln. Dass es ein Zelder ist, welches den Mut hatte, bestimmte Leute erstmal auch anzupissen, ohne dafür gleich auf arbiträre Designverbrechen zurückzugreifen wie einige jüngere Teile der Serie, ist darüber hinaus bemerkenswert.

Zelda gehört für mich auch auf die Liste, das beste seit A Link to the Past und A Link between worlds. Minish Cap fand ich auch noch gut, aber BotW ist definitiv bisher das beste und ich danke Nintendo, dass sie so mutig waren, mal neue Wege zu beschreiten.

>Splatoon 2 war der Nintendo-Titel, der dieses Jahr am meisten lediglich „mehr vom selben“ bot, aber mir reichte das. 165 Stunden lang laut Switch-Firmware. Für mich ein perfekter Nebenbei-Podcast-Hören-Titel, so wie Euro Truck Simulator. Das dies in Form eines PvP-Multiplayershooters daherkommt, und nicht als „Gerade mal so noch ein Spiel“-Titel, ist der eigentliche Gag. Der Mangel an modernem Multiplayer-Komfort wie Voice- oder sonstige Art von –Chat ist ein genialer Kunstgriff, der der Community streng, aber bestimmt den Salzstreuer aus der Hand nimmt und die Leute einfach hassle-free Spaß haben lässt. Übrigens eine Gemeinsamkeit, die der Titel mit ARMS teilt. Das Nintendo sich nicht entblödet, diese Leistungen zu unterminieren mit Quatsch wie dem Switch Voicechat Konzept und der immer noch nur als vage Drohung existierendem Bezahl-Multiplayer zeigt, dass der Laden immer noch er selbst geblieben ist, trotz allem Erfolg. Nach einem Singleplayer-Brett wie Zelder zudem jeden Monat einen Flagship-Multiplayertitel rauszuhauen zeigt aber, wie uncharakteristisch klug der Laden seine Karten in diesem Jahr ausgespielt hat, auch wenn der Aufwand locker in den Schatten gestellt wurde von einem einzigen Titel. Aber immerhin, das Problem hatte Nintendo dieses Jahr nicht alleine.

Ich muss sagen, ich hab Teil 2 nicht so viel gespielt, wie ich eigentlich dachte, dass ich es würde. Mich hat genervt, dass man nur bedingt zusammen spielen konnte, häufig war man in unterschiedlichen Teams. Und viel war halt more of the same. Reinschauen werde ich auf jeden Fall nochmal.


>Die Rede ist natürlich von PUBG, der 1.0-gewordenen Zukunft des Online-Multiplayershooters. Ein Geniestreich von Gameplay-Loop, der im Handumdrehen das schafft, woran Bungo sich seit dem überwiegenden Teil einer Dekade zuverlässig die Zähne ausbeißt, nämlich einen dauerhaft motivierenden Shooter, der sowohl social ist, als auch content bietet, um mal im aussagelosen Lingo der Branche und ihrer größten Player zu bleiben. In Zeiten einer immer mehr durch die geschlossenen Online-Platformen fragmentierten Spielerschar hatte PUBG einen noch nie dagewesenen Pull entwickelt, der (wenn auch nicht in meinem Soziotop mit der Durchschlagskraft) die Leute wieder in einem Spiel zu versammeln in der Lage war. *mitleidiger Seitenblick zu Destiny 2*

Das soll jetzt nicht provokant rüberkommen, aber mir erschließt sich absolut Null, worin die Faszination bei PUBG liegt.
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>Alles, was man über den zweiten Teil schreiben kann, wurde schon über den ersten geschrieben. Warum es mich im zweiten Durchgang, indem die immerselben Fehler eigentlich nur noch frustrierender für den Spieler sein sollten, auf einmal so „abholt“, obwohl es auf fast gruselige Weise spiegelgleich zum Vorgänger, in sogar den exakt selben Punkten in exakt derselben zeitlichen Abfolge scheitert – ey, kein Plan. Das Leben beschreitet bisweilen Pfade, die uns für immer unerklärlich bleiben werden. Sicher kann ich dabei auch nicht das abschütteln, was ich oben beschrieben habe, dieses fast körperliche Bedürfnis nach den billigen Erfolgserlebnissen, die man in Videospielen derart zu Hauf findet. Dieses fast gemütliche Destiny-Feeling, dieses ASMR fürs Hirn (Ist ASMR nicht ASMR fürs Hirn? Egal.), diese schamlose corporate Greed, der man mit dem glücklichen Grinsen eines sonnengeküssten Idiots wie meiner Wenigkeit ins Gesicht lachen kann in dem Bewusstsein, darüber nachher mit niemandem diskutieren zu müssen, drüber diskutieren zu wollen. Fucking vidya, amirite?


Ich hatte auch meinen Spass damit, aber nur kurz, mangels Mitspieler und bis ich dann im Clan war, war die Luft schon raus. Jetzt hab ich bei der Expansion mal reingelinst und festgestellt, dass ich das wieder alleine zocken darf und dann die Lust verloren. Bei mir gewinnen solche Titel unheimlich was dazu, wenn ich mit jemand zusammen zocken kann. Macht mir einfach mehr Spass. Ich würd auch so Sachen wie Diablo, Borderlands etc. noch weiter zocken, wenn sich Mitspieler finden, weils halt sonst ödes Gegrinde ist.

>Ghost Recon: Wildlands habe ich mir auch erst Ende des Jahres „mal gegönnt“. Ein schönes Open-World-Spiel, dass die nationale Tragödie eines real existierenden Landes zum Spielplatz für bis an die Zähne bewaffnete amerikanische Dudebros verwandelt, was könnte näher am Zeitgeist sein. Taktische Operationen mit Helikopters und Nachtsichtgeräte, insgesamt äußerst problematische Darstellung und In-Zusammenhang-Setzung von so ziemlich allem, Ghost Recon ist ein wenig „peak CHUD-Gaming“, aber… kein aber. No hugs, no excuses. Ekelhafte Powerfantasy, die einfach saumäßig Bock bringt. Ich als Kriegsdienstverweigerer kann mich damit rausreden, dass ich die meiste Zeit mit Helis und Flugzeugen die Welt abgeflogen bin um mir deren Riesigkeit reinzuziehen in glorious 1080p60. Das Ubisoft es irgendwie geschafft hat, so klammheimlich vor allen Leuten richtig ekelhaft zu sein, chapeau. Far Cry 5 wird um sein Scheißestürmchen wohl nicht herumkommen, scheints mir. Recht so, Leute halten Dissens immer für was Schlimmes, dabei ist das lediglich normal.
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Hab ich mal angezockt, hat mich aber nicht so richtig gepackt. Ich weiß, es ist ein Ghost Recon, aber mir ist da zu viel Schleicherei drin. Schau ich aber sicher nochmal an.

>PS: Gewinner des Jahres Nintendo, Verlierer des Jahres die USA, wenn ich da leben würde würde ich mich auch mit billigem Oxycodon abschießen, da hilft keine Nintendo Switch und ne gute Handvoll Weed.

Neulich einen Bericht gesehen, da ist einer Heroin süchtig geworden und einer Überdosis gestorben, weil er vom Oxycodon, das ihm die Ärzte verschrieben hatte, nicht mehr wegkam, der Arzt aber einfach nix mehr verschrieben hat. Die Entzugssymptome waren wohl so übel, dass er beim Heroin gelandet ist.
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>PPS: Mir ist klar, dass das keiner liest, und wenn doch, groß was darauf antworten kann, weil... Jesus, take look at this shit. Und wenn ich wie in den letzten Jahren drei Replies bekomme, egal. I was born stupid, but I will not die hungry.


Ich gebe zu, den Absatz über FF und PES hab ich ausgelassen.
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>Edit: Jetzt mit Absätzen! Yay! Porfessionalism!


Ah gut.
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>***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 01.01.2018 01:58 bearbeitet.***
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