Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 09.01.2018 17:44 Uhr
Thema: Re:Link vs Mario: GOTHY-Wahl 2017 Antwort auf: Re:Link vs Mario: GOTHY-Wahl 2017 von RouWa
>>FU! Sexy Brutale hat aber in erster Linie Big-Band-Jazz und Swing. Jazz ist beste Musik!
>
>Ist egal. Ich hasse diese Art von Musik. Ich wollte mal rausfinden woran das liegt


Vielleicht liegt es auch einfach an persönlicher Vorliebe, die sich nicht bis ins Kleinste rationalisieren und erklären lässt? Nach faktuellen Gründen für sowas zu suchen, ist in etwa so sinnvoll, wie seine sexuelle Neigung derart zu hinterfragen, oder warum man bestimmte Gerichte (im Sinne von Essen) sehr mag oder gar nicht.

Das in so großem Umfang zu hinterfragen, anstatt sich einfach damit abzufinden oder auf gut Glück sich mit random Material sich zu konfrontieren, führt zu relativ wenig bzw. zu einem fast schon schockierend akkuraten Jim-Jarmusch-Cosplayer. *shudder*

>und bin dabei aus dieses Video gestoßen:
>
>[https://www.youtube.com/watch?v=SlkhkF3etWo]
>
>Kurzfassung: Leute, die Jazz nicht mögen, verstehen Jazz (Improvisation) nicht.


Was völliger Bullshit ist, weil Musik nicht ausschließlich in einem Musiktheoretischen Kontext steht. Ich hab keine Ahnung von Musiktheorie, und es kann mir Spaß machen. Die meisten Leute, die Flamenco mögen, haben keine Ahnung von der Komplexität der Rhytmen und die technische Finesse, die nötig ist, derart schnelle Takte zu halten und zu variieren. Und warum sollte es sie jucken? Die wenigsten Leute, die Musik hören, sind selbst Musiker. Und so sehr es der Qualität der Debatte über Film helfen würde, wenn jeder, der Filme guckt, ausgebildeter Dramaturg (Oder Cutter, oder Kameramann, oder oder oder) wäre, so schwachsinnig ist es, diesen Wunsch als de-facto Standard zu setzen und alle darunter für ahnungslose Lemminge zu erklären.

>Er vergleicht es mit Mandarin bzw. chinesischer Sprache. Wer die Sprache nicht versteht, wird sie vom reinen Hören her nicht mögen. Ich stimme ihm da zu, allerdings will ich etwas nicht erst lernen oder verstehen müssen, um es zu mögen.

Das ist komplett elitärer Gatekeeper-Bullshit. Kein Wunder, dass solche Spezis nur noch mit ihrer Webcam über sowas reden können, weil buchstäblich jeder andere wahrscheinlich die Flucht ergreift, wenn er mit dem Thema anfängt.

>Ich denke auch nicht, dass ich Jazz plötzlich mögen oder weniger hassen würde, wenn ich mich in das Thema einarbeite.

Ja klar. Ich werde auch Zwölftonmusik oder Meeresfrüchte nicht mehr mögen, indem ich mich damit gegen meinen Willen und meine Neigung zwangsmäste. Warum sollte man sowas auch machen? Warum sollte ich mir persischen Schreigesang anhören, oder Peking-Oper? Das ist Musik, durch die ich mich fast schon körperlich unwohl fühle.

Ich schließe daraus aber nicht, dass die Musik kacke ist, bzw. den grandiosen Umkehrschluß, dass Kunst sich an mich anpassen muss, wo ja selbst das umgekehrte nicht der Fall ist. Ich finde sie unerträglich, genauso wie ich anglo-amerikanische Romantic Comedies unerträglich finde. Das ist ein Zeichen, dass ich noch lebe, und kein allesverdauender Medienkonsumroboter bin.

Eine weitaus befriedigendere Erinnerung daran, dass ich noch lebe, verschafft mir allerdings das Konsumieren von Dingen, die ich schön finde und deren gegendständliche und metaphysischen Welten mir vertraut erscheinen.

>Ich gestehe den Jazz-Künstlern zu, dass viele von ihnen phänomenale musikalische Fähigkeiten besitzen. Sie verschwenden ihr Talent nur eben mit Jazz.

LOL. Quite the hot take, my dear sir!

>Jazz ist das einzige Genre, dem ich keinen einzigen guten Song zuweisen kann. Ich habe mir einige neue Vorschläge für angeblich gute Jazz-Lieder angehört, aber sie haben mich alle abgestoßen. Das wird sich auch nicht mehr ändern.

Vielleicht ist es sinnvoll, Musik, die man nicht mag, nicht gleich als "schlecht" zu bezeichnen, wenn man es schon schafft, "phänomenale musikalische Fähigkeiten" zuzugestehen.

Nur so als Idee, vong der logischen Stringenz her.
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