Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 21.11.2017 12:51 Uhr
Thema: Durchgang 3 (?) beendet Antwort auf: Durchgang 1 beendet (Milde Spoiler) von Felix Deutschland
Spoiler sind auch iwie wurscht, ich finde die Story nicht besonders gut. Ich finde allgemein nicht viel an dem Spiel besonders gut, erst recht nicht die ziemlich affige Struktur. Ich frage mich auch, wie viel man aus diesem New-Game+-Gimmick erzählerisch rausholen kann, vor allem, wenn man ihn in jedem Spiel bringt und der Spieler damit rechnet. Ich persönlich finde es zermürbend und hoffe, dass es bald vorbei ist. Einen Gewinn hatte ich auch nicht davon, es so oft durchgespielt zu haben: Das Gameplay ist auf Normal zu simpel, um zu fordern. Weil es nicht fordert, war ich nie dazu gezwungen, das ganze Levelsystem bzw. Kampfsystem mit den Chips zu benutzen (Einmal alle Slots freigeschaltet und belegt habe ich mit dem Arrangement etwa zweieinhalb durchgänge bestritten). So habe ich jetzt während meines dritten Durchgangs erst, weil ich mein Inventar aufräumen wollte, Chips fusioniert und so unter anderem gemerkt, dass ich sowas wie "Witch Time" in meinem Inventar hab und auch Quality-of-Life-Features wie automatisches Aufheben von Mats sich als Chip dazupacken lässt. Gnnnnnn. Warum man solche Quality of Life Sachen im Gameplay versteckt, weiß ich nicht. Es ist ja schließlich auch COOL, dass man das HUD deaktivieren kann, um andere Fähigkeiten zu slotten. Ehrlich gesagt braucht das ganze Spiel aber keine RPG-Mechanics. Die fügen für mich NULL hinzu.

Das Recyclen der Welt nervt. Wahrscheinlich kann man mit diesem Taschenspielertrick der drölftausend Abspänne Reviewer foppen, weil alles was nach dem Abspann kommt nicht als Backtracking zählt, aber, realtalk: Das Spiel ist nach dem ersten Abspann schlicht nicht vorbei. Es ist wie ein Fakeout-Abspann bei Bayonetta, nur dass bei Automata am Ende eine TExttafel vom "Square Enix PR Team" steht, die einen dazu auffordert, bittebitte nochmal einen Durchgang zu machen. Was kein neuer Durchgang ist, sondern zu guten Teilen einfach das Spiel, wie es weitergeht, und dazwischen dann Stellen, die man schonmal gespielt hat, weil das den Devs Arbeit spart. Und trotzdem hänge ich da noch und spiele mittlerweile seit 40 Stunden diesen Spaß.

Die Story führt auch nirgendwo hin. Ich muss wahrscheinlich wirklich mir selbst eingestehen, dass ich ganz einfach nicht auf die Storytelling-Archetypen der Japaner klar komme. Ich hasse diese Melodramatik, ich hasse es, dass Geschichtenerzählen oft nach der Natur buddhistischer Koans funktioniert, ich hasse die starke Intertextualität innerhalb der Serie und ich hasse es, dass die ganzen Moods und philosophischen Einsprenksel allesamt so bestenfalls halb verstanden auf mich wirken und entweder so rüberkommen wie die mad ramblings irgendeines 60jährigen Freaks, der seit seiner Konfirmation an einem Theaterstück über innere Unruhe geschrieben hat aber niemand es lesen will es es fucking hot garbage ist, und dem inneren Moodboard einer sächsischen Gothic-Lolita, die gerade zum drölften mal Gundam geguckt hat. Mir dröhnt einfach der Kopf, ich kann mich nicht auf diese Dialoge einlassen, die in supereinfacher Sprache superkomplizierte Sachen versuchen zu regeln, wo es am Ende doch ohnehin immer auf "Ächz, zack, bumm und heul" hinausläuft. Du hast den getötet jetzt muss ich den töten radaradarada, who gives a shit? Ständig diese Querverweise an komplett unterschiedliche europäische Philosophen. What gives, Japan? Sind unser Denken und unsere Sitten so mysteriös für euch wie eure für uns? Würdet ihr uns für geistig minderbemittelt halten, wenn wir Kabuki-Theater in Lederhosen machen oder Youtube-Videos davon machen, wie wir in unserem Garten mit dem Katana aus dem Teleshop zeigen wollen, wie viele Limonadenflaschen wir in einem Schwung zersägt bekommen? Fair enough.

Ich glaube mittlerweile, vieles im japanischen Mindset hat damit zu tun, dass die Leute auf einer Insel leben. Die restlichen Asiaten sind nicht so, die Japaner sind schon etwas die Engländer oder die Isländer von Südostasien. Die Leute auf dem Festland sind halt normale Leute, aber die Japaner sind schräg und machen Kancho und drehen komplett durch in Gameshows usw. usf., da kann man oft nur noch den Kopf schütteln. Macht sie ja auch symphatisch, aber am Ende sind sie alle genauso Deppen wie wir auch.

Naja egal, NieR: Automata bekommt von mir... keine Wertung. Es ist nicht super, es ist nicht scheiße, es ist leider Mittelmaß. Hätte ich selber nicht erwartet, dass so ein freaky Game mich so hardcore anödet und fast schon hibbelig macht, wann ich es endlich durch habe. Trotzdem schön, dass es das Spiel gibt. In anderen Jahren wäre Nier: Automata Japans einziger Triumph gewesen in einem Meer aus Sadness, aber es ist 2017, wo die besten fünf Spiele des Jahres allesamt japanische Produktionen sind und vielmehr der Rest kacken gehen kann. Ich würde mir nur wünschen, dass diese Nulpen (Und mittlerweile kann man echt sagen, dass es an nichts anderem liegt ausser schlichter Inkompetenz) mal einen EDV-Grundkurs oder so machen. Guckt euch Korea an, guckt euch China an, Indien, die ganze Welt, AUSSER EUCH, kann für PC entwickeln. Meine Güte. Sogar die DEUTSCHE Games-Branche ist da fitter, und die deutsche Gamesbrache ist jenseits von Mobile und Browsergames quasi kaum vorhanden.
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