membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 20.11.2017 16:54 Uhr
Thema: Wolfenstein The New Order & The Old Blood Antwort auf: Durchgezockt: Senf aus Festplatten für zwei Cent von membran
In der jeweils bösen Fassung. Nachträglich hätte ich die sogar in anderer Reihenfolge spielen sollen, weil die ja wirklich nahtlos ineinander übergehen - und der neuere Teil ja ein Prequel ist. Na, egal, diese beiden Spiele zumindest zockt man ja nicht der Story wegen.

Shootermäßig ist's solide Kost, ziemlicher Durchschnitt, recht schlauchiges Leveldesign, kein Autoaim auf dem Xbox-Pad. Was soll ich groß sagen, ich hab mich bei beiden auf "Bring it on" durchgeschossen und in beiden Teilen gab's teils sehr haarige Stellen, meist irgendwelche End- oder Zwischenbosse betreffend. Rücksetzpunkte sind größtenteils fair, nur manchmal eben nervigerweise *vor* einer   längeren Kletter/Krabbel-Passage oder ähnlichem gelegen. Die normalen Gegner sind Kanonenfutter, die ein wenig in Deckung gehen oder auch mal die Position wechseln, für die etwas dickeren / gepanzerten Gegner holt man die Explosivknarren raus (und exploited ein wenig die sich immer zum nächsten "Zwanziger" wiederaufladenden Lebenspunkte), für die Bosse muss man dann teils ein wenig Glitches in deren Wegfindungsroutine ausnutzen und endlos Blein reinpumpen, von daher also schon ziemlich oldschool, das Ganze.

The New Order ist natürlich deutlich besser, größer und bunter (und in letzter Konsequenz auch viel abgefahrener) als der Nachfolger. Der erste Teil ist 20+ Stunden lang, hat einen Hendrix-Dude und ein zurückgebliebenes Riesenbaby im Widerstand, Drogen, Sexszenen, diverse Locations inklusive eines Abstecher auf den Mond (und "richtige" "Story"-Cutscenes), der Nachfolger hat nur CoD-Kampagnenlänge, spielt sich fast ausschließlich in dunklen Gemäuern und Höhlen ab und wartet mit den üblichen Nazi-Zombies auf. Die "Cutscenes" sind dann auch kurze und vorgerenderte Szenen aus der Ego-Perspektive, die sie genausogut in-engine hätten realisieren können.

In der Tat hatte ich mich überhaupt nicht über beide Teile informiert und war entsprechend überrascht, dass der "Nachfolger" so viel kleiner in so gut wie allem war. Das wirkte wie ein schnell nachgeschossenes Standalone-Addon - und das war es dann wohl auch.

Beide Teile leiden ein wenig darunter, ein paar nervig-unfaire Encounter zu haben und dass man jeden Kleinscheiß einzeln und genau aufnehmen muss. Das heißt, mit dem Fadenkreuz per Pad genau drauf zeigen und X-Taste drücken, einfach so drüberlaufen als Pickup ist nicht drin. Das nimmt teils eine ganze Menge Flow aus der ganzen Nummer raus. In die gleiche Kerbe schlägt dieses Bonus-Perk System, was anscheinend in jedem Bethesda-Shooter nun drin ist, das hat mich auch schon im neuen Doom genervt (kann sich Felix auf den Kopf stellen, das System stinkt), weil es einen dazu "zwingt", an bestimmten - sich für Unlocks besonders geeignete -
Stellen absichtlich mehrmals neu einzuladen, um die Perks freizuschalten. Das sind halt so stumpfe, aber teils sehr spezielle Dinge, wie "5 mechanische Gegner mit Granate töten" oder "Gegner mit letzter Patrone eines Magazins umbringen" und ganz viele mehr von dieser Sorte, die man schlicht beim normalen Zocken nicht so nebenbei einsackt - man muss es gezielt drauf anlegen und immer im Hinterkopf behalten, was da noch alles zu tun ist -, aber gleichzeitig sind die Unlocks teils so mächtig, dass man sie so schnell wie möglich haben will (und wenn man es drauf anlegt, kann man vieles in den ersten paar Leveln freischalten, viele, viele Reloads eingeschlossen, weil die Unlocks persistent über Reloads hinweg getrackt werden). Aber es ist dennoch eine Riesenbremse in den Spielen - genauso wie in der Doom Kampagne auch - dass sie es echt hätten draußen lassen sollen.

Lustig-bekloppte deutsche Propaganda-Plakate gibt's in beiden Spielen, und interessanterweise konnte ich nur einen einzigen Satzbaufehler entdecken. Verblüffend wenig Deutsches wirkt "sperrig" oder gestelzt, die hatten da auf jeden Fall einen guten Berater. Auch die deutschen Sprachsamples in der bösen Version sind überraschend gut - besser, als ich es z.b. in deutschen Synchros in Erinnerung habe (deren letzter "Genuss" bei mir zugegeben schon etwas länger ist). Mal von ein paar bayrischen Dialekten abgesehen, was ich schräg fand: Wenn da einer der Gegner mir ein akzentfreies und schmerzverzerrtes "Au, du verdammtes Arschloch, Mann" entgenenwirft, wenn man ihn anschießt, ist das schon ziemlich gut gemacht. Ich würde wetten, bei der deutschen Version haben sie dieselben Zeilen nochmal neuvertont und verkackt. :)

Ansonsten: Auch wenn New Order eigentlich besser ist als Old Blood, weil länger und abgefahrener, spielerisch nehmen sie sich kaum etwas, nur die Level sind anders. Deswegen würde ich beide gleich durchschnittlich einschätzen. Gerade New Order war jetzt nicht DER mördergute Single Player FPS, wie es damals zu Release in den Foren immer hieß.

3/5 böse Symbole.
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