| membran (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 17.11.2017 09:58 Uhr |
Es ist schon wieder ein Newscycle Reset mit der "outdating the outrage" Technik.
Sie haben schon gesagt, dass sie wiederkommen ([http://www.pcgamer.com/star-wars-battlefront-2-microtransactions-have-been-temporarily-removed/]) inklusive ekligem "we hear you loud and clear, keep talking, we will continue to tweak". Ich meine, guck dir diese verlogene Scheiße hier an (immerhin, höhö, ohne das übliche relativierende "some of our fans", womit sie noch bei der oh so großzügigen 75% Preisreduzierung angeschissen kamen):
Und es ist wohl auch so, dass die MTX, wenn sie dann zurückkommen, auch weiterhin die Progression beeinflussen und sie wohl nicht einmal versuchen werden, die "it's only cosmetics!"-Ausrede zu fahren - was ja naheliegend gewesen wäre, dass sie das System darauf umbiegen, denn cosmetic loot ist immer ein unter Spielern akzeptabler und bis dato superprofitabler Kompromiss (so viele Leute und wohl v.a. die Jugendlichen gehen so hart darauf ab, egal in welchem Spiel, knechtender dürfte, wie Felix es mal nannte, nur das leckere Heroin sein) für "kostenlosen DLC", da springt die Playerbase gerne als Defense Force zur Stelle. Aber mit P2W lässt sich wohl einfach noch mehr Schotter machen, denn wie USGamer erfahren hat, soll das System im Endeffekt so bleiben:
[https://twitter.com/The_Katbot/status/931367497831366657]
"Main takeaway from convo with EA: Microtransactions will tie into progression when they return. So no, this isn't a win"
Edit: Nun auch mit vollem Artikel:
[http://www.usgamer.net/articles/ea-star-wars-battlefront-2-changes-will-balance-those-who-want-gameplay-progression-and-those-who-want-an-accelerated-experience]
"Star Wars Battlefront 2 Changes Will Balance Those Who Want Gameplay Progression and Those Who Want an "Accelerated Experience"
Es hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre, denn das Spiel ist so hart auf das Öffnen von Lootboxen hin designed, dass man sie nicht einfach ohne Weiteres rausnehmen kann, die UI Änderungen wären da noch das geringste Problem. Und so ist's dann auch eigentlich egal, ob's Pay-to-Win-MTX gibt oder nur Grind-to-Win Lootboxen, das hat _beides_ nichts in einem Multiplayertitel verloren, verdammt.
Da hat sich wohl die Investoren-Befürchtung wohl bewahrheitet, die ich vorgestern in einem Reddit-Thread verlinkt gesehen habe.
[https://www.cnbc.com/2017/11/15/wall-street-is-getting-worried-social-media-outrage-over-eas-star-wars-game-may-hurt-sales.html]
Sehr schwierig, so einen Text zu lesen, ohne sich zu erbrechen, mit so Bonbons wie diesen:
"We see recent controversies as a potential risk for unit sales vs buyside expectations," Bank of America Merrill Lynch says in a note to clients.
(...)
We believe review scores for a game like Star Wars Battlefront are less important, given the strength of the Star Wars brand, but recognize the negative sentiment is a challenge."
(...)
"If Star Wars can encourage users to spend real money on virtual goods (like FIFA) the game could drive meaningful upside to F'18 and '19 EPS, but this is not a certainty," O'Shea wrote in a note to clients Nov. 1 entitled "Star Wars Battlefront 2: A Trick Or a Treat?"
Jedenfalls: Sie testen halt aus, wie weit sie gehen können und offensichtlich haben sie es diesmal zu weit getrieben, wenn man sich die Highlights der letzten Tage anguckt: Die meisten Downvotes in Reddithistorie auf ihren initialen PR-Lull; die Refund-Welle, auf die sie mit einem Erschweren der Rückgabeprozedur reagiert haben; das Berichten der Mainstream-Medien über die Shitshow, die Disney statt EA über StarWars in die Nähe von Glückspiel-für-Kinder gerückt haben (sehr unangenehm für Disney, dürfte man annehmen: [http://www.bbc.com/news/technology-41997252] und [http://fortune.com/2017/11/15/star-wars-battlefront-gambling-disney-electronic-arts-loot-box-crate], und gestern auf Frontpage CNN: [http://money.cnn.com/2017/11/16/technology/battlefront-ii-star-wars-game-gambling/index.html], da gefiel mir vor allem diese Stelle: "Star Wars owner Disney (DIS) did not immediately respond to a request for comment.") und die Meldung, dass die belgische Glücksspielkommission sich die Sache explizit bei BattleFront (und Overwatch, aber das dürfte zu nichts führen) nun mal genauer anschauen will. Die Belgier haben da wohl eine ganz interessante Definition von Glücksspiel, die wohl nicht nur auf Geld ausgelegt ist, sondern auch lose als auf "Vorteile verschaffen" interpretiert werden kann - und somit P2W Mechanics in Spielen da u.U. drunter fallen könnten ("And there lies the problem, says the gambling commission. Because you want certain things but you don't know what you're buying, means you're gambling. "It's depends on chance how well you can play the game. And in this case, it falls under the gambling laws", says Peter Naessens, director of the gambling commission. -
[https://www.reddit.com/r/Games/comments/7d60ge/belgian_commission_for_gambling_opens/]"). In dem Thread schreibt einer, dass in Belgien eigentlich auch die sonst als Gegenbeispiele bemühten Trading Card Games darunter fielen, aber da Belgien eine der größten Druckindustrien hat (in der Tat werden der Großteil aller Magic Karten in Belgien gedruckt, das hatte ich letztens erst anderswo mitbekommen, als ich wieder Magic gespielt hatte und da eine Kontroverse bei der Pappqualität bei neueren Sets gab), haben sie wohl explizit eine Ausnahme für physische Sammelkartenspiele in Gesetzesform gegossen (das müsste man nachprüfen, ob das wirklich stimmt). In dem Sinne könnte - auch wenn ich nicht glaube, dass das irgendwo hin führt - auch Hearthstone & co als Nächstes dran sein.
Auf Reddit & co sind viele Leute der Meinung, dass vor allem diese Meldung über Belgiens Glücksspielkommission der Grund war, dass EA zurückziehen musste (manche sind fest überzeugt, Disney hätte interveniert - da gab's einen Thread mehrere Stunden vor der offiziellen Mitteilung, dass Disney EA mit dem Entzug des StarWars Exklusiv-Deals gedroht hätte - [https://redd.it/7dgm0z]). Die Sorge ging wohl um, dass das der Tropfen sein könnte, mit dem man das Fass zum Überlaufen bringt und man mit dem dicken Weihnachtsrelease (und allen kommenden in der Pipeline, die ähnlich abkassieren wollten) auf einmal unter je nach Land verschiedene, aber im Vergleich zu normaler Videospiel- extrem harte Glücksspielregulierung fallen könnte. Vielleicht übertrieben, aber die Kosten, die in so einem Falle für Überprüfung und Einhaltung entstehen würden, dürften horrend und entsprechend abschreckend sein.
[https://venturebeat.com/2017/11/16/star-wars-battlefront-ii-microtransactions-go-offline-until-ea-can-make-changes/]
Earlier today, Electronic Arts chief executive officer Andrew Wilson had a phone call with The Walt Disney Company chief executive Bob Iger about Star Wars: Battlefront II, according to sources familiar with the situation. A few hours after that call, players are finding out that they can no longer make in-game purchases with real money.
Wie dem auch sei, sie haben da auf jeden Fall gerade mehrere hundert Millionen Dollar verloren, weil sie nicht direkt am Launchtag ihre Boxen an den Mann bringen können (da war es wohl angesichts anstehendem Thanksgiving, Black Friday und Cyber Monday wichtiger, nackte Spieleverkaufszahlen zu retten, damit es überhaupt eine Basis für Lootboxextravaganza gibt). Aber schön zu sehen, dass der Bogen immer noch überspannt werden kann (auch wenn sie es nochmal vorsichtiger versuchen und es auch schaffen werden). Es hat wohl seinen Grund, warum Activision und Microsoft im aktuellen Lootbox-Shitstorm-Klima die Kaufoption erst nach Release reinschleichen, an den Pre- und Reviews und an der initialen Day 1 Spielermasse vorbei. Im neuen Call of Duty dauert's nur zwei Wochen iirc, bei Microsoft dauert's bei Forza noch ein wenig länger. Keine Ahnung, wie es Ubi im aktuellen AssCreed macht. EA selber hatte den Trick eigentlich auch schonmal drauf, bei den Garden Warfare Teilen haben sie die MTX auch erst reingepatched, wenn die Reviews durch waren und die Masse schon weitergezogen. Aber wenn einer in diesem Herbst versucht, direkt AAA Ultimate Edition Seasonpass-Action mit Lootboxen zu fahren (P2W als Bonus for good measure), scheint es so richtig hart im Getriebe zu knarzen: Shadow of War, Battlefront, NBA 2K18, selbst Destiny 2 hatte einen kleinen Kotsturm um den Launch rum, den sie aber tapfer ausgehalten haben. Zudem: Diese Pay 2 Win Vorwürfe (auch wenn sie nur ein Teil des Problems sind, aber ein lautstarkes) ziehen ja auch nur in den ersten Wochen zu Release. Nach hinten raus kräht kein Hahn mehr danach, wenn sie wie in Battlefield 4 "unlock all shit"-Packages für fünf bis zehn Euro verkaufen und es als "a way for newer players to catch up" hinstellen können. Das wird akzeptiert, weil die Playerbase entsprechend geschrumpft ist und weil die Regulars dann das meiste freigezockt hatten, sollen die Nachzügler halt 10 EUR auf ihre 20-Eur-Complete-Edition drauflegen, für die Day1 Zocker 100+ Dollar gelassen haben). Für mich ist das immer auch ein Beweis, wie sinnlos diese Unlockkarotten sind und wie sie ein Multiplayerspiel zerstören. Chancengleichheit so gut es geht, zu jedem Zeitpunkt, das ist für mich "pures" Multiplayergameplay, was man heute kaum noch im AAA Bereich findet. Das ging für mich damals mit dem ersten Modern Warfare los, mit seinem Erfolg beim 10-fach-Prestige-Unlockgrind und dem Umstand, dass man erst ab Level 41 völlig random mit vier Granaten statt einer spawnen durfte. Dazu passt es dann auch, dass all diese Spiele tendenziell 10vs10 oder mehr sind und das Matchmaking nicht skillbasiert, da werden munter Leute zusammengewürfelt, die Matches müssen ja voll werden. Aber ich schweife ab.
Nun denn: EA waren dann halt auch einfach nicht sneaky genug. Sie haben sich keinen Gefallen damit getan, dass es eine Promo-Beta gab *und* ein 10-Hour-Preview-Trial. Ohne Scheiß, ich dachte, als Iche die Tage vom verschwundenen Refund-Button schrieb, dass das Spiel schon längst draußen war, so kam es mir zumindest vor. Und die Leute konnten dort eben aus erster Hand das Ausmaß der Katastrophe bestaunen (in dem einen Totalbiscuit Video sah man auch, dass das *allererste*, was man in der Beta sah, die Aufforderung war, seine drei komplimentären Lootboxen zu öffnen, lel), was immer deutlich mehr Leute mobilisiert als die in den Wochen vorhergegangen Meldungen hier und da über den Mist; das hat einfach nicht diesselbe Wucht wie über eine Million angepisste Spieler mit Reddit- und Twitteraccounts.
Und wo wir gerade bei TotalBiscuit sind, er hatte da gestern in seinem Podcast auch treffend gesagt (nachdem er nochmal Sterlings "it doesn't suffice to make money - it's fucking star wars, for fuck's sake - it has to be all the moneys" wiederholte ), dass es absolut wahnwitzig von EA ist, ein BattleFront so hart auf die "Games as a Service" zu drücken. Also wirklich zu glauben, dass so ein spielerischer Schiss (anderen Leuten zuzugucken, wie sie als Darth Vader 40 Kills in 80 Sekunden machen, ist überraschenderweise eher unspaßig!) wie Battlefront, das offensichtlich vom Episode VIII Marketing Push profitiert, Staying Power haben könnte - wie League, Dota, Counterstrike etc - dass Leute wirklich da Monate und Jahre reinversenken würden - und entsprechend gute Gründe hätten, dort auch regelmäßig Geld zu lassen - anstatt wie beim Vorgänger nach ein, zwei Wochen weiterzuziehen (das wird auch passieren und genau dann werden die Lootboxen zurückkehren; die Playerbase ist dann nicht mehr groß genug, um kritische Shitstorm-Masse zu erreichen). Zurück bleibt ein Spiel, das wie so viele andere First Person Shooter dieser Tage nicht mit tollem Gameplay lockt, sondern die Spieler vor allem über ewig lange Unlockkarotten (in einem Multiplayertitel, verdammt!) binden will und diese "Progression" nun eben zusätzlich mit Glücksradstimuli monetarisieren wollte. Was. für. eine. Shitshow.
Ich glaub, das langt jetzt auch wirklich von mir zu dem Thema. Schade, ich hätte wirklich gerne einen Star Wars Grafikblender zur Weihnachtszeit gespielt, aber so nicht. So nicht, Freunde der Sonne.
***Diese Nachricht wurde von membran am 17.11.2017 15:10 bearbeitet.***