Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.11.2017 20:17 Uhr
Thema: Re:Auf der Basis braucht man nicht zu diskutieren, Felix. Antwort auf: Re:Auf der Basis braucht man nicht zu diskutieren, Felix. von Seriös
>Schön und gut, nur wieso dann zuerst (auch) auf den Taz Mann draufhauen wenn der Artikel ok ist.  

Weil er _nur_ okay ist, und auch nur okay nach den allgemein niedrigen Standards, die an solche Artikel angelegt werden. Und ich halte es nach wie vor für schlichtweg falsch, zu behaupten, das Spiel würde durch die Schnitte mißverständlich. Das unterschlägt willentlich, dass man komplett gehirnamputiert sein muss, um nicht zu merken, um was es in dem Spiel geht, und dass Wolfenstein genauso Dünkel hat, die Shoa wirklich offen zu konfrontieren, wie ein CoD, welches deswegen dieser Tage der Prügelknabe ist. Ich finde diese Verkürzung mir gegenüber als Kenner der Materie herablassend, und in Hinblick auf die Ziele, die ja augenscheinlich mit dieser Argumentation verfolgt werden, grob fahrlässig, das alles derart krumm und schief darzustellen.

>Meiner Meinung nach ist dein Denkfehler dass du die Mechanismen der Hochkultur auf Massenunterhaltung anwenden willst.  

Das ist kein Denkfehler, das ist schlicht Praxis. Die Mechanismen der Hochkultur wendet Massenunterhaltung ja nicht zuletzt bei sich selber an, und ein Wissen darüber, wer oder was Prometheus ist, hilft mindestens genauso gut dabei, Superman zu erklären, als jedes einzelne Heftchen gelesen zu haben. Romane waren im 19. Jahrhundert billige Unterhaltung für bessere Töchter, Film Anfang des 20. Jahrhunderts eine von mehreren Büdchen auf deiner Dorfkirmes. Jedes Medium geht durch eine Entwicklung, und eine analytische Rezeption in jedem Stadium hilfreich und wertvoll, für die Leute, die das Medium konsumieren und das Medium selbst. Wenn dieser Selbstanspruch fehlt, dann bleibt man eben ein paar dutzend Jahre länger im Zelt neben der Boxbude. Ich würde das aber bedauern, weil es wie gesagt unnötig ist und eigentlich niemandem wehtut, ausser denen, die auf Teufel komm raus wütend darauf bestehen, dass sich dieses Medium nicht öffnet und weiterentwickelt und kompliziert und politisch und kritisch und und und wird.

>Der einzige Grund wieso Indy und Konsorten dürfen und Wolfenstein nicht ist weil vor 35 Jahren die Firmen nicht einfach ein paar Texturen austauschen konnten und ein (damals) 70 Millionen starker Markt ne Menge Geld reinbringt.

Nee, es liegt nicht zuletzt am kulturpessimistisch, hardcore pädagogisch und lustfeindlich geführten Mediendiskurs der frühen 80er. Und das kann nur in Kontext setzen, wer eben weiß, wie Kultur funktioniert (Die Differenzierung zwischen E und U ist dabei letztenendes unerheblich bzw. sogar eher hinderlich, im Grunde tat genau dies die BPjS, indem sie in Gewaltschund und Kunst unterteilte). Ich persönlich gucke Truffaut nicht anders als Filme von Holm Dressler und nehme Spiele auch aus keiner anderen Warte oder durch irgendeinen anderen Filter als den meiner Persönlichkeit wahr (Über deren Qualität sich gewiss streiten lässt). Nur leider ist das Problem nicht, dass eine Gruppe zu sehr zwischen E- und U-Kultur Haare spaltet, sondern die überwiegende Mehrheit nichts anderes als U-Kultur kennt. Was in einem weniger populistischen Medium wie Games auch nicht schlimm wäre, aber es gehört zur Natur von Spielen, dass es eben sehr willig die niederen Reize seines Publikums bedient. Und GENAU DIESE Echsenhirn-Natur wendet Wolfenstein 2 als Brechstange in unser Bewusstsein an, um etwas völlig Unerwartetes dort zu platzieren, und ich als Liebhaber des Mediums finde das ganz wunderbar, und ja, auf seine eigene Art irgendwie magisch, und ich möchte, dass einer auf genau diese Magie hinweist, auf diese Komplexität. Die ist in dem Spiel zu finden, und man sollte sie herausarbeiten und zeigen, weil das etwas ist, wo das Medium sich zurecht selber feiern könnte. Aber es geht alles unter im Geschrei der Zensur-Leutz und der Fraktion, die ohnehin nur mit ihrer Umwelt in gutturalen Lauten kommuniziert. Schade!

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 16.11.2017 20:23 bearbeitet.***
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