Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.11.2017 18:58 Uhr
Thema: Re:Auf der Basis braucht man nicht zu diskutieren, Felix. Antwort auf: Re:Auf der Basis braucht man nicht zu diskutieren, Felix. von membran
>>>Aber ich kürz das jetzt mal ab, anstatt auf alle Passagen aller deiner Postings hier im Ast einzeln einzugehen, da man deine Aussage ja - so glaube ich - wie folgt zusammendampfen kann: "Gibt ja wohl wirklich Wichtigeres auf der Welt als unzensierte Trash-FPS".
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>>Wenn man es sich SEHR einfach machen will, dann kann man das. Mein Punkt beinhaltet aber auch die These, dass es in Wolfenstein 2 weitaus interessantere Sachen zu finden und zu analysieren gibt als die fucking Hakenkreuze. Kurz gesagt: Wenn du Hakenkreuze in Spielen willst, weil Spiele = Kultur, musst du halt die Ochsentour auf dich nehmen und Spiele eben wie Kultur behandeln, in dem man sich differenzierte und vielschichtige Gedanken darüber macht, über Jahre hinweg. Stattdessen beschwert man sich nur über fehlende Hakenkreuze und wundert sich, dass man nicht im Schweinsgallop dasselbe gesellschaftliche Standing wie Film, Theater oder Pfahlsitzen genießt. Das funktioniert so nicht, und vor allem nicht, indem man ständig nölig den Anspruch stellt, ohne diesen durch jahrelangen, ernsthaft und tiefgehend geführten inhaltlichen Diskurs zu rechtfertigen. DARAUF will ich hinaus. Wenn du darüber abrangieren willst, das ich das ganze Thema pauschal als unwichtigen Kokolores abtue, bitte. Aber ich hätte dann sicherlich nicht die ganzen Worte daran verschwendet, die man dann so wohlfeil ignorieren kann.
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>Meinetwegen, aber beim Lesen deiner Texte war meine obige Zusammenfassung das, was hängen blieb. So kam es zumindest bei mir an: Du hattest eben sehr viel Real Estate dieser Feststellung zukommen lassen und, wenn ich das jetzt nochmal schnell überfliege, eigentlich nur einen Absatz, bei dem du diese "differenzierte und vielschichtigen Gedanken" auch in einem Wolfenstein forderst. Das ist beim Lesen bei mir - sorry - komplett untergegangen, mag daran gelegen haben, dass du ein paar Absätze zuvor die Weichen anders gestellt hattest: "srsly, es gibt dringlichere Sachen, denen sich einer annehmen sollte, als dass der Plot von der Version von Wolfenstein 2, die nur in meinem Land verkauft wird, ein _wenig_ (!!!) mehr Sinn ergibt. Die Leute, die Wolf2 zu einem flammenden Plädoyer gegen den Faschismus darstellen und als hochschützenswertes Kulturgut übertreiben die Lage ja auch ein wenig".


Das meine ich auch immer noch so, jedes Wort. Ich kann nur auch nicht jedes mal die Diskussion ganz vom Nullpunkt an wieder aufrollen bei jeder Empörungs-Sau die gerade wieder durchs Dorf getrieben wird, und es ist nunmal so: Wirklich aufmerksamkeit in den Massenmedien gibts nur, wenn sich selbst beweihräuchert oder beschwert wird. Es wird sich jedes mal zuwenig mit der Sache an sich auseinandergesetzt, sondern man lässt sich ablenken von irgendwelchen Strohfeuern wie eine Katze von nem klimpernden Schlüsselbund. Und dann kommt noch der ganze andere Kram mit rein, dass es einem bspw. nicht schnell genug gehen kann mit dem Persilschein für Nazi-Ikonografie, was widerum seitens der Spieler mindestens geschichtsvergessen ist (Es sollte ein Grundbewusstsein dafür geben, was für ein im Kontext des Staats Deutschland und seiner Gesetzgebung großes Privileg, ja quasi Ritterschlag das für das Medium wäre - in gewisser Hinsicht besteht dieses Bewusstsein sogar, weil man ihn auch auf Seiten der Will-haben-Fraktion als solchen betrachtet. Aber wie so vieles im Leben gibt es ihn nicht ohne Gegenleistung, und ganz bestimmt nicht, wenn man ihn in Form eines Wunsches ans Christkind formuliert.

Was ich NICHT sagen wollte, und auch da finde ich habe ich mich nicht mißverständlich ausgedrückt ist, dass man über das Thema gar nicht reden darf, bevor nicht der Welthunger besiegt ist oder so. Ganz im Gegenteil, man sollte mehr darüber reden, und da kann ich nur meinen minikleinen Teil dazu beisteuern, indem ich persönlich einfach mehr von diesem Dialog erwarte und höhere Ansprüche an ihn stelle als der MediaMarkt-Jogginghosen-Kunde, nicht, weil ich was besseres sein will, sondern weil ich möchte, dass dieser Gaming-Shit eines schönen Tages mal was besseres wird als er zur Zeit ist. Es wird nur halt lange dauern, aber das ist völlig normal. Und ja, im Vergleich dazu, in Nordkorea ein Buch von Umberto Eco zu lesen zu kriegen ist das bißchen VPN-Gepule Killefitt. Damit will ich damit nicht Diskussionen im Keim ersticken, sondern den Begriff von Zensur differenzieren, und das sollte möglich sein, ohne sofort in die Defensive zu gehen und sich eine Diskussion darüber zu verbitten.

>Also vielleicht lag's an meinen müden Augen gestern oder an einem etwas undurchsichtigen Argumentationsaufbau deinerseits, aber dein eigentlicher Punkt ist mir dann wirklich entgangen, sorry.

Np, wie gesagt, es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Ich räume auch ein, den Punkt eventuell zu weit ausgeführt zu haben, dass mir bspw. politische Kandidaten schlicht suspekt wären, die mit sowas ernsthaft um Wählerstimmen buhlen würden. Was ein Teil des Prozesses ist, den man nichtsdestotrotz nicht überspringen kann; alles, was sich an dem Ist-Zustand ändert, wird zwangsläufig sowohl durch den Bundestag als auch den Bundesrat gehen müssen und damit dem Wohl und Wehe des Abgeordnetengewissens oder irgendwelcher Parteilinien ausgesetzt sein, und die werden widerum definiert von der Gesellschaft, aus der sich deren Personal rekrutiert.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 16.11.2017 21:47 bearbeitet.***
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