Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 13.11.2017 14:26 Uhr
Thema: Re:lel@crates Antwort auf: Re:lel@crates von membran
>Und so wie es mir vorkommt - ich bin nicht mehr so in das ganze Thema interessiert, weiß aber, wo ich gucken muss - hat sich Rocket League sehr wohl seinen Teil vom derzeitigen eSport-Boom-Kuchen gesichert, und wenn es "nur" Tier 2 sein sollte nach den Dota 2, CS:GO, Hearthstone (!) und LoL Topdogs. Auch Overwatch ist iirc noch nicht "ganz oben", sondern eher auf einer Stufe mit Rocket League anzusiedeln. Aber Rocket League hat wohl immer noch um die 200K gleichzeitig aktiven Spieler, es hat seine World Championships und ist ein Stammgast bei den Top 10 auf Twitch.

Ich glaube nunmal nicht, dass eSports eine Sache ist, die so groß ist, wie sich die Finanziers und Betreiber von kommerziellem eSport wünschen würden. Ich glaube, das ist eine Fad, so wie Oktopus-Wrestling oder Tanzmarathons, die irgendwann wirtschaftlich kollabiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da mal eine nachhaltige, lang- oder auch nur mittelfristig belastbar solide Infrastruktur entsteht und dass die Popularität, da stark an einzelne Titel gekoppelt, welche widerum ihren ganz eigenen Lifecycles unterliegen (Und diese das eigentliche Interesse an der jeweiligen "Sportart" repräsentieren). Dazu weiß man mittlerweile, dass Spieler ihren performance peak von ca. 17 bis Anfang 20 haben. So sind die Spiele, um die sich ein Publikum scharen könnte, genauso wie die Spieler, um die sich Fans scharen könnten, viel zu schnell verheizt. Wenn ich mir Bilder von Events in irgendwelchen Sports-Arenas angucke und sehe, wie mega viele Sitzplätze in diesen Riesenstadien leer bleiben, wirkt das auf mich alles nicht sehr rentabel und auch hart an der Grenze dessen, was diesen Aufwand für eine PR-Veranstaltung rechtfertigen würde. Ich bin mir sicher, in zehn Jahren redet keine Sau mehr über eSport, wenn nicht irgendeine Art von Spiel, welches sich NIE ändert (!) in seinen Basics, quasi den Standard bildet. Aber so splittert sich das alles in Marginalst-"Szenen" auf, deren Eigenleben und Persönlichkeiten so schnell wieder verschwunden sind, dass man sich gar nicht auf das einlassen kann, was eine vollumfängliche Sport-Angucker-Erfahrung ausmacht. Du hattest das mal anhand von Rennspiel-eSport erläutert, aber ich sehe auch nicht, was bei Rocket League bspw. grundsätzlich anders wäre, dass die Argumente von dort nicht auch bei dem Spiel gelten würden.

Aber vielleicht unterschätze ich auch die Multi-Kanal-Fähigkeit des Publikums und schon mitte des nächsten Jahrzehnts sind Poker, Darts, Pool und Austrian Giants bereits Olympiadisziplinen (Übrigens auch ne Veranstaltung mit gewissen Problemen, was die Zuschauerbindung angeht). Wird ja mittlerweile auch in Deutschland im freiempfangbaren Sportfernsehen wirklich jeder Exzentriker-Scheiß von kompetitivem Popeln bis hin zu baskischen Pelota und isländischem Frauenweitwurf gezeigt.
< Auf diese Nachricht antworten >