Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.10.2017 16:41 Uhr
Thema: Re:Also ich sag mal so Antwort auf: Also ich sag mal so von membran
>Ich freu mich auf Mario morgen.
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>Destiny weckt derweil vor allem Erinnerungen an The Division bei mir. Sieht teils spektakulär aus, spielt sich quasi von alleine. Die Herausforderung besteht vor allem darin, nicht einzupennen und wenn das geschafft ist, nicht in Abgründe zu stürzen. Ich wage zu bezweifeln, ob ich so einen Grafikblender in 1-2 Wochen noch regelmäßig spiele, wenn ich mich an den Welten erstmal sattgesehen habe.


Es ist auch eine Art Spiel, die du, wenn man im Hinterkopf behält, was du so in den letzten Jahren an persönlichen Spaß-Präferenzen kundgetan hast, eigentlich verachten müsstest. Es ist grindbasiert, was schonmal die Todsünde sein dürfte. Der Multiplayer, trotz Halo-Mechanics, auch unwürdig, weil ebenfalls grindbasiert (Waffen etc.). Bis auf die Optics und die Core Mechanics dürfte dich eigentlich nichts an dem Spiel ansprechen, weil es aus so viel busywork und 'menial tasks' besteht (Ich hab mittlerweile die Strikes, Daily Challenges und Patroullien freigespielt). Destiny 2 ist definitiv nicht "The Division" (Die Wischen hat haargenau dieselben Dummfehler gemacht wie Vanilla Destiny seinerzeit, was spektakulär und unentschuldbar war, aber hey), aber beide Spiele gehören zum selben Subgenre, für das bisher noch kein kluger Kopf einen schmissigen Namen gefunden hat, nennen wir sie "Gemeinsam im Voicechat abhängen und labern während man irgendwas mit seinen Händen in derselben Spielwelt macht" oder "GIVAULWMIMSHIDSM".

Halo's Singleplayer war viel skillbasierter, die Gegner-AI elaborierter und ohne frei skalierendem Gegnerlevel oder sowas. Der Multiplayer war ursprünglich nicht unlockable-basiert.

Spiele wie Destiny, The Division oder Warframe leveragen dieselben Affekte wie seinerzeit WoW, nur in einer wahrlich kapitalistischen Effizienz. Halo war keine Skinner-Box, und so sehr mir Destiny 2 gefällt (Und so sehr dich das irritieren mag), man muss immer im Hinterkopf behalten, das man eine Skinner-Box spielt. Ich hab dir versucht, dir das anhand deines Gemaules über die Collectibles in Doom 2016 zu erklären, aber ich hätte auch nicht in dem Umfang antworten können, wie es dieser Punkt bedarf, aber ich bin grad nicht in der Stimmung für einen Essay den eh keiner liest also versuche ich auch hier auf den Punkt zu kommen: Gaming dreht sich um "cheap thrills". Gaming ist der Chili-Cheeseburger mit Curly Fries, Gaming ist das Tütchen Pannini-Aufkleber, der Chupa Chups Zungenmaler, der Fidget Spinner, das Marvel Cinematic Universe, das Harrys Hausbesuche, der Zlatan-Ibrahimovic-Youtube-Supercut das man sich auswählt. Es geht darum, Leuten etwas vorzugaukeln und damit gut abzucashen. Sei es mit Allmachtsphantasien oder mit sonst irgendwas. Skinner-Boxen erinnern uns daran, dass wir Menschen Tiere sind, mit tierischen Affekten. Und niemand, wirklich niemand kann bei Videospielen sagen "Neinnein, Felix, ICH spiele die guten, die ehrlichen, die nicht-mein-portemonnaie-weinsteinenden Vidyagames!", denn Videospiele waren so ziemlich seit ever Skinnerboxen. Seit es irgendeine Art von "Belohnung" für eingaben gibt, ist man die Maus, die auf den Knopf drückt, um einen Blowjob zu bekommen (Ich bin mir ziemlich sicher, dass das das Experiment war, das Skinner ausführte, und ich hab bis heute keinen Plan wer in den sauren Apfel beißen musste, um die Mäuse am Ende mit dem Mund zu verwöhnen - FOR SCIENCE!).

"Jaja, schön und gut, altbekannt, blubb."

Freilich. Trotzdem ist es, gerade in Bezug auf Destiny (2) wichtig, sich dieses vermeintlichen Allgemeinplätzchens nochmal bewusst zu werden, weil ich das Gefühl hab, dass ich nur über diese Achse meine mittlerweile (oder momentan?) in wohlwollende Ambivalenz kippende Ablehnung dieses uns in allen Lebensbereichen peinigende Hamsterrad-Paradigma in Bezug auf dieses Spiel erklären kann.

Wie in Diablo 3 ist es so, dass eine Skinner Box karg, ablehnend und "böse" sein kann, oder verführerisch. Komfortabel, gut eingerichtet, schön gepolstert und mit einer Salatschüssel Gummibärchen auf dem Tisch. Der Unterschied, ob man für Google oder das Jobcenter arbeitet - beides Hurensohnvereine, aber der andere macht sich wenigstens die Mühe, dir den Kopf zu streicheln, während er dir die Seele aus dem Leib melkt.

Sagen wir es so: Ich bekomme gerne den Kopf gestreichelt. In Destiny 1 hat niemand meinen Kopf gestreichelt.

Man darf nie vergessen, dass wir, selbst für die "guten" Firmen, nie etwas anderes waren als lebende Portemonnaies, die es zu entleeren gilt (Auch ein Spiel wie Mario Odyssey will nichts anderes). In keinem anderen Bereich wird man dieser Tatsache zur Zeit so gewahr wie in Multiplayer-Spielen, die "traditionell" als Guerilla-mäßig von Fans organisierte kostenfreie Innovationstreiber entstanden und heute, im Grunde, Jobs sind. All dein (berechtigtes) Klagen über nur temporär freischaltbare Karren in Furzer Drölf lässt sich auf diese Tatsache zurückführen. Die Maschine hat es geschafft, dass wir sie für das Privileg, für sie zu arbeiten, bezahlen - in unserer HOCHKOSTBAREN Freizeit.

Und damit habe ich ein wundervoll wasserdichtes Maniacesques Totschlagargument gezimmert - Destiny 2 ist nicht kacke, du magst einfach nur andere Skinnerboxen!

Edit: Üff, wieder so ein wirrer Scheißpost. Ich habs nicht mehr drauf, sehen wir den Dingen ins Auge.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 26.10.2017 17:46 bearbeitet.***
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