membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 11.10.2017 18:03 Uhr
Thema: Re:Hm, das klingt ja doof Antwort auf: Re:Hm, das klingt ja doof von Icheherntion
>Wenn's so ist, wie ich das hier rauslese, würde es mich aber auch stören. Einfach die Geschwindigkeitsvektoren zum Crashzeitpunkt auslesen und zumindest eine rudimentäre Schulderkennung zu haben, sollte da schon drin sein. Also so ganz simple Regeln wie, gab's Grund zu bremsen? Wenn ja, hat automatisch der auffahrende Schuld etc. Und wenn sie das nicht hinbekommen, halt ganz weglassen. Aber dass man noch zusätzlich dafür bestraft wird, dass man gerammt wird, sollte nicht sein.

Die Diskussion ist durch, wurde jahrelang geführt (iRacing ist von 2008), es ist müßig, sich da jetzt wieder durchzudiskutieren (auch wenn es natürlich wegen des neuen Publikums zu erwarten war). Das Ergebnis ist, dass es schlicht funktioniert. Du kannst schlicht Racing Incidents, bei denen sich im echten Leben sogar Rennstewarts mit Wiederholung aus mehreren Perspektiven zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, nicht mit Algorithmen abdecken. Deine "ganz simplen Regeln" werden sehr schnell sehr komplex, wenn man mal drüber nachdenkt.

Was hilft, ist ein generelles Umdenken, zur Not mit Umerziehung, der Playerbase. Warum fahren alle im normalen Straßenverkehr die meiste Zeit gesittet? Aus Angst vor Strafe oder Unfallkosten oder Verlust von Fahrerlaubnis oder des eigenen Lebens. Man will einfach nicht, dass es knallt, weil es Geld und Nerven unter unter Umständen Leben kostet, egal, wer Schuld war. So ein "es trifft alle" Ratingsystem holt die Leute theoretisch in dasselbe Boot, dass es "um was geht". Dass die Leute mit der "alle anderen sind Idioten, ich muss vorsichtig und besser sein als sie" Mentalität in die erste Kurve gehen. Und die zweite und die dritte.  

Das kannst du jetzt gerne scheiße finden. Der Punkt ist, dass du ganz genau weißt, wie Onlinerennspiele normalerweise ablaufen. Ich verlinke mein iRacing Bathurst Rennen nicht nochmal, findest du im PC Forum Racing Thread, aber so ein Verhalten / vorsichtiges Überholen / sich gegenseitig Raum lassen / unter Umständen mal *nicht* in den Zweikampf gehen kenne ich nicht von Konsolenrennspielen. Das ist eine grundsätzliche Haltung in der Playerbase: Lieber ankommmen und dafür zwei Plätze sausen lassen (je besser das eigene Rating und damit die Konkurrenz wird, gibt's dann aber auch hartes aber faires Racing: wenn jeder eine vorhersehbare Linie in der Kurve halten kann und nicht rumtorkelt wie ein Betrunkener, dem anderen Raum lässt wo nötig und man den Fähigkeiten des Gegenübers trotz Random-Online-Setting "vertraut", kommt ganz anderes Racing zustande). Mit in diese Haltung spielt aber auch, dass Rennen und zu fahrende Runden in iRacing je nach Klasse immer so 25 bis 40 Minuten lang gehen, man hat da mehr Ansporn, sauber durchzuhalten und anzukommen, als in 3 bis 5 Runden Rennen (ich weiß nicht, wie es in den Standardonlinerennen bei GT Sport ist). Außerdem starten Rennen in iRacing zu bestimmten Uhrzeiten, wenn man quittet, kann man schlicht nicht einfach in ein neues Rennen springen, man muss auf die nächste volle Stunde warten. Es ist jedenfalls ein komplexes Thema, bei dem übrigens auch immer mitschwingt, dass es eigentlich recht einfach ist, wenn man geradeaus fahren kann und nicht *ständig* in Unfälle verwickelt ist. Ich bin z.B. auch ohne "eigene Schuld" in einem Rennen disqualifiert worden (das geht nämlich in iRacing auch, zuviele Crashes oder Dreher oder auch nur "das Grün berührt" (!!) und es ist Feierabend), weil mir ständig Leute in der Kurve hintendrauf geballert sind. Aber rückblickend war ich da einfach noch ein fahrendes Hindernis in der Kurve, statt 90% Attack mit vielleicht 50% um die Kurve getuckert (Sim Racing ist halt gackelig, wenn man es nicht gewöhnt ist). Unterm Strich ging mein Safety Rating aber immer weiter nach oben. Als ich da vor ein paar Monaten eine Pause eingelegt hatte, war ich am oberen Limit von "4.99" angelangt, mehr und besser geht nicht. Also, es geht, wenn man nicht fährt wie der letzte Idiot und ab und an auch mal ohne Crash ins Ziel kommt (und oft bekam ich sogar noch leichte Pluspunkt mit einem Crash im Gepäck).

Die Frage ist natürlich, ob die Konsolencrowd die richtige Zielgruppe für so ein System ist. Und ob "clean racing" für alle Skillranges durchgesetzt werden soll (wie es offensichtlich das Ziel ist mit diesem System), anstatt die Low Skill / Casual Crowd sich wegcrashen zu lassen und die High Skill Leute sich vernünftig über entsprechendes Match Making antreten zu lassen, wenn sie den Normalos erstmal über ein paar Rennen hinweg weggefahren sind.

Es ist jedenfalls für mich interessant zu verfolgen, wie dieses System in einer neuen Crowd ankommt und ob es die Onlinerennen ähnlich transformiert, wie ich es in iRacing erlebt habe. Doof nur, dass ich mangels PS4 nicht aktiv dran teilnehmen kann. Aber ich hätte auch keinen Bock auf Onlineracing mit Pad, und mein Lenkradsetup geht nur noch mit VR, keinen Platz vorm TV, und Lenkrad am TV stinkt eh wie Sau.

***Diese Nachricht wurde von membran am 11.10.2017 18:15 bearbeitet.***
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