dixip  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 06.09.2017 18:42 Uhr
Thema: South Park Stick of Truth / The Witness Antwort auf: "durchgezockt!" Geschichten aus dem Laufwerk - 2011-2015 von dixip
South Park - The Stick of Truth ist ein feines Action-Rollenspiel nach Paper Mario-Formel mit perfekt umgesetztem South Park-Design. Da sind jetzt wirklich keine Unterschiede mehr zur Zeichentrickserie festzustellen: Grafik, Design, Humor, Stimmen, Musik,... Auch die Geschichte könnte genauso gut einfach ne Folge sein.

Man selbst spielt den Neuen, frisch nach South Park gezogen und wird von seinen Eltern gleich mal nach draußen zum spielen und Freunde finden ("Facebook"-Freunde) gejagt. So landet man bei Cartman, dem Zauberer, und hilft ihm und seinen Anhängern, den Stick of Truth wiederzufinden... usw. Das ist fein erzählt und hat halt diese Mischung aus Fantasy-Welt der Kids und eben der Realität, in der sie diese Fantasy-Geschichte SPIELEN.

Mit einem Begleiter marschiert man durch South Park, öffnet Kisten etc. und sammelt so Zeug und Waffen und Ausrüstung. Gegner sind sichtbar, bei Kontakt wird in einen Kampfbildschirm geschaltet und dort geht es der Reihe nach zum Schlagen, Magie, Itemeinsatz etc. Passendes Timing bei Angriffen und Blocken sorgt für bessere oder überhaupt Treffer. Schilde und Panzerungen, Angriffe von hinten, ausweichen, es gibt diverse Feinheiten beim Kampfsystem, so dass es eigentlich durchgehend spannend bleibt. Die Gegner leveln (leider) mit, so dass man sich auch später nicht durch alles durchschnetzelt.

Die deutsche Version ist geschnitten, siehe Diskussion hier:
[http://pp-forum.p44.net/pxmboard.php?mode=message&brdid=3&msgid=351648]

Ich bin kein großer South Park-Fan, von daher würde ich von dem Spiel eigentlich nur abraten, wenn man South Park nun abgrundtief hasst. Wer South Park mag, hat das Spiel eh schon gespielt, alle anderen sollten es sich doch mal angucken, wenn sie mal wieder ein fluffiges, recht lineares, nicht endlos langes Action-Rollenspiel wie eben Paper Mario oder auch Child of Light zocken wollen.



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Von The Witness hab ich mir viel versprochen: Geheimnisvolle und wunschöne Insel, in der man rumturnt und dann ein reines Rätselspiel: GotY
Wenn ich so einleite heißt das aber Enttäuschung!

Es gibt doch einiges, was mich nervt. 1. Ich bin zu dumm. 2. Das Spiel lässt mich dümmer aussehen als ich bin. 3. Ich werde nicht klüger durch das Spielen.

Man startet in einer Festung, der Weg ist klar, die Rätsel präsentieren sich auf Panels, die überall rumstehen oder an verschlossenen Türen kleben. Aufgabe: in einem Labyrinth den Weg vom Start- zum Zielpunkt einzeichnen. Logischerweise kann jeder Pfad dabei nur einmal benutzt werden. So weit so einfach.

Schnell ist man aus der Burg raus und blickt motiviert auf die weite Insel. Und ich war noch keine 20m von der Burg weg, da hab ich schon das erste Problem identifiziert. Das Rätsel vor meiner Nase zeigt eine erste Variation, also neue Besonderheiten und Regeln, die man zusätzlich zur Wegfindung im Labyrinth erfüllen muss. Nur kenn ich die nicht!

Etwas genervt von dannen gezogen und etwas weiter stehen je 5 Rätselpanels, die eben diese neue Regeln mit leichten Aufgaben einführen und so erklären.

Das ist mir später noch mehr als einmal passiert, dass ich vor Rätseln stand - und zwar schon in schweren Varianten - die ich noch nicht kannte. Und die Wege auf der Insel werden später schon länger. Und ich bin auch vor Rätseln weggelaufen, die ich zwar grds. verstanden habe, die mir aber grad zu schwer waren (wie sich später herausstellte auch, weil ich die Regeln nicht gut genug kannte, z.B. bei den Tetris-Blöcken, die Variante, dass das Symbol zwar eingeschlossen sein muss, aber nicht zwingend von dem dargestellten Stein). So war ich in vielen Ecken auf der Insel und hatte nun überall angefangene Rätsel. Teilweise konnte ich nicht weiter, weil ich das Rätsel nicht kennen konnte. Teilweise hab ich Feinheiten übersehen, teilweise waren die Feinheiten (Licht, Schatten) aber dann doch etwas absurd. Beispielweise gibt es durchsichtige Panels, zu denen man sich selbst richtig platzieren muss, damit Objekte im Hintergrund den Zeichnung vorgeben. Das Letzte dieser Art stand nun vor Palmen, die man wohlwollend einzeichnen konnte. Brachte nur nix... alle Versuche... Das Internet hat mir später verraten, dass man von der anderen Seite des Panels durchschauen muss und dort Objekte (auch Palmen oder Steine) findet.

Also war irgendwann der Punkt erreicht, wo ich planlos und ziemlich lustlos über die Insel gelaufen bin, um neue Rätsel aufzutreiben, weil die alten mir grad oder für immer zu schwer waren. Das hat Zeit gekostet und das war motivationstechnisch ein Killer.

Das Spiel hat keine Struktur, es gibt nur kryptische Storyhäppchen mit Tonbandgeräten, die man erst mal finden muss, es gibt keine Ortsbezeichnungen, keine Map, keine Nummerierung der Rätsel, keine Statistik, natürlich kein Wegweiser, kein Kamerazoom oder irgendwas, was einem mit der Orientierung hilft, außer dass die Insel klein ist und einige Objekte einen guten Wiedererkennungswert haben, wenn man erst mal weiß, wo man ist.

Das hat alles dazu beigetragen, dass ich mich in keinem Rätsel richtig verbissen habe. Es hat auch nie diese Aha-Momente gegeben, wenn man auf einmal ein vorher undurchsichtiges Rätsel löst. Ich hab einige Rätsel gelöst und nicht mal DANN verstanden, warum die Lösung so richtig war. Das ist für mich ein entscheidender Unterschied zu Braid, Limbo, Portal, Zelda BotW,... Die Spiele haben ihre Werkzeuge und Regeln allesamt besser eingeführt, sanfter und klarer. Und dort konnte man auch nicht 50 offene Rätsel an völlig verschiedenen Orten offen haben und komplett den Überblick verlieren, wo es denn jetzt noch weitergehen könnte.

Es bleibt übrigens ausschließlich bei den Panels mit den Labyrinthen zum einzeichnen. Es gibt aber einiges an Regeln, die erst einzeln, dann in Kombination auftauchen. Und teilweise muss man die Spielumgebung in die Rätsellösung einbeziehen, was meist nur in der einfachen Form spaßig ist, danach schnell frickelig wird und auch gar nicht immer so eindeutig ist. Ich hatte keinen Bock, mir Karopapier parat zu legen, und selbst zu malen. Wer die Rätsel aber ohne Hilfe lösen möchte, dem sei das dringend empfohlen, egal wie gut das räumliche Vorstellungsvermögen bei Euch ist.

Ich hab es dann mit einer Lösung zu Ende gebracht (von 250 Rätsel+4 auf ~460). Dank der mangelhaften Struktur des Spiels musste ich es dann quasi mit Lösung vor der Nase zu Ende spielen, obwohl mir dank der Lösungen dann endlich einige Regeln klarer wurden (Eliminator, Sterne + Farben sortieren), so dass mit etwas nachdenken, sicher noch was möglich gewesen wäre. War halt scheiße, dass man früh Frust aufgebaut hat, weil man vor unschaffbaren Rätseln stand, dann kriegt man wieder Pipifax-Aufgaben und dann innerhalb von 5 Rätseln wieder Monsteraufgaben. Als lineares Spiel hätte das viel besser funktioniert, zumal es selten Spiele gab, in denen die Welt so klar Kulisse war, weil man nicht nur nix machen kann (nicht springen, nicht klettern), sondern die ganze Interaktion in Form der Rätsel eh schon völlig deplatziert wirkt. Und die Welt ist ausgestorben, kein Tier, kein Mensch, keine Änderung von Sonnenstand oder Wetter...

P.S. hab grad mal geschaut, dass es über 100 Rätsel in der Umgebung gibt. 4 hab ich gefunden. Das bestätigt mich nur in meiner These, dass das Spiel etwas zu verkopft ist; einfach zu viel reingepackt, zu viel Esoterik und Mystik angedeutet, um dann bei den Rätseln bloß nicht zu wenig reinzunehmen und auch bitte jede Idee noch mit rein zu stopfen.

Ich will nicht vor dem Spiel warnen, besonders die hübsche Insel und der leichte Einstieg holt einen ja erst mal ab. Aber es gibt IMO bessere rätselfokussierte Spiele wie eben Portal 1/2 oder Braid oder Picross...
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