Macher  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 25.08.2017 15:46 Uhr
Thema: Re:Loot Boxes Antwort auf: Re:Loot Boxes von Felix Deutschland
>>Jetzt machst du es aber noch eine Dimension einfacher. Nur weil man ein Spiel machen kann, das, ohne Skins zu verkaufen, haufenweise Geld einbringt, bedeutet in den meisten Fällen nicht, dass es garantiert haufenweise Geld einbringen wird.
>
>Unternehmerisches Risiko hast du mit allem. Du könntest bspw. den gesetzlichen Rahmen komplett ausschöpfen bei der Herstellung von Brot. Nicht alle tun dies, aus unterschiedlichen Gründen (In diesem Beispiel in erster Linie Kundenvertrauen aufgrund von Bäckereiskandalen, Qualität des Backwerks und der Wichtigkeit einer bestimmten Art von Herstellungsprozess für den Kunden). Mangelndes Verantwortungsgefühl gegenüber der Kundschaft aus rein profitorientierten Erwägungen kann man auch als solches bezeichnen. Das es Alternativen dazu gibt (Auch innerhalb des "kapitalistischen Systems"), ist eine im anglozentrischen Raum ziemlich unbeliebte Ansicht.


Es stimmt, dass Loot Boxes am Rande der Legalität sind aber einfach Kostüme kaufen, wenn man weiß, was man kriegt, ist es nicht. Der Rest stimmt im Groben aber ohne konkrete Beispiele und Zahlen lassen sich nicht alle über einen Kamm ziehen und das ist genau das, was passiert, sobald Skins verkauft werden.

>>Und wenn du dafür verantwortlich bist, dass 500 Leute immer noch am Ende des Projekts Arbeit haben, ist die Entscheidung, ob man für wenig Aufwand noch ein paar Kostüme für viel Geld verkauft, oder nicht, nicht so einfach.
>
>Diese Zahlen klingen cool, aber mir kann niemand erzählen, dass er 500 Leute in Lohn und Brot hält, weil er gerne zum Haushaltseinkommen von 500 Individuen beiträgt. Realistisch ist es doch, das Projekte mit wenig Mitarbeitern anfangen und so große Zahlen an Beschäftigten erst dann kommen, wenn die MTX-Kohle fließt und vielmehr der Fluss möglichst erweitert werden sollte, und wenn das nicht passiert, dann verkleinert sich das Team ratzfatz, weil projektgebundene Engagements branchenüblich sind usw. usf.


Das ist halt nicht mehr so. Es werden zu jedem Zeitpunkt drei Assassin's Creed Projekte gleichzeitig entwickelt und sobald eins fertig wird, werden mehr Leute dem nächsten zugeschoben.

>Ich möchte echt mal sehen, wie diese Kapeiken ihre Monetarisierungsmodelle mit dem Argument verkaufen, das leidige Hire&Fire der Gamesbranche endlich zu beenden, ohne in hysterisches Gelächter auszubrechen.

Ich nehme UbiSoft gern, weil die sehr offensichtliche gute wie auch schlechte Seiten haben, Microtransactions gerne nutzen (aber keine Lootboxes?) und gern kritisiert werden. Die machen kein Hire & Fire, dachte ich.

>Aber deren freie Entscheidung gewesen. Niemand zwingt Ubisoft dazu, so dermaßen gigantisch und als Franchise angelegte Titel mit irrwitzigen Giga-Budgets zu stemmen, damit die Mischkalkulation noch stimmt. Vielleicht zwingen die Marktbedingungen Ubisoft dazu, diese Griffe nach den Geldfleischtöpfen immer und immer wieder versuchen zu müssen (Gott bewahre, wir haben es mittlerweile wohl alle gemerkt, wie gerne sich Ubisoft in seinen eigenen Spielen für Extra-Kokolores bezahlen lässt), aber Gigantismus und allumgreifender Maximalismus wird hier quasi als Begründung für sich selbst herangezogen. Imo auch argumentativ reichlich dünn. "Ja, wenn wir davon ausgehen, dass Ubisoft das neue Activision werden MUSS, dann machen die das schon sehr richtig." Nun.

Ubisoft ist kein Activision und wollen das nicht werden, sonst würden sie den Kauf von Vivendi begrüßen. Und warum sollen sie keine großen Spiele machen? Soll der Fortschritt der Spieltechnologie allein in Kriegspropaganda vom echten Activision erfolgen? Es ist mir lieber, wenn sie im besten Fall von Beyond Good & Evil und im schlechtesten Fall von stabby Vergangenheitstourismussimulationen gemacht werden.

>>Du sagst es nicht explizit, dass du dich nur auf die Spiele beziehst, die 20+ Millionen kosten, aber du beziehst dich hoffentlich nur darauf. Es gibt Spiele wie Assassin's Creed, die wahrscheinlich selbst von der Hälfte von UbiSoft inzwischen als notwendiges Übel betrachtet wird, um die Firma am Laufen zu halten, aber dann gibt es noch Child of Light. Und der Typ, der Mario & Rabbids macht, macht es offensichtlich mit Begeisterung.
>
>Klar, aber ich denke auch, die Motivation diese kleinen Spiele zu machen ist komplexer als reine "Liebe zum Spiel" und die "schmutzig" verdienten Profite mit Herzensprojekten wieder "reinzuwaschen", ich denke nicht, dass Ubisoft _so_ funktioniert.


Das habe ich auch nicht behauptet. Das ist mein Argument ins Extreme gezogen.

Ich glaube, hier ist etwas unklar. Ich behaupte nicht, dass es OK ist, wenn UbiSoft oder sonst jemand Microtransactions in ihren Spielen einbaut. Ich finde nur, dass es Wert ist, eine Diskussion zu haben, ohne dass es reflexartig in Alles Böse, Activision, Amerikaner, Gier ausartet.

Der Macher
< Auf diese Nachricht antworten >