Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 01.08.2017 12:26 Uhr
Thema: Jetzt bin ich durch... (mit Spoilern!) Antwort auf: Sind eigentlich alle durch? Mein alter, kurzer Senf von membran
>Ich hatte es vor fünf, sechs Wochen durchgespielt (ohne einmal was nachzugucken, Leute!) und keine Muße gehabt, noch groß was dazu zu schreiben.

Ich hab es gestern beendet und musste noch mal ein paar Dinge am Telefon erfragen (nach einem Patch gab es eine Hotline, die man wählen kann!), weil ich manches schlichtweg nicht mehr wusste oder rausgefunden habe: Die fehlende Seite des Ransom-Witz-Buches (einfach nicht gesehen, wo die hin ist), Geist kann die Türen "entsperren", der Seekrit-Meeting-Spot (den Pott, in welchen man das nukleare Zeug tropfen lassen soll, konnte man zu Beginn nämlich NICHT mitnehmen!), daß die Dame mit den Röhren mal Kuchen gebacken hat ...

>Man merkt dem Spiel an vielen Stellen an, dass die Zeit knapp wurde oder das was geschnitten wurde, aber eben nicht komplett rausgenommen wurde. Als generelles Beispiel sei hier der Betamax-Automat, das Tape und der Typ im Store gegeben.

Ja, auch die verdammte Arcade! Ich hatte so viele Items, die angeblich sehr wichtig waren, aber es dann doch nicht waren. Die "Poopsi"-Dose zB, Ransom hatte auch 1-2 Sachen ohne Zweck...

>Anderswo führt das auch dazu, dass man sich viel zu früh an einer Lösung versucht (weil einem das Rätsel prominent gezeigt wird, und ansonsten mit dem Char nicht mehr viel zu tun ist - ich meine den Geist und den magischen Stein am Balkon), obwohl das Spiel noch lange soweit ist, einen das Rätsel auch lösen zu lassen (im Falle des magischen Steins ist die Lösung dann superarschig-simpel, sobald man es "darf". Und vorher gibt es keinen Hinweis vom Spiel, dass es einfach noch nicht geht; man probiert sich einfach dumm und dämlich. Es hilft dabei nicht, dass man dabei wie ein Bekloppter diverse Charaktere mit dem dummen Fahrstuhl hin- und herkutschiert, um im Penthouse was auszuprobieren). Bei anderen Lösungen (es hat verdächtig viel mit dem Geist-Typen zu tun, fällt mir gerade auf!) ist man sich nichtmal sicher, ob man das jetzt "korrekt" erledigt hat, was man machen soll (z.B. in der Krypta).

Generell fand ich die ToDo-Liste zu Beginn gut, weil man sich daran orientieren konnte, später wandelte es sich komplett ins Gegenteil, da man haufenweise Punkte hatte, die man meinte, lösen zu können, aber es war einem nicht vergönnt. Auch fand ich doof, wann diese Punkte da aufgelistet wurden, IIRC immer direkt bei Beginn eines Kapitels und nicht erst bei Triggern über Dialoge.

>Gefühlt hat das Spiel ein paar zuviele Red Herring Items.

Eindeutig.

>Es ist etwas schlampig, wie die Chars nicht miteinander reden und auf einander reagieren. Das sticht richtig heraus, wenn auf einmal zusammen ein Rätsel lösen, obwohl die sonst überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Nicht mal direkt reden können sie miteinander. Das alles führt zu einigen sehr seltsamen Situationen.

Auch das haben sie mit dem Patch verbessert, aber dennoch treffen die sich dann und wissen, wer der andere ist, ohne denjenigen vorher jemals gesehen zu haben. So wirklich helfen oder weiter bringt einen der Dialog jedoch nicht, da sie nur so allgemeines Zeug schwafeln wie "Wir müssen in die Fabrik!" - "Ja, ich will da auch rein!" - "OK!"

> Noch seltsamer dann die folgende Cutscene (von der es ja nicht viele gibt) - man sieht die Vier von vorne mit großen Augen, sie sind völlig erstaunt - "Oh God... what has he done?!" fragt einer ungläubig - und als man dann selber sieht, was die Vier sehen, ist es... nicht besonders ungewöhnlich für das, was der betreffende Charakter sonst so gemacht hat? Wir saßen zu zweit davor und mussten uns am Kopf kratzen, was da nun so unglaublich-ungeheuerliches dran sein soll. Jedenfalls: Da ist einfach viel verschenktes Potenzial. Vermutlich keine Zeit gehabt.

Die hatte ich auch im Trailer gesehen und mir gedacht: "Jetzt aber!"
Dann war da nur ein großer Ventilator und "Fabrikinventar". Ja, nun. Ich dachte auch zeitweise, daß alle Bürger selber Roboter/Androiden sind, man geht in der Fabrik auch an solchen vorbei, es wird ein Virus injiziert, aber ... das ist danach auch egal.

>In eine ähnliche Kerbe schlagen ein paar von den Storysequenzen. Da passieren ein paar Dinge (Leute werden niedergeschlagen, entführt, wachen vielleicht alleine irgendwo auf...), die werden einfach nie erklärt. Und wenn der Abspann läuft, wird einem vielleicht bewusst, dass das Spiel noch nichtmal aufgeklärt hat, wer nun wen umgebracht und wer dabei geholfen hat, was der Plan nun eigentlich genau war, was die in der Post verteilten Disketten nun sollten, und was die Signale, die ja so ungewöhnlich stark waren. Klar... man kann das alles (und interessanterweise auch das seltsame Verhalten der Charaktere) mit dem Ende erklären ("isso"), aber das ist halt irgendwo lazy.

Das stimmt, der eigentliche Mord ist gar nicht geklärt. Da alles nur passiert durch "Story" und einer magischen Hand, ist es wirklich nachhaltig bei mir noch mal eine Stufe nach unten gepurzelt. So clever das erst mal wirken will, so offen und faul ist es letztendlich für mich.

>Das Ende. ...  So oder so fand ich den buchstäblichen Verweis eines Spielcharakters auf "das initiale Kickstarter Video" absolut furchtbar, örghs. ...

Ich fand einerseits witzig, daß man das so geplant hat mit ... 3-4 Jahren Vorlauf, im Kontext mit "Wir sind alle in der Matrix" als Bug ganz nett (wobei das von Dir genannte Pony-Island das GANZ anders drauf hat), andererseits ist "Verweis" noch freundlich für die direkte Silbertablett-Lösung.

>Genrefreunde greifen zu.
>3/5 Specks of Dust.


Ja, letztendlich ist es nur mittelprächtig. Mir haben einige Sprecher gut gefallen, andere weniger, manche Idee war okay, aber keine so richtig ein Kracher. Zu wenig skurril wie etwa DotT, zu wenig stringent und in sich geschlossen wie MI1&2. Allein durch die Aufteilung in fünf Charaktere in der selben Umgebung haben sie es unnötig verwässert. Der Geist stach zwar heraus, konnte aber kaum mit den anderen interagieren und war somit (wie Du auch schon meintest) fast das am meisten störende Element, den Großteil der Zeit war ich mit Dolores oder der Agentin unterwegs. Grundlegend wurde eine Menge falsch gemacht, allein über Stil und Charme rettet sich der Titel bei mir auch nicht. Im Lucas-Arts-Adventure-Ranking kommt das SEHR weit hinten. Schade.
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