membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 15.06.2017 15:26 Uhr
Thema: Sind eigentlich alle durch? Mein alter, kurzer Senf Antwort auf: The body is starting to pixelize von Bullitt
Ich hatte es vor fünf, sechs Wochen durchgespielt (ohne einmal was nachzugucken, Leute!) und keine Muße gehabt, noch groß was dazu zu schreiben.

Daher nur kurz und ich versuche, nichts zu spoilern, außer wie mir das Spiel und das Ende gefallen haben und ich es beschreiben würde. So in der Art.


Grundsätzlich fühlt sich das Spiel wie ein wiedergefundenes LucasArts Adventure aus der Zak McKracken Zeit an. Soweit alles in Butter. Anfangs ist's ein wenig zu simpel, aber wenn sich das Spiel dann mit der Erlangung der Karte öffnet, ziehen auch die Rätsel an, Potenzial zum steckenbleiben wie früher hat das Spiel dann auf jeden Fall. Blabla tolles P'n'C blabla. Kommen wir zum Negativen.


Man merkt dem Spiel an vielen Stellen an, dass die Zeit knapp wurde oder das was geschnitten wurde, aber eben nicht komplett rausgenommen wurde. Als generelles Beispiel sei hier der Betamax-Automat, das Tape und der Typ im Store gegeben. Anderswo führt das auch dazu, dass man sich viel zu früh an einer Lösung versucht (weil einem das Rätsel prominent gezeigt wird, und ansonsten mit dem Char nicht mehr viel zu tun ist - ich meine den Geist und den magischen Stein am Balkon), obwohl das Spiel noch lange soweit ist, einen das Rätsel auch lösen zu lassen (im Falle des magischen Steins ist die Lösung dann superarschig-simpel, sobald man es "darf". Und vorher gibt es keinen Hinweis vom Spiel, dass es einfach noch nicht geht; man probiert sich einfach dumm und dämlich. Es hilft dabei nicht, dass man dabei wie ein Bekloppter diverse Charaktere mit dem dummen Fahrstuhl hin- und herkutschiert, um im Penthouse was auszuprobieren). Bei anderen Lösungen (es hat verdächtig viel mit dem Geist-Typen zu tun, fällt mir gerade auf!) ist man sich nichtmal sicher, ob man das jetzt "korrekt" erledigt hat, was man machen soll (z.B. in der Krypta).


Gefühlt hat das Spiel ein paar zuviele Red Herring Items.


Es ist etwas schlampig, wie die Chars nicht miteinander reden und auf einander reagieren. Das sticht richtig heraus, wenn auf einmal zusammen ein Rätsel lösen, obwohl die sonst überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Nicht mal direkt reden können sie miteinander. Das alles führt zu einigen sehr seltsamen Situationen. In einer Szene gegen Ende helfen alle vier Charaktere gleichzeitig bei einer Aktion, ohne dass sie vorher auch nur ein Wort miteinander gewechselt zu haben. Noch seltsamer dann die folgende Cutscene (von der es ja nicht viele gibt) - man sieht die Vier von vorne mit großen Augen, sie sind völlig erstaunt - "Oh God... what has he done?!" fragt einer ungläubig - und als man dann selber sieht, was die Vier sehen, ist es... nicht besonders ungewöhnlich für das, was der betreffende Charakter sonst so gemacht hat? Wir saßen zu zweit davor und mussten uns am Kopf kratzen, was da nun so unglaublich-ngeheuerliches dran sein soll. Jedenfalls: Da ist einfach viel verschenktes Potenzial. Vermutlich keine Zeit gehabt.

In eine ähnliche Kerbe schlagen ein paar von den Storysequenzen. Da passieren ein paar Dinge (Leute werden niedergeschlagen, entführt, wachen vielleicht alleine irgendwo auf...), die werden einfach nie erklärt. Und wenn der Abspann läuft, wird einem vielleicht bewusst, dass das Spiel noch nichtmal aufgeklärt hat, wer nun wen umgebracht und wer dabei geholfen hat, was der Plan nun eigentlich genau war, was die in der Post verteilten Disketten nun sollten, und was die Signale, die ja so ungewöhnlich stark waren. Klar... man kann das alles (und interessanterweise auch das seltsame Verhalten der Charaktere) mit dem Ende erklären ("isso"), aber das ist halt irgendwo lazy.

Das Ende. Ich bin mir unsicher, was ich davon halten soll. Einerseits passt das zum selbstrefentiellen Ton des ganzen Spiels und passt auch als Referenz auf das Ende von Monkey 2, andererseits hatte ich schon mit dem Fund des ersten Teils des Tagebuchs von dem Onkel Lunte gerochen. Oder sollte man da schon Lunte riechen? Gut, so Mindfuck Sachen überraschen mich selten, ich hab den Twist von Fight Club auch schon im Kino kommen sehen, jahaha! Wie dem auch sei, so ein Ende hätte mich in jüngeren Jahren noch eher umgehauen, mittlerweile habe ich soviel Zeug konsumiert, dass man sowas schnell das "Somewhat Overdone"-Etikett anheften kann, v.a. wenn man noch Bücher und Filme mitzählt. Selbst beschränkt auf Videospiele gab's da zuletzt viel in die Richtung; spontan fallen mir Superhot, Undertale, Pony Island und The Stanley Parable ein. So oder so fand ich den buchstäblichen Verweis eines Spielcharakters auf "das initiale Kickstarter Video" absolut furchtbar, örghs. Und selbst das habe ich nicht nachgeguckt, ich hatte das damals nichtmal gesehen, weil ich die Kickstarter-Kampagne nicht verfolgt hatte. Immerhin war mir instinktiv klar, was ich mit dem Item wohl machen muss. In dem Zuge hat mich auch das Konzeptgrafik-Finale nicht sonderlich von den Socken gehauen. Also das Mindfuck-Ende war bis zum Reveal ganz okay-ish, aber das finale Ende ab dem "Kickstarter"-Spruch mies.

Genrefreunde greifen zu.

3/5 Specks of Dust.
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