Macher  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 10.06.2017 20:07 Uhr
Thema: ...was Shenmue gut macht. Antwort auf: Re:Release nun für Q3/4 2018 angepeilt von Felix Deutschland
>>>>[https://www.kickstarter.com/projects/ysnet/shenmue-3/posts/1905604]
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>>>>köchel
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>>>Ich verstehe bis heute nicht, was sich die Spieler von dem Game versprechen. Aber gut.
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>>Einen nicht-zynischen Freundmachsimulator, in dem die Wendung nicht die ist, dass ein Freund sich plötzlich als der Bösewicht herausstellt, sondern andersrum. In einem anderen Teil der Welt hineinversetzt werden, das auch unangenehme Aspekte zeigt und unterm Strich trotzdem romantisch ist. Die Reise von Ryo mitmachen, mit dem sich jeder Videospieler, der sich ernst nimmt, identifizieren kann, weil Videospieler so unbeholfen mit Frauen umgehen wie Ryo und weil alle denken, sie könnten Kung Fu wie er, wenn sie nur mal Zeit reinstecken würden. Gute Minispiele.
>
>Animal Crossing?


Nie gespielt, also kann ich nichts darüber sagen. Die Themen in Animal Crossing interessieren mich einfach nicht und in dieser Instanz bin ich auch nicht an putziger Grafik mit simpelsten Interaktionen interessiert.

Ich schiebe jetzt einfach mal einen unaufgeforderten Kommentar zum Spiel, falls es noch Leute gibt, die nicht verstehen aber verstehen wollen, was Shenmue besonders macht. Shenmue hat haufenweise Schwächen und es ist völlig legitim, wenn sie einen so stören, dass man keinen Spaß daran hat.

Es ist fast zwanzig Jahre her und wir sind vier Konsolengenerationen weiter und es gibt kein einziges Spiel, das so erfolgreich schafft, den Spieler in einen anderen Ort zu versetzen so wie Shenmue in Yokosuka. Ich meine einfach nur das Gefühl durch die Straßen zu laufen. GTA sowieso ist ein Lego-Spiel mit realistischer Grafik dagegen. Die Figuren existieren dort nur, um vom Spieler überfahren zu werden oder um ihm Missonen zu geben. Ihre Dialoge kommen von einem Briten, der Gangsta sein will, und sind wie von Hugh Grant in Mickey Blue Eyes nur mit einem echteren Akzent. In Shenmue hat man echte japanische Charaktere mit allen Eigenheiten, Höflichkeitsformen und Mimik, die Japaner halt haben, und die ihren Tagesablauf nachgehen, den man dann unterbricht. Die brauchen den Spieler nicht, um zu existieren. Man sollte meinen, dass das im Spiel keinen Unterschied macht, außer dass es lästig ist, wenn man Menschen sucht, aber es macht einen enormen Unterschied im Mittendrin-Gefühl, ob die Welt nur existiert, um dem Spieler zu dienen, oder ob ihr der Spieler egal ist. Sowas gibt es nicht in GTA, nicht in Yakuza und nicht in sonst einem Spiel. Assassin's Creed Origin wird das zweite Spiel überhaupt, das so eine Tagesablaufsimulation in so einem Spiel bietet und das mit 18 Jahren Verspätung.

Der Rhythmus der Dialoge ist, weil sie halt einen japanischen Ablauf haben und es war ein Fehler, die neu auf Englisch aufzunehmen. Die hätten das lassen sollen so wie in den Yakuza Nachfolgern. Was immer noch übrig bleibt und hölzern wirkt ist gut, nicht weil es trashig ist, sondern weil es echt ist. Wenn man zwei unbeholfene japanische Teenager in eine schwierigen romantischen Situation bringt, dann klingt das für mich überzeugender

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... als fließende Absichtserklärungen wie man sie aus Filmen in Hollywood gewohnt ist.

Die Leute, die dem Spiel Charaktertiefe absprechen, sollen mir Spiele zeigen, wo es besser gemacht wird. Ich dachte am Anfang auch, dass die Geschichte simpel ist, aber ich sehe keinen auf NeoGAF z.B., der es blickt. Ich lese immer nur "Yeah, Shenmue 3, endlich werde ich Lan Di dem Arsch treten" und die sehen nicht, dass es nicht darum geht. Die letzte Anweisung von seinem Vater war, dass er Freunde machen soll, was er größtenteils ignoriert. Es gibt Hinweise, dass sein Vater nicht ganz unschuldig war. Die Aufgabe von Ryo wird am Ende nicht sein, Lan Di zu besiegen, sondern den Kreis der Gewalt zu beenden. Ich habe schon wieder zu viel geschrieben ... egal.

Unterm Strich spielt man Shenmue nicht wegen der Spielmechanik. Wenn es darum ginge, kann das Yu Suzuki auch in anspruchsvoll. Er hat Virtua Fighter gemacht. Es geht darum, in der Welt des Spiels zu existieren und die Reise mitzumachen.

>Ich würds dir gönnen.

Danke!

Der Macher
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