membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 11.05.2017 15:25 Uhr
Thema: Re:GT Sport klaut Onlinekram bei iRacing Antwort auf: Re:GT Sport klaut Onlinekram bei iRacing von dixip
>Grundsätzlich ist das System für einen Hardcore-Racer mit offenbar sehr auf Hardcore-Raser zugeschnittenem Bezahlmodell (Abo!??? WTF) eine sinnige Angelegenheit.

Über die Abo-Nummer brauchen wir nicht zu reden, das ist eigentlich indiskutabel und viel, viel zu teuer (ich hab's mir halt mal gegönnt, wo schon Lenkrad und VR da waren). Zumal einem bei iRacing auch bald Risse im Lack auffallen (z.B. Reifenphysik, mieser Website-Client...), die aber von einer teils sektenhaften Community verschwiegen (ein Members-Only Forum, dessen Mitgliedschaft recht teuer ist, lässt schnell eine gewisse verschworene Club-Athmosphäre entstehen, bei der kritische Meinungen nicht allzu gut ankommen), der zu befolgende "Sporting Code" (ugh.) oder, ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen, von drakonischer Ban-Politik und diktatorischen Forums-Mods, die teils auch kritische Stimmen in anderen Foren in ihrem eigenen Forum und dem "Service" selbst bestrafen, untergebuttert werden.

Mein Blick in diese Szene (und anderswo siehts ähnlich aus, mit den Project Cars Jüngern oder den AC Fanboys und deren Foren!), mit der ich vorher nichts zu tun hatte, war auf jeden Fall erstmal irritierend. Aber wenn man einfach nur ne Runde mitfahren will, braucht einen das natürlich nicht zu jucken. Wie immer bei Onlinespielen gilt, mute all und ab dafür.

>Die wollen ja entspannt vor ihrem Lenkrad sitzen und Abends 1 Rennen fahren, gerne auch um Platz 19/26 kämpfen etc. Motorsport als Spiel virtuelles Hobby.

Jaha, das sagst du so, aber hier ist es halt wirklich noch einigermaßen spannend, um Platz 19 zu kämpfen, weil eine Platzierung höher oder niedriger entsprechend bedeutsame Auswirkungen auf dein Skillrating hat, also bei iRacing. Es gibt gar kein "unranked", du wirst immer geranked; und der Skillwert fährt sich nicht irgendwann fest wie in allen anderen Ranked Systemen (die Nummer mit dem Vertrauen des Systems in dessen Bewertung deiner Fähigkeiten; "Rank Lock"), sondern es geht knallhart im Durchschnitt (die Skillpunkte der Gegner spielen natürlich eine Rolle) 100 Punkte rauf für einen Sieg und genauso hart 100 Punkte runter für den letzten Platz. Das fand ich schon ganz geil. Es ist ja nunmal so, dass schon per Definition nicht jeder in einem 20er Starterfeld in den Top 3 mitfahren kann. Dass man da auch auf den hinteren Plätzen auf eine bessere Position geiert (und eben NICHT quitten sollte - zum Einen wird man dann als Letzter eingestuft und zum Zweiten gibt es eh keine andere Rennen bis zur nächsten vollen Stunde), ist ein Anreiz, den man nicht unterschätzen sollte.

Und weil das Safety Rating immer im Hintergrund mitschwingt, auch wenn es schlussendlich doch nicht so wichtig ist, wie ich zuerst dachte (dazu später noch mehr), sorgt es dennoch dafür, dass man selber fährt, wenn man im für Rennspiele typischen Niemandsland unterwegs ist, keiner vor oder hinter einem in einem 20 Sekunden Abstand. Kommt ja nunmal vor, vor allem gegen Ende. Also selbst dann ist es noch leidlich spannend.

>Die Zielgruppe dürfte ähnlich groß sein wie für die Hardcore-Flugsimulatoren (die, wo sich Leute nen Cockpit in die Garage bauen...) u.ä.

Die Hardcore-Sim Playerbase ist verschwindend gering (Motorsport hat schon im echten Leben mit massiven Zuschauerschwund an der Rennstrecke und im TV zu kämpfen) und diese ist auch noch über 7+ Spiele aufgeteilt. iRacing gilt als Platzhirsch  im Onlinebetrieb (mit Abstand.) und da sind zu Stoßzeiten überschaubare 3000 bis 4000 Leute gleichzeitig online (andere Titel würden damit als tot gelten), die sich dann wiederum in zig Rennklassen tummeln, aber durch die stündliche Fixierung auf Rennen entsprechend gebündelt werden. Was das für die Community-Größe der anderen Rennspiele bedeutet, kann man sich also denken. eSport mäßig geht da auch nichts, was mich nicht verwundert, da gucken in den offiziellen Streams vielleicht 300 Leute zu, habe ich gesehen. Motorsport ist wie gesagt IRL schon auf dem absteigenden Ast und Sim Racing ist kein guter Spectator Sport. Strunzlangweilig, zu lang die Events, zu unübersichtlich die Broadcasts (selbst wenn man wider Erwarten einen persönlichen Favoriten haben sollte, bekommt man dessen Performance und eventuelles Ausscheiden durch Unfall o.ä. nie wirklich mit, wenn er nicht gerade in der Spitzengruppe mitfährt) - und schlussendlich zu nah dran an der Real-Life Alternative. Warum Nerds beim Racen zugucken, wenn man dasselbe auch mit echter F1 machen kann? Das Argument kannst du bei Overwatch, CS:GO, League of Legends oder Rocket League eben nicht bringen. Zudem ist der Alterssdurchschnitt in der Szene viel, viel höher als bei anderen Titeln. Will sagen, da sind viele Ü50er-"Sim-Dads" mit dabei, die wie von dir beschrieben ihr Hobby pflegen und zwischen Abendbrot und Nachtjournal noch ne gediegende Runde im 5000 EUR Rig drehen wollen; skillmäßig aber meist nix draufhaben und denen es nicht in den Sinn käme (das meine ich nicht negativ!), sich einen eSport-Broadcast anzugucken, stattdessen aber gerne ihre Zeit damit verbringen (und das meine ich negativ), in den einschlägigen Sim-Foren von oben herab die korrekte Renn-Etikette ("kein Trashtalk! Gentlemen's Agreement! Keine Kritik an MEINEM Spiel!") zu forcieren und schlussendlich mehr Zeit dort als in ihrem sündteuren Rennsessel verbraten.

>Dass Sony DAS nicht kopiert, ist imo völlig logisch und absolut richtig. Ich finde es völlig okay, wenn das Matchmaking nach dem Verhalten läuft. Sollen die Deppen mit den Deppen spielen, die Racing-Fans mit anderen Racing-Fans. Das ist doch okay. Gerne darf es Belohnungen geben, aber dass man quasi von allen spaßigen Karren ausgeschlossen wird, wenn man nicht mindestens 100 Stunden die Woche geradeaus fahren übt, wäre für mich ein absoluter Verzichtgrund.

Das muss ich jetzt eh ein wenig einschränken, denn das Safety Rating für sauberes Fahren, was dann die höheren Lizenzen freischaltet, ist pisseinfach hochzufahren, *wenn* man nicht ständig neben der Strecke hängt. Ich selber war nach ein paar Wochen am oberen Safety-Rating-Cap und hätte mir die A-Lizenz abholen können, wenn ich das gewollt hätte (dazu hätte ich nur eine Handvoll Rennen mit B-Klasse Autos fahren müssen, aber ich fahre in iRacing so gerne die C-Klasse). Ich habe auch gemerkt, dass ich selbst mit einem fetten Crash in einem Rennen teils noch Pluspunkte bekam, wenn es das einzige Vorkommnis blieb; da musste man schon mehrfach in einem Rennen verkacken, damit man was abgezogen bekam. Das ist also alles nicht so wild. Wenn GT Sport da keine Autos hinter Lizenzen versteckt, ist das schon ok. Wenn die Leute die schnellen Autos nicht ohne Verbremser um den Kurs wuchten können, werden die Leute ja eh abgewertet.

Aber dass Sony iRacings Safety Rating Konzept als (Teil-)Basis für das Matchmaking fast 1:1 kopiert, ist schon ziemlich gut. Genauso wie die Bündelung der Spieler durch feste Startzeiten (GT Sport dürfte zwar aus dem Stand heraus ein Vielfaches der Online-Spielerzahlen von iRacing erreichen, aber insgesamt gegen andere Online-Genres immer noch ein Zwerg sein). Es hat viel zu lange gedauert, bis sich das ein anderer großer Titel (es gibt ein paar Community Mods/Plugins für andere Spiele) aneignet. Beides dürfte aus den o.g. dazu führen, dass die Leute sauberer fahren und mal ehrlich, dieses "Massaker in der ersten Kurve", das Weggeramme von Gegnern und der Missbrauch von Gegnern als Kurvenhilfe ist doch der Grund, warum Online Rennspiele bislang (gegen Fremde) immer so gestunken haben. Da muss man halt mit Psycho-Tricks ran. Ein Ranking für sauberes Fahren und feste Startzeiten, die dafür sorgen, dass man bei einem Crash nicht einfach fix ein neues Match suchen kann, das hätte ich gerne bei jedem Rennspiel (abseits von Arcade-Racern, natürlich).

>Ich bin mittlerweile eh so raus aus dem Genre, dass ein Forza für mich schon zu hardcorig ist.

Ja gut, dann bist du wirklich nicht die Zielgruppe. Bei AC/iRacing/rFactor/RaceRoom/Automobilista & co kann man sich drum streiten, welche Sim nun wo die Nase vorn hat, ob im Onlineangebot, oder bei der Reifenphysik oder bei den Strecken (und keins von den Spielen ist perfekt), aber hardcorige Sims sind sie alle, ein paar lassen sich noch mit Fahrhilfen für Padbetrieb zurechtrücken, andere eher nicht. Ich selber habe auch erst durch VR zu Sim Racing gefunden (wobei ich da gerade ein wenig pausiere, um andere Spiele zu zocken), vorher war das selbst mit Lenkrad am TV zu scheiße, wegen FoV (auf das ich hier nicht schon wieder eingehen will). Ohne Triple Screen oder VR würde ich keines dieser Spiele zocken wollen. Gleichermaßen machen es sich aber auch die Leute, die Forza und Gran Turismo ihre Hardcore-Sim-Fähigkeit absprechen wollen, etwas zu einfach. So verkehrt ist die Physik da nicht, wenn man alle Fahrhilfen ausschaltet. Und der Production Value ist entsprechend hoch, da kommen die krüppeligen "Hardcore-Sims" kein Stück weit mit. Das Problem ist da eher, dass die Bindung an die Konsolen-Sandbox dazu führt, dass es zu entsprechenden Einschränkungen bei der Peripherie (z.b. Erkennung aller Eingabegeräte über mehrere USB-Quellen, in den "richtigen" Sims Gang und Gäbe, wie Lenkrad von Logitech, Pedale von Fanatec und Schalthebel von Thrustmaster - 3 verschiedene USB Geräte) und, schlimmer noch, durch die Konsolennatur keinerlei Einfluss auf Sitzposition (höher/niedriger/weiter vorne/hinten), FoV-Slider oder TripleScreen Support.
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