strid3r  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.04.2017 19:21 Uhr
Thema: Nier Automata Antwort auf: "durchgezockt!" Geschichten aus dem Laufwerk - 2011-2015 von dixip
Gerade den letzten Abspann hinter mich gebracht. Saves wurden auch wieder gelöscht, allerdings habe ich hier die technischen Möglichkeiten genutzt und geschummelt (Saves auf USB gesichert…). War auch insgesamt ein recht nüchterner Abschluss. Die emotional starken Momente kamen für mich an anderer Stelle und waren leider eher selten an die Hauptprotagonisten gebunden, was wohl eines der größten Probleme der Handlung sein dürfte.

Hat schon Spaß gemacht und wieder ein durchaus interessantes Szenario geboten (95% erledigte Quests sprechen für sich, vom Waffen-Grinding abgesehen zum Großteil sogar ungezwungen), aber eben nicht ansatzweise einen so starken Eindruck hinterlassen können, wie das erste Nier. Insgesamt hat sich der nach dem ersten Durchgang gewonnene Eindruck bis zum Ende gehalten und ich sehe das Spiel eher als nette Ergänzung des Universums und der Nier lore mit deutlichen Mainstream-Anleihen. Das liegt zum einen daran, dass das Spiel weder beim Gameplay, noch bei der Narration neue Impulse liefert (eher sogar viele Aspekte, die Gestalt/Replicant so interessant gemacht haben, deutlich zurücknimmt oder ausspart), vor allem aber auch an den bereits erwähnten Hauptcharakteren, die tatsächlich bis zum Schluss hin recht blass bleiben, was natürlich mit zuvor genannten Punkten Hand in Hand geht. Da hilft es wenig, dass dies zumindest teilweise schlüssig innerhalb der Handlung begründet wird. Die Spielwelt, deren Historie und ihre Bewohner bleiben dadurch die eigentlichen Stars, während Plot und Protagonisten bestenfalls zweitrangig sind.
Gibt sicherlich auch noch andere Aspekte, die für diesen Eindruck gesorgt haben, aber die kann man kaum ansprechen, ohne zu spoilern.

Enttäuschend war für mich nebenbei das Kampfsystem. Die Eingabe ist wenig überraschend dank Platinum viel kompetenter und direkter umgesetzt als beim ersten Nier, letztendlich stellt dies aber auch den einzigen Mehrwert dar, der sich durch Platinums Einbindung hier ausmachen ließe. Neben der Tatsache, dass die Kämpfe auf Normal durchgehend banal bleiben, fehlen dem Kampfsystem einfach alle Aspekte, die Platinum Spiele sonst so befriedigend machen. Weder gibt es eine interessante Combo-Mechanik, noch fühlen sich Konter und Witch Time wirklich sinnig an, gerade auch aufgrund der sehr seltsam gewählten follow ups (sind je nach Waffe entweder langsam, juggeln Gegner nicht zuverlässig, oder schleudern diese nervig außer Reichweite).
Wenig begeistert war ich auch von den Hacking Minispielen. Repetitiv, uninspiriert, langweilig. Bei beidem schaltet man schon recht früh nur noch auf Autopilot, was ich schade fand.
Edit (noch vergessen): Sehr ungeil ist nebenbei stellenweise auch die Technik, zumindest auf der PS4. In den kleineren Arealen, die den Großteil ausmachen, läuft das Spiel durchaus mit fluffigen 60fps und sieht nett aus. Dem zentralen Hub z. B. ist die dafür ursprünglich wohl garnicht vorgesehene und lediglich modifizierte Engine allerdings kaum gewachsen. Ich habe selten einen so krassen Level of Detail mit derartig harten Abstufungen aus so kurzen Distanzen gesehen, wie hier. Dass dann zusätzlich das Streaming oft kaum nachkommt und es in solchen Gebieten dann ständig damit verbundene Nachlade-Ruckler gibt, hilft auch nicht gerade (das letzte Patch hat zudem zusätzlich noch unregelmäßige Slowdowns mit sich gebracht, die absolut nicht nachvollziehbar sind). Es wirkt dadurch teilweise schon sehr unsauber und gerade hier sieht man dem Spiel die Beschränkungen beim Budget und den damit einhergehenden mangelnden Feinschliff an. Da hätte ich mir ehrlicherweise sogar eine simplere aber sauberere Optik gewünscht.

***Diese Nachricht wurde von strid3r am 16.04.2017 22:40 bearbeitet.***

***Diese Nachricht wurde von strid3r am 19.04.2017 17:09 bearbeitet.***
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