dixip  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 06.04.2017 18:49 Uhr
Thema: Ganon ist erledigt (keine Spoiler) Antwort auf: Zelda: Wilder Atem von Sascha
juhu, ich kann was anderes spielen

3.3. bis 5.4.2017, arbeiten und Zelda spielen, naja, fast.

Etwa 115 Std. haben für 106 selbst gefundene und bis auf einen (Stichwort: Sternbilder) selbst gelöste Schreine gereicht. ~220 Koroks waren es am Ende, obwohl ich im Lösungsbuch, wo ich mittlerweile reingeschaut habe, noch was von Varianten gelesen habe, die ich noch nicht gefunden habe.

Nebenmissionen habe ich ne ganze Menge gemacht, auch Schreinquests natürlich, wobei da jetzt noch 3 offen wären (also schon gefunden). Erinnerungen fehlte eine (Schloss Hyrule), die ich dann nach Ganons Fall mit viel Sucherei und Lösungsbuch irgendwann gefunden habe. Vielleicht schau ich doch noch mal rein.

Zum Fazit:
Sensationell, was Nintendo hier abliefert. ENDLICH schafft es Nintendo mal wieder, mich mit einer ihrer großen Marken zu überraschen und sehr, sehr zu begeistern. Gute Spiele haben sie ja immer gemacht, aber das man von einem Titel umgehauen wurde!? In letzter Zeit eher selten. Super Mario 64, Metroid Prime, Super Mario Galaxy, das waren so Wendepunkte der jeweiligen Seriengeschichte, die einfach die Serie neu erfunden haben.

Zelda - A Link between Worlds fand ich ja auch klasse, es war aber doch ein klassisches Zelda, gestrafft, modernisiert, zugänglicher, mehr auf den Punkt gebracht. Super, aber doch irgendwo in bekannten Bahnen.

Breath of the Wild wirkt hingegen wie von Grund auf neu gedacht. Weißes Blatt Papier, Link, Zelda, Master Schwert, Ganon, ... Rest ist nicht gesetzt. Ich finde nicht, dass alle Entscheidungen richtig waren. Waffenverschleiß ist so etwas Elementares, was ich immer noch negativ sehe. Es ist irgendwann nicht mehr das Problem, dass einem die Waffen ausgehen. Aber es entwertet alle gefundenen Waffen. Die Belohnung bleibt aus. Überhaupt die Belohnung, also die kleinen Häppchen für die Spielermotivation. Als alter Sammler war Zelda für mich perfekt. 99 Koroks, uppps ungerade Zahl, einen muss ich noch suchen. So hab ich mich auch an die 100 Schreine als MUSS herangearbeitet.... Aber darüberhinaus ist das Abklappern von Koroks schnell überflüssig und wird zur Routine. Und das Gleiche gilt auch für die Schreine. Klar, mehr Herzen sind schön (Stamina ist ja schnell voll), aber dank Super-Heilung auch nicht zu wichtig.

Die Schreine sind eintönig, ich kann es nicht anders sagen. Am Anfang begeistern die Physikspielereien, die ja viel zu selten in Spielen vorkommen. Später reicht ein Blick, um die gerade anzuwendende Systematik zu durchschauen und den Schrein zu erledigen. Die sind ja fast alle sehr kurz und haben meist 1 Knackpunkt. Kampfschreine fand ich später nur schlimm (ganz zu Anfang war es okay, weil man nix von Kämpfen verstanden hat) und die Kiste-abholen-Schreine hätte es gar nicht gebraucht. Also 50 Schreine hätte ich besser gefunden.

Dafür hätte es dann gerne Dungeons geben dürfen. Die 4 Titanen fand ich eigentlich sogar ganz gut, nur ähneln sich die Strukturen da auch viel zu sehr. Die Bosskämpfe sind öde bis nervig. Es hätte so viele Möglichkeiten gegeben, einen klassischen Zelda-Dungeon einzubauen, auch optional. Warum nur einen dummen Schrein in eine Ruine stellen, mit durchaus guter Schrein-Quest in der Gerudo-Wüste, und nicht dort einen antiken Tempel mit klassischem Dungeon, in dem man alle Runen kombiniert anwenden muss?

Aber genug gemosert: Kommen wir zum Highlight:

Hyrule

Hübsch fand ich das gar nicht durchgehend. Ich hatte ja mal gemosert, dass alles zu groß ist. Ich find einige Klippen immer noch verdammt hoch. Das Klettern dauert ewig. Und die Berglandschaften sind öde. Aber wenn man mal im Süden unterwegs ist oder die weiteren Landschaften am Schloss oder bei den Zoras rumwandert oder auch die Vulkangegend unsicher macht oder....
Nein, Hyrule hat fantastische Ecken und es macht einfach unendlich viel Spaß, durchs Land zu streifen. Ich hab jetzt kurz vor Ende noch 2 Ställe entdeckt (leider alle gleich strukturiert), das war irgendwie komisch ("ich war doch schon überall!??") und toll ("hat noch jemand ne Mission hier?"). Dieses Feeling, eine Welt für sich zu entdecken, hat Zelda zwar nicht exklusiv (Skyrim, Minecraft,... haben bei mir ähnlich funktioniert), Zelda macht es aber sehr geschickt.

Hat man mal die unnötigen Türme erledigt, hat man eine schöne Weltkarte. Die Strukturen wecken Neugierde: Was ist das für ein Gipfel? Ein herzförmiger See? Der Schatten am Meer, ist da eine Höhle?

Gleiche Idee, wenn man von einem Turm/Berg mit dem Fernrohr rumguckt: Was ist da hinten? Und dann klappt man das Segel aus und gleitet gemütlich in die Richtung.

Klar, ich bin in GTA auch mit dem Hubschrauber zu solchen Orten geflogen. Da war es dann aber meistens eine schöne Kulisse, evtl. ein Sammelitem. Zelda belohnt viele Gipfel auch "nur" mit einem Sammelitem, den Koroks. Immerhin gibt es oft auch einen Schrein, nicht so oft, vielfach auch zu oft, aber besser als nix. Es ist so ein bißchen der Widerspruch: Cool, dass Zelda eine so tolle Welt hat, die aber nicht so toll ist, weil sie abseits vom Wetter relativ statisch ist (Gegner fest postiert; Gegner, die Menschen angreifen, nur als Event; Tiere in Spielernähe, ebenso wie Händler;...). Und toll, was man alles machen kann, aber zu 80% findet man relativ belanglose und immer die gleichen Schreine und Koroks....

Es nervt mich, was an dem Spiel nicht so super ist, wie es sein könnte, wenn es bekannte Elemente anderer Spiele noch aufgreifen würde. Und trotzdem spiele ich es mit Begeisterung 100 Std.... Ich moser rum und ärger mich dann, dass ich 30 Minuten mit so einem Text verbracht habe, wo ich doch locker 2 Schreine hätte machen können.

Es ist das beste Nintendo-Spiel für mich seit Super Mario Galaxy 2, ne klare 10/10, guter Kandidat für Spiel des Jahres und trotzdem finde ich genug Punkte zum Meckern. Sehr merkwürdig.

Hab ich schon was zum Regen gesagt? Fürchterlich!
Kochen? Boahhhh... skippen, durchweg.
Diese Octo-Dinger, die einen immer anspucken und zwar bei konstanter Bewegung auch noch immer treffen, weil sie offenbar vorhalten!??
Gegner-KI? Grds. agieren sie witzig, aber doch sehr formelhaft und dumm.

Und um es positiv auszugleichen:
Die Dialoge von den NPCs fand ich teilweise sehr witzig, auch mal ironisch, jedenfalls nicht so kindisch wie früher mal. Die waren durchweg sehr sympathisch.

Musik: Toll. Auch die Einbindung ins Weltgeschehen passte.

Die Oberweltbosse oder wie man sie nennen soll, also die großen Gegner, gerne mit eingeblendeter Energieleiste. Alle sehr feine Kämpfe, toll in die Welt integriert, schön gemacht. Die Lynel waren mir ne Nummer zu heftig, ging später, aber lange Zeit doch eher nicht.

Koroks unterm Stein: Stein aufheben, Korok einsammeln, Stein fallen lassen -> auch beim 200. Mal noch herzallerliebst.

Die Feen: Krasse Dinger. Tolle Idee, etwas RPG-Zeug einzubauen, wobei ich das Sammeln der nötigen Zutaten dann bei Stufe 4 aufgegeben habe. Sehr teuer.

Überhaupt fühlte ich mich vom gesamten Spiel als erfahrener, mündiger Zocker sehr ernst genommen. Das hat ALbW ja schon anders gehandhabt als SS und Co. Nicht stundenlang jeden Piss erklären. Rein ins Spiel und los.

Und das zelebriert BotW ja regelrecht: NIX wird erklärt, selten Zielmarker für Quests und dann Physikrätsel zum selber lösen. DAS IST SO GROßARTIG!!!! Und dann zählt der ganze Kleinmist wieder nichts und ich bin wieder im Hypemodus. Das hat auch beim Zocken gewechselt: Geiler Schrein, Euphorie. Bergklettereien mit Regen, Hass.

FAZIT

Geiles Spiel, muss man spielen, muss man nicht lieben, weil man es wohl auch hassen kann, wenn es blöd läuft. Aber wenn es gut läuft, liebt man es. Die Struktur der wirklich offenen Welt wäre imo nicht nötig gewesen, die Folgen sind zu weitreichend und man hat ohne Not ein bißchen was von der Zelda-DNA geopfert. Struktur bringt ja auch Pacing mit und Pacing ist so wichtig, Höhepunkte, Spannungsaufbau, das lässt Zelda alles beiseite.

Trotzdem eine Spielwelt, in der man sich verlieren kann.

Ich seh das Spiel insgesamt in jedem Fall auf einer Stufe mit Minecraft, GTAV, Skyrim, die aber natürlich wie Zelda ihre eigenen Stärken und Schwächen haben, andere Schwerpunkte setzen. Was da jetzt im Einzelfall besser ist, kann ich gar nicht sagen, sie haben bei mir aber allesamt einen ähnlich begeisterten Eindruck hinterlassen und mich ähnlich intensiv in ihre Spielwelten gesogen.
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