a gentle breeze  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 13.03.2017 12:02 Uhr
Thema: Waking Mars Antwort auf: Kampf dem Pile of Shame! Ich spiele gerade: von Icheherntion
Dank einem großzügigem Steamcode-Verteiler hier im Forum kam ich u.a. in den Genuss des Spieles Waking Mars, das bereits 2012 erschien, von dem ich aber noch nie gehört hatte. Und was für ein Spiel das ist! Ohne größere Erwartungen begab ich mich mit dem Jetpack unter die Marsoberfläche, wo mir vermutlich die ersten Gegner auflauern würden. Doch weit gefehlt: Stattdessen erhält man als interessierter Höhlenforscher eine Einführung in die Flora und Fauna dieses ehemals blühenden Planeten, während man sich im Metroidvania-Stil immer weiter vortastet.

Schnell entdeckt man, dass es hier Leben gibt, das nur darauf wartet, wieder in Erscheinung zu treten. Die verschiedenen fremdartigen Pflanzen des Mars bevorzugen bestimmte Böden, auf denen sie wachsen können. Einmal gepflanzt, produzieren sie Samen, die entweder selbst zu Pflanzen werden, wenn sie zufällig in fruchtbaren Boden gelangen, oder wenn sie aufgesammelt und dort gesät werden. Dabei ist die Interaktion der verschiedenen Spielelemente faszinierend zu beobachten: Wer in großer Höhe die erste Halid Zoa aussät, kann damit rechnen, dass sich diese allmählich bis auf den Grund weitervermehren. Strategisch noch hier und da eine darauf reagierende Hydron Zoa, die gern Wasser spuckt, gepflanzt, und man erhält die größere Variante, die auch noch unseren Astronauten heilt. Je mehr Biomasse auf diese Weise entsteht, desto mehr Ausgänge werden freigeschaltet und auch das eine oder andere Getier erwacht aus seinem Winterschlaf. Am Ende ensteht so aus einer kargen Höhle ein kleines Ökosystem mit die Samen abgrasenden Wesen und sogar räuberischen Arten.

Das Spiel lebt von diesen zwei Aha-Erlebnissen: Einerseits erzeugen die trockenen pseudowissenschaftlichen Dialoge, der Ton (super Soundtrack wird mitgeliefert!) und die Graphik eine spezielle glaubhafte und einsame Atmosphäre, die in Videospielen selten ist, andererseits ist das Spielprinzip originell, friedlich und knifflig. Aber wie das mit Sandboxen als Grundlage für einen Titel so ist, der viele Spielmöglichkeiten bietet, eine spannende Geschichte erzählen will und das ganze narrativ auch noch tight über die Bühne bringen sollte, ist auch hier nicht alles perfekt: Für das "sehr gute" Ende muss man die Biomasse aller Höhlen maximieren, was wohl nur Komplettisten reizen dürfte. Zudem gibt es ein, zwei Stellen, an denen das unkontrollierte Wachstum einer Schädlingsart möglich ist, was sich nur mit viel Mühe wieder rückgängig machen lässt (besser man fängt hier von vorn an). Leider wird der Spieler vorher nicht hinreichend gewarnt. Zuletzt kann man zu wenige Samen tragen und ist daher oft gezwungen hin und her zu fliegen. Trotzdem verdient das Spiel unbedingt eine lobende Erwähnung, einfach, weil es mehr ist, als die Summe seiner Teile und der Terrarium-Effekt so befriedigend wirkt. Am besten ist aber vielleicht, man spielt es vier Stunden und legt es dann weg, statt sich darin zu verbeißen.

[https://www.youtube.com/watch?v=w7Ff2J5Vs3g]

Die Entwickler "Tiger Style" haben übrigens noch "Spider: Rite of Shrouded Moon" gemacht, was ich mir mal vorgemerkt habe.
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