michelangelo99  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 09.03.2017 19:37 Uhr
Thema: Überwältigend Antwort auf: Zelda: Wilder Atem von Sascha
Knapp eine Woche liegt hinter uns, und auch, wenn's mich hier und da gejuckt hat, den ein oder anderen Gedanken zum Spiel hinzuknallen, wollte ich doch erst mal alles ein wenig sacken lassen.

Ich glaube, es sagt einiges aus, wenn ich behaupten kann, dass sich meine Gedanken doch schon ein paar Mal am Tag verselbständigen und mit mir über grüne Wiesen galoppieren oder über malerische Wälder schweben.

Die ersten 3,4 Nächte hab ich im Schlaf quasi weitergespielt, ein Zeichen, dass mich das Spiel einfach da hat, wo es manchmal auch unangenehm wird, wenn man es übertreibt.

Ich muss nicht großartig erwähnen, was das Spiel alles falsch macht, das ist durch die Bank doch allen klar. Keiner mag das 3-Schlag-Waffe-kapputt-Dingen, niemand kocht gerne Unmengen an Zeugs, wo es doch vorher gereicht hat, ein bisschen Gras zu mähen. Niemand hängt gerne so oft und plötzlich im Menü rum, wenn er mitten im Kampf ist oder mal wieder den falschen Button drückt. Alles blöd, alles irgendwie nervig.

ABER: Heiliger Bimbam, das Spiel hat einen Sog, das ist unfassbar. Ich denke, nein, ich weiß einfach, dass in diesen Tagen und Wochen, in denen ich das Teil spiele, einfach wieder mal was ganz Großes auf dem großen und kleinen Schirm passiert, über das man noch lange reden und nachdenken wird. Das Spiel frisst Zeit, das ist nicht mehr feierlich. Das Spiel holt mich rein, schließt hinter mir ab und nimmt mir jegliches Zeitgefühl. 22 Uhr ins Bett, noch kurz ein Stündchen spielen, Blick auf die Uhr, 00.45 Uhr bitch.

Vom ersten Moment an sprüht Breath of the Wild vor Leben, vor Abenteuer, es hat mit seiner reduzierten Musik, feinen Piano-Klängen hier und da und der unglaublich vielseitigen und lebendigen Flora und Fauna einfach ein faszinierendes, beeindruckendes, breites Fundament gelegt, auf das sich das große Ganze langsam vor meinen Augen entfaltet.

Ich habe massiv Respekt vor fast allem, was da an Gegnern rumläuft. Wo man früher lachend mit gezücktem Schwert in den Gegner gesprungen ist, überlegt man hier, ob man sich überhaupt an den Kampf heranwagt. Einmal nicht aufgepasst, trotz guter Waffe, vollen Herzen und Health-Items im Gepäck, kann hier eine eingefangene Watschn den instant KO bedeuten. Bäm, nimm das, Spieler, du weißt GAR nix!

Im gleichen Sinne überwältigend, und daher auch als Header gewählt, ist die auf mich schon fast erschlagend gigantische Welt. Ich musste mir im Laufe der letzten Woche tatsächlich ein Muster aneignen, eine für mich selber nachvollziehbare Entdeckungs- und Erforschungskultur. Ich bin zuerst hier hin und dort hin, hab hier was ausprobiert, bin dort nicht weitergekommen, dann wieder zurück zum Plateau, rinse and repeat. Eigentlich das, wovor ich die ganze Zeit Schiss hatte. Ich habe den roten Faden gesucht, der ja auch irgendwie da ist, irgendwie aber auch nicht, weil mich einfach alles in dieser Welt ablenkt und mich zu sich ziehen will.

Dabei hab ich überhaupt nichts geschafft, stand nur stundenlang an Klippen und auf Türmen, habe Sonnenauf- und -untergänge bestaunt und die pure Schönheit dieses Spiels gefeiert. Hab ich anfangs mal über ruckelnde Gebiete erzählt und sowas wie FPS erwähnt? Kann ich mich nicht mehr dran erinnern. In seiner Gesamtheit ist der Stil atemberaubend und... ja, bildschön. Wenn man dann sieht, wie die ganze Pracht auf der dem kleinen Screen der Switch (einem Handheld!) flutscht, ist das schon großes Kino.

Ich habe, nachdem ich Kakariko und Hateno jeweils das erste Mal besucht habe, mir jetzt angewöhnt, jedes Gebiet erst einmal so gut und ausführlich wie es nur geht, zu erkunden, bevor ich meine große Reise mit der Mainquest fortsetze. Ich habe seit ein paar Tagen den Spieleberater hier stehen (schönes, schweres und ausführliches Teil), so dass ich hier und da mal reinschauen kann. Klar, kann ich auch im Netz, aber das riecht nicht so gut wie dieser Wälzer... ;)

Ich mache jetzt Fotos, VIELE Fotos, schaue mir die passenden Einträge dazu im Hyrule-Lexikon an, drehe auf der Suche nach Kroks jeden Stein um und gehe allem, was irgendwie groß und gefährlich aussieht, aus dem Weg. Respekt und so.

Das werden noch aufregende Wochen und Monate, bevor ich das Spiel wieder weglege. Sowas kommt nicht oft vor, und ich hab mir vorgenommen, diese Zeit einfach zu genießen, trotz aller Macken, die das Spiel hat.

Ich habe nach einer Woche gerade mal an der Oberfläche gekratzt, aber nach Ewigkeiten wieder Nintendo-Magic gespürt, das war all die Warterei und das Rumgeheule wert.

Episch.
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