membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 30.01.2017 11:24 Uhr
Thema: Oxenfree (ohne Spoiler) Antwort auf: "durchgezockt!" Geschichten aus dem Laufwerk - 2011-2015 von dixip
Olly Olly Oxen free (angeblich in Deutsch: "Alle alle auch sind frei") - ruft man beim A-Zerlatschen, haben wir damals zumindest nicht gerufen.)

Gruppe von Jugendlichen verbringt die Nacht trinkend am Strand einer verwaisten Touristeninsel und stoßen auf mysteriöse Vorgänge. Ein etwas anderer (2D-)Walking Simulator (erinnert mich von Rätsel-"Schwierigkeit" und Ablauf etwas an Telltales Walking Dead S1), dessen Gimmick die frei fließende Dialoge (und Dialogoptionen) ist. Die anderen Charaktere brabbeln miteinander, übereinander und man bekommt ständig (während man selber rumläuft) drei Dialogoptionen, die man mittels X/Y/B abfeuern kann, damit teils den anderen Charakteren über den Mund fährt - und wenn man zu lange mit der Auswahl zögert und der passende Moment vorbei ist, verschwinden die Dialogoptionen sang- und klanglos. Ergebnis ist ein recht überzeugend wirkendes Gebrabbel, auch wenn der Inhalt der Dialoge teils etwas gestelzt ist. Die Sprecher selber sind gut; leider kommt es bei solchen Darstellungen zumindest bei mir zu einem "umgekehrten" Uncanny-Valley Effekt: Weil die Charaktere so weit weg und klein im Bild sind, sieht man gar keine Gesichtszüge oder gar Lippenanimation (sie wedeln aber mit den Armen und so...) und wenn dazu dann Dialog in Hörspielqualität läuft, wirkt das auf mich nicht wirklich miteinander "verbunden", schwer zu erklären. Es hilft auch nicht, dass gerade die beiden Sprecher, die am meisten zum Einsatz kommen, sich *deutlich* älter anhören (~30 Jahre) als die Charaktere, die sie vertonen (~17 Jahre). Das gilt vor allem für den weiblichen Hauptcharakter, Alex. Ich meine - die Sprecher sind überdurchschnittlich gut, aber Alex ist vielleicht etwas fehlbesetzt. Die anderen Mädels hören sich dagegen eher wie Teenager an. Alex kaufe ich aber nicht ab, dass sie noch keinen Alk kaufen darf.

Wie es sich mittlerweile wohl gehört, hat man im Verlauf der Gespräche die Möglichkeit, Charakterbeziehungen und -enden dauerhaft zu beeinflussen.

Schön gezeichnete Hintergründe (und ein paar nette Screen-Effects), aber leider teils lange Wege. Ein wenig gruselig, aber nicht zu sehr. Hat neben dem "wer-steht-auf-wen"-Jugenddrama auch ein paar "erwachsene" Themen, wie Scheidung und Tod in der Familie. Die Natur der Mystery will ich nicht spoilern, aber ich fand's ganz ok, es erfüllt seinen Zweck, ist aber teils nach hinten raus etwas verwirrend.

Könnte ich jetzt nochmal durchspielen (hat New Game+), werde ich aber nicht tun, weil ich zwar gut unterhalten wurde, aber alles gesehen und gehört habe, was ich sehen wollte.

3/5 Polaroids.

***Diese Nachricht wurde von membran am 06.02.2017 12:04 bearbeitet.***
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