Sockenpapst  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 30.01.2017 07:51 Uhr
Thema: Song of the Deep Antwort auf: "durchgezockt!" Geschichten aus dem Laufwerk - 2011-2015 von dixip
Nettes Unterwasser-Metroidvania, das keinem weh tut und deshalb leider ein kleines bisschen beliebig bleibt.

Auf die fantasievollen, schlicht wunderschönen und abwechslungsreichen Szenarios wäre dabei Jules Verne neidisch, und der verträumte Soundtrack kann gar nicht genug gelobt werden. Auch die Steuerung ist vollkommen in Ordnung; der Kompromiss aus Unterwasser-Trägheit und videospielkonformer Direktheit ist durchaus geglückt. Bei den erlernbaren Fähigkeiten macht Song of the Deep allerdings eher das Nötigste, will heißen, nichts überrascht, manches wirkt - durchaus genretypisch - auch ein wenig erzwungen. Aber gut, so kann man halt am leichtesten drölfzig verschiedene Türarten konstruieren.

Dummerweise fehlt es dem Spiel komplett an spielerischer Innovation, an Herausforderung, und auch ganz simpel an Ecken und Kanten. Man ist von der ersten Minute an in einem hübschen Spielfluss, macht stetige Fortschritte, ohne dass irgend etwas wirklich Großes passiert: Das Spiel löst ganz einfach keine wirklichen Emotionen aus, sorgt nicht für schweißnasse Hände oder wilde Flüche, oder ein befriedigtes Zurücklehnen. Der Schwierigkeitsgrad ist mit einer Ausnahme (einer die Steuerung überfordernden Verfolgungsjagd) niedrig angesetzt, die Rätsel fordern wenig und langweilen u.a. mit dem viel zu oft gesehenen und hier arg strapazierten "Lichtstrahlen umlenken". Die Endgegner schließlich stehen mit ihrem tollen Design bei kompletter spielerischer Belanglosigkeit beispielhaft für das ganze Theater.

Das klingt jetzt alles böser, als ich es letztlich meine, aber das Spiel macht für mich - ungeachtet der gut 10 Stunden soliden Unterhaltung, die ich hatte - irgendwie den Eindruck einer reinen Fingerübung hochbegabter Designer, die das audiovisuelle Feuerwerk in Rekordzeit mithilfe einer beliebigen Motroidblaupause aus dem Netz umgesetzt haben.
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