Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 23.01.2017 14:46 Uhr
Thema: No Man's Fnatasy Antwort auf: Fnal Fnatasy Fnfzehn von Felix Deutschland
Jetzt am WE ca. 23 Stunden gespielt. Ein weirder Titel, aber wie sollte es auch anders sein. Nach XIII hat man wohl gemerkt, dass man am Pacing grundlegend was ändern muss, und sich dabei an westlichen RPGs orientiert, wo man eine Open World und Exploring-Elemente hat. Dies nutzt man klar erkennbar schematisch, um das Spiel komplett durchzupacen. Die Kämpfe werden aufgebrochen - wo man in XIII noch Kampf-Kampf-Kampf-Kampf-Kampf hatte und dazwischen minimalste Spieler-Bewegungsfreiheit sowie Cutscenes noch und nöcher, wird jetzt jeder Kampf abgegrenzt durch megalange Hin- und Rückwege an den Missionsort (Quicktravel wird meines Empfindens nach ziemlich willkürlich nur bei manchen Zielen als Option angeboten). Wege, die teilweise fünf bis sieben Minuten dauern an diesem Punkt im Spiel (Bin Kapitel 3). An das Ruckeln gewöhnt man sich auch nicht so recht. Bin echt sauer, dass Square zu faul waren, es für PC zu bringen, denn eigentlich sieht das Spiel schon geil aus, es wird nur vorne und hinten kastriert von der Konsolen-Shithardware. Aber das Pacing ist schon problematisch. Und es ist so meeeegaviel ins Spiel hineingepackt, Minigames wie Angeln, komisches Pachislot-Action-Hybridgedöns, Chocobos usw. Dazu noch Stealth-Mechaniken und Vertikalität in den Kämpfen durch dieses Warp-Gedöns... hmm.

Das Autofahren ist ein echtes Problem. Wenn man selber fährt, muss man im Grunde auch nur eine Taste drücken und nur an Weggabelungen lenken. Man kann nichtmal umdrehen mit der eigentlichen Lenkung des Wagens, es gibt eine extra Taste, und durch den Cut beim Aussteigen wirkt es auch so, als sei man im Auto und per Pedes in unterschiedlichen Instanzen des Spiels, die voneinander separiert sind. Wenn das Fahren cool wäre und Bock machen würde, hätten wir auch weniger Probleme, aber es geht nicht - selber fahren ist so interaktiv wie eine Carrerabahn. Nein, eigentlich ist eine Carrerabahn interaktiver, man kann zwar nicht lenken, aber wenigstens richtig krass Gas geben. Tuning geht wohl zwar, um schneller voranzukommen, aber auch da werden einem erstmal tausend Steine in den Weg gelegt, bevor man sich das selber erarbeiten kann. Das Spiel ist komplett darauf ausgelegt, dass man nicht zu schnell zu viele kämpfe machen kann und nicht zu überlevelt ist. Auch die Begrenzung mit der Nacht, wo Mobs kommen, die Anfangs noch weitestgehend unschaffbar sind, existieren nur, damit du den Tag beendest, noch einen Break hast und Fortschritt noch weiter verzögert wird.

All das natürlich sehr charmant gemacht (Das Essen in FFXV ist das wohl hübscheste, aus Polygonen und Texturen zusammengehauene Essen was ich je in Spielen gesehen habe, da kommen sonst nur die Früchte aus Pikmin 3 ran), jede Aktion hat eine kurze (Nicht abbrechbare, was mit zunehmender Spieldauer  nervig wird) Animationssequenz, bis hin zum Tanken. Auch das Tanken: Existiert nur, um einem die Bewegungsfreiheit einzuschränken.

Das Ergebnis dieses Pacings ist, dass ich die Autofahrten automatisieren lasse. Wie erwähnt sind nur die wenigsten Ziele per Quicktravel erreichbar. Also habe ich regelmäßig (also ca. alle fünf bis zehn Minuten) ca. fünf Minuten Inaktivität. Ich habe während dieser Fahrten unter anderem Zigaretten geraucht, mir ein Brötchen gemacht, bin kacken gegangen, all sowas, aber halt nicht am Zocken gewesen. Zwar kann man sich in Shops die Soundtracks der alten Teile kaufen und über das Autoradio abspielen, was ganz schön ist, aber die Fahrten nicht unterhaltsamer (Oder überhaupt unterhaltsam) macht. Die Questreihen sind auch brotzenlangweilig. Sicher war der Witscher 3 auch voll mit Filler-Shit, aber in Sidequests hatte man auch kleine und größere Stories drin, was in FFXV eigentlich komplett fehlt. Händler hat ne Questreihe: Hol mir Gemüse A! Erfüllt, nächste Mission: Hol mir Gemüse B! Erfüllt, nächste Mission: Hol mir Gemüse C! Und immer so weiter, ohne, dass irgendwas interessantes passiert oder man etwas interessantes erfährt.

Die Hauptfiguren gehen einigermaßen, ich hasse aber Prompto, den männlichen Vanille von FFXV. Prompto ist ein wirklich nutzloses Stück Scheiße, und ich hoffe, er stirbt am Ende von dem Spiel an AIDS. Er schießt ständig Selfies und weint darüber rum, wie nutzlos und unfähig er ist. Die Figuren sind aber alle nett zueinander, und noch hat keiner irgendwelche Angsty Laberattacken die die Stimmung runterziehen, aber FUCK PROMPTO!

Die Story ist wirklich übermies erzählt. Völlig unvermittelt kommen irgendwelche unkommentierten CGI-Sequenzen, wahrscheinlich aus dem Kingsglaive-Film, und kurze Labereien, die sich auf Kram beziehen, von dem man da zum ersten mal hört und der danach auch nicht großartig weiter erwähnt wird. Man fährt los, um so ne Olle ausm nachbarkönigreich zu heiraten (Ne Fahrt per Luftschiff ist keine Option, nichtmal fadenscheinige Gründe dafür werden geliefert), kaum ist man weg ist das eigene Königreich Geschichte, also erstmal n bißchen Camping-Roadtrip und lokalen Händlern dabei helfen, dass sie genug Kürbis und Zwiebeln haben. Zwischendurch Storymissionen machen, für die man wenn man halbwegs versucht die Sidequests zu machen komplett überlevelt ist, mit FF-typisch meganervigen Dungeons (Bin jetzt in diesem Eisdungeon, was eigentlich nur funktioniert dass es kein Licht gibt und alles aus Eis besteht, ansonsten die typische "Uh-oh, Sackgasse und Rutsche ins tiefere Stockwerk! Bye bye, bitch!"-Scheiße, die man mindestens seit FFX kennt.

Gegner sind entweder totale Trashmobs oder halt unbesiegbar, ein Mittelding aus beidem trifft man selten und gefühlt eigentlich nur durch Zufall.

Schön, dass FF jetzt in der Open-World-Realität angekommen ist, aber schade, dass es mal wieder japanertypisch verrafft, was diese Welten ausmacht.

Kampfsystem auch sehr "hm". Ich fänds megageil, wenn sie endlich so ein Platinum-Games-mäßiges Action-Combat-System machen würden, aber auch hier hat man sich gezwungenermaßen dem westlichen Standard angepasst, also einem KOTOR-/Mass-Effect-mäßigem Hybriden aus Echtzeit und Rundenkampf, wobei Echtzeit die "Action"-Variante darstellt. Noctis kann Combos, Spungattacken und all sowas, aber man drückt im Grunde nur Kreis, um Attacken zu spammen, Quadrat um Dogdes zu spammen und ab und zu kann man mal hüpfen oder die Waffe wechseln, um weakspots zu exploiten for MASSIVE DAMAGE, aber irgendwie besonders zwingend oder "engaging" wirkt das alles nicht. So wie das Autofahren auch eine komische Mischung aus Interaktivität und krasser Automatisierung, die mich fast das von mir eigentlich wegen seiner strotzenden passivität verachtete Gambit-System aus FFXII hat zurückwünschen lassen, weil man durch die AI-Bauklötze imho gefühlt dann hintenrum doch mehr Interaktion mit dem Geschehen hatte als man es so hat.

Es hat insofern was von nem Offline-MMORPG, als dass man auch ganz viel nebenbei machen kann. Kindle lesen während der Autofahrten, irgendwas essen mit einer Hand während der Kämpfe, sogar während der Fußwege kann man einfach den linken stick länger geklickt halten und läuft dann automatisch, kann noch springen und lenkt mit dem Kamerastick. Sonst würde einem auch der Daumen abfallen; ganz krass gemerkt jetzt die Tage.

Naja, immerhin. In einigen Punkten (Komischerweise Chars, Worlddesign, Mucke, dem ganzen Designparadigma die klassischen JRPG-Standards wie Shops oder Inns durch Hyperrealismus nochmal nen neuen Dreh zu verpassen) besser, in anderen hier genannten Punkten schlechter als erwartet. Aber bei weitem nicht so ein Volldesaster wie XIII, wo die Story ja sogar halbwegs Sinn ergab, aber einfach nur Scheiße erzählt war, hast du bei dem Spiel eigentlich kaum noch was von zusammenhängender Story, dafür funktioniert das Spiel besser, was bei XIII... es fing halt erstmal eeeewig nicht an, und ging dann an einem Punkt los, wo die meisten normalen Menschen schon lange aufgehört hatten zu zocken. Aber es hat wirklich was von diesen Pachislot- oder Mobile-Grindern, wo man ständig das Gefühl hat, dass Spiel schämt sich die ganze Zeit ein wenig dafür, dass man sich als Spieler mit dem Spiel beschäftigt und versucht die ganze Zeit, einem Ablenkungsmöglichkeiten anzubieten, wo XIII gesagt hat "Hier, Kämpfe, JETZT SPIEL ENDLICH, DU BASTARD!"

Alles will so convenient und zuvorkommend wirken, obwohl es das eigentlich nicht ist. Es wird sehr unbeholfen versucht, die Gameplay-Loops zu kaschieren, was diese nur umso deutlicher als ebensolche erkennbar werden lässt. Fazit: Kann man machen, muss man aber nicht.
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