a gentle breeze  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.04.2016 21:29 Uhr
Thema: Ersteindruck Antwort auf: Hitman ... von Tux
Den schweigsamen Rumänen habe ich seit dem zweiten Teil ins Herz geschlossen, denn die Spiele hatten Style. Mein Ersteindruck nach dem Beenden der Paris-Mission:

Es gibt kein Schleichen mehr, dafür rennen auf Knopfdruck. Außerdem kann man Deckung und geduckte Haltung togglen sowie die Waffe halten oder wegstecken. Bin noch nicht sicher, ob das (Deckung) nicht schon wieder ein bisschen überladen ist, aber vielleicht macht's ja irgendwann Sinn.

Viel mehr Sprachausgabe! Mehr Smalltalk! Endlich kommunizieren die Figuren auch genau, was sie gesehen haben und ob sie wissen, wer der Täter war. Prima sind auch die Kommentare der Umstehenden, wenn man an ihnen vorbei läuft und bei denen sie einem signalisieren, dass man akzeptiert wird.

Gut: Man wird nicht mehr erschossen, wenn man sich in der falschen Verkleidung da herumtreibt, wo man nichts zu suchen hat, sondern erstmal zurechtgewiesen.

Das Spiel erinnert von seinem cleanen Look her an den vierten Teil, der zu meinen Lieblingsspielen gehört. Es gibt dabei keinen Tropfen Blut zu sehen, was mich nicht stört, wenn es kein Zeichen von Zensur ist. Ist das nur in der dt. Version so?

Die Musik klingt durchschnittlich, ist damit auf Dauer nervig und wurde von mir auf leise gestellt. Das ist mir bei den OSTs von Jesper Kyd nie passiert. Viel von der Magie der Serie ist damit verloren gegangen.

In das Level wurde viel Arbeit investiert. Das ist sehr löblich. Aber irgenwie wirkt das Leveldesign dadurch weniger tight. Ist zumindest mein Eindruck. Über tausend gesichtslose Gäste sind auch nicht interessanter als die 50 in der ersten Mission von Blood Money. Die "Heldentaten" auf die man hingewiesen wird, sind wieder so für Leute, die sich nicht selbst Ziele setzen.

Die nicht-plotrelevanten Interaktionsmöglichkeiten haben nicht unbedingt zugenommen. Man kann Kronleuchter fallen lassen, Getränke und Mahlzeiten vergiften, aber viel mehr eigentlich nicht.

(Spoiler)

Merkwürdig fand ich die ersten beiden Missionen. Der Hitman soll sich in zwei Trainingseinheiten beweisen, weshalb ihm seine Auftraggeber freundlicherweise eine Vergnügungsyacht und eine komplette russische Basis aus Sperrholz nachgebaut haben! Die Waffen sind angeblich "simuliert", aber unser Hitman knackt gern und oft Halsgelenke. Ist das auch simuliert? Ist der Smalltalk, den man heimlich mithören kann also auch Teil der Show und alle Emotionen nur geschauspielert? Diese zwei Sperrholzstages sind bizarr für'n Videospiel, das hätte man auch in Flashbacks oder sowas verpacken können.

Die Zeitungsberichte fehlen mir sehr. Ich habe Die oberste Etage in der Parismission vollkommen leer geräumt und alle Gäste vom Dach geschmissen um einen richtigen Aufreißer zu provozieren. Wo aber bleibt der moralische Aufschrei, der das ganze einrahmt und abrundet? Die Bewertung des Tagwerkes in "Mass Murderer" oder "Silent Assassin"? Die Nennung der tragischen "Unfälle", die leider nie aufgeklärt werden? Wenn das ganze auf Statistiken reduziert wird, macht das Leben als Psychopath auch keinen Spaß mehr.

Die Story hält sich dezent im Hintergrund. Hoffe das bleibt so.

Technisch ist meine NVidea 750Ti überfordert. Gut, dass dieses Jahr neue Karten kommen.

Ich hatte in vier Stunden ca. 4 disconnects, davon konnte ich bei zwei reconnecten. Das ist nicht schön, aber verschmerzbar. Die Autosaves alle paar Minuten mildern den disconnect auch ab.

Alles in allem ein befriedigendes Spiel, dem ein wenig das Verspielte des vierten Teils fehlt. Die deutlich gesprächigeren Figuren tragen wesentlich zur Spannung bei, die maue Musik und das Fehlen des "gewissen Etwas" lassen sich aber nicht übersehen.
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