Link  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 05.04.2016 16:59 Uhr
Thema: Re:Zentimeter um Zentimeter tiefer in den Darm Antwort auf: Re:Zentimeter um Zentimeter tiefer in den Darm von Felix Deutschland
>Ich weiß nicht, ob das so durchdringt, aber ich hab Bloodborne wirklich versucht, zu zocken. Weit über den Punkt hinaus, wie ich das bei richtig bekackten Spielen halten würde. Ich hab mehrere Stunden (!!!) einfach nur in dem ersten Gebiet, wo der Mob rumpatroulliert, gefailt. Nichtmal im ganzen Level, nur in diesem innerhalb von 40 Sekunden ablaufbaren Bereich. Das war die frustrierendste Scheiße, die ich je in meinem Leben gespielt habe. Weswegen ich...

Doch, das kam schon rüber. Ging mir ganz ähnlich. Und ich würde fast behaupten, es geht jedem so, der sich - wie ich und wohl auch du - ohne echte Souls-Vorerfahrung an dieses Spiel wagt.

>>Und tröste Dich: den nach meinem Empfinden schwersten Teil des Spiels hast Du schon hinter Dir.
>
>...den Teil, einfach aus Gewohnheit und "traditional wisdom" weder glauben kann, noch will. Das kann doch nicht deren Ernst sein, ein Spiel mit dem schwierigsten Teil zu beginnen. Nicht, dass ich das komplett ausschließen würde. Diesen Spinnern traue ich alles zu. Aber wie absurd! "Joa, der erste nicht-optionale Boss ist mit der schwerste im ganzen Spiel, lel". Der Teil, der Bock macht, also das halbwegs ruhige exploren von verschachtelten, labyrinthartigen Stadtkonstruktionen, die nicht nur so wirken sondern auch die kredibilste Adaption des "Mythos" (Old-Gods-Mythos, that is) sind, die je gemacht wurde... heidewitzka.


Ich fürchte, es ist deren Ernst. Aber natürlich kann ich im Nachhinein auch nicht sagen, ob der Anfang wirklich so viel schwerer ist als der Rest oder ob es bloß daran lag, dass ich das Spielprinzip noch nicht richtig gepeilt hatte. Wenn man mal weiß, wie vorsichtig man sich vortasten muss, und den Ausweichrhythmus halbwegs drauf hat, gerade im Unterschied zu Bayonetta, das auch mich in Sachen Ausweichen entscheidend geprägt hat, geht's natürlich besser von der Hand.

Aber dass der erste nicht-optionale Boss zu den härtesten Bossen im ganzen Spiel zählt, meinetwegen abgesehen von manchen optionalen Bossen oder von den Viechern in diesen Chalice-Teilen (da habe ich mich nie hinabgewagt), das ist, so weit ich es beurteilen kann, tatsächlich Konsens. Allen Ernstes.

>Ich hab halt schon noch Schiss, fühle mich aber selbstbewusster, weil ich seitdem es "klick" gemacht hat sehr sehr viel weniger sterbe. Eigentlich nur zwei drei mal seit dem Cleric Beast. Und jedes mal konnte ich mir meine Blood Echoes wieder holen. Ich fühle mich nicht mehr so übel verloren und überfordert von allem.

Genau das meine ich. Läuft doch!

>Ich weiß, dass das Spiel seinen Reiz auch in der mentalen Überwindung seiner einschüchternden Präsentation zieht, aber so erquickend wie der Rest der Spielerschar finde ich den Effekt nun auch wieder nicht.

Ja, das muss dann jeder selbst wissen. Mir hat's so viel Spaß gemacht, dass ich das Hauptspiel durchgezogen habe, teils gegen gewisse innere Widerstände. Bin aber auch bekennender Schisser mit wenig Neigung zum Horror-Genre. Weiter habe ich's dann allerdings nicht getrieben, also keineswegs alle Möglichkeiten ausgeschöpft, kaum optionale Bosse gesucht, keine Chalice-Dingers absolviert, und der DLC ... vielleicht irgendwann mal.

>Ich finde diesen "Leidenskult" um das Spiel so krass maskulin-katholisch-primitiv, dass ich wohl auf immer ein sehr gespaltenes Verhältnis zu dem Titel haben werde. Nicht für alles kann das Spiel was, und selbst an den negativen Aspekten ist nicht alles schlecht, aber es ist so eine komische Mischung. Wie so ein Clübchen, mit den Trophies als Wandernadeln. Einerseits denke ich die ganze Zeit "lasst es doch einfach nur ein Spiel sein", andererseits finde ich diesen ganzen Internet-Kult um die Spiele wieder sehr hilfreich, wenn beispielsweise auch die immense Hilfsbereitschaft durchkommt. Es ist ein Spektrum an (Spieler)Typen, die dieses Spiel abholt, dass mir immer ein bißchen sehr reduziert (Von anderen oder von innen heraus) wird, wohlweißlich jetzt gerade auch von mir selber.

Ich schätze, da muss man jetzt nicht unbedingt vom durchschnittlichen Forenmitglied auf den durchschnittlichen Souls-Spieler schließen. Aber das schreibst Du ja selbst: Es ist ein Spektrum. Wie gesagt, bei mir war's so ein Mittelweg. Bloodborne hat mir durchaus Spaß gemacht, und ich glaube, ich weiß jetzt, warum diese Spiele von manchen als Götter verehrt werden, aber ganz so krass ist es bei mir dann halt nicht.

Andererseits: Im Moment juckt es mich doch wieder in den Fingern, mir nächste Woche Dark Souls III zu holen. Eigentlich dachte ich, ich bräuchte jetzt erst mal eine sehr ausgedehnte Pause von dem Stress.

>Was ich generell doof finde, ist halt Exklusion. "Du darfst das nicht, weil du noch nicht alt genug/groß genug/gut genug bist". Sowas finde ich fundamental unsymphatisch. Und in der Hinsicht setzen die Bloodsouls-Spiele neue Standards.

Verstehe ich. Ich denke auch, dass es einen Mittelweg geben müsste zwischen "Press A for Awesome" und dem teils total obskuren Gehabe von Bloodborne. Wie viele Spieler allein an dem ersten Gegner verzweifelt sein müssen, weil sie dachten, sie müssten das Vieh mit Ohrfeigen in die Knie zwingen!

Aber andererseits beschreiten ja auch schon manche modernen Spiele diesen Mittelweg (wobei mir jetzt kein konkretes Spiel einfällt, hmmm ... Xenoblade vielleicht?). So gesehen ist es überhaupt nicht falsch, dass es daneben auch so was komplett Verrätseltes wie die Souls-Sachen gibt. Kann mir schon vorstellen, dass es Spaß macht, sich da voll reinzufuchsen in die Systeme und den ganzen Lore-Kram. Nur dafür habe ich persönlich halt weder die Zeit noch die Geduld.

>Wieso ich die Spielerfahrung, die ich _jetzt_ habe, nicht am Anfang haben konnte, und die Spielerfahrung, die ich am Anfang hatte, nicht an dem Punkt habe, wo ich jetzt gerade im Spiel bin... das erkäre mir mal einer sinnstiftend.

Tja, gute Frage. Tagesform?
< Auf diese Nachricht antworten >