Heffer  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 01.09.2013 16:59 Uhr
Thema: The Last of Us, Max Payne 3, Crysis 2 Antwort auf: "durchgezockt!" Geschichten aus dem Laufwerk - 2011-2015 von dixip
- The Last of Us:

Bestes story-telling, das ich je in einem Videospiel erlebt habe. KEIN einziger Dialog, bei dem man spürt, das einem eigentlich nur die Geschehnisse erklärt werden soll. Keine langweiligen Tagebucheinträge oder Ähnliches. Alles, was man wissen muss, wird durch eindrucksvolle Bilder erzählt. Jedes Gespräch und jeder Charakter ist glaubwürdig, die Hauptfigur genau das, was Max Payne immer sein wollte. Schwarz-weiß-Malerei gibt's nicht, alle haben irgendwie Dreck am stecken. Teilweise musste ich richtig schlucken, so kompromisslos wie "die Guten" in dem Spiel vorgehen. Eines der ganz wenigen Spiele, die mich zum nachdenken angeregt haben, insbesondere das Ende wirft einige (moralische) Fragen auf. Noch besser aber, dass sich die Geschichte nie in irgendeinem philosophischen Kuhmist verliert, sondern durchgehend spannend und emotional bleibt, Leerlauf gibt's quasi Null. Später wird's zugegebenermaßen SEHR abgefahren, was aber nicht negativ ist, da die Geschichte m.E. plausibel bleibt.

Spiel und Film bilden eine Einheit: Das Teamwork mit anderen Charakteren macht die Bindungen nachvollziehbar, die im Verlauf der Geschichte zwischen den Figuren entstehen. Munitionsarmut in den Shootouts und das Zusammenbasteln der Ausrüstung machen den zivilisatorischen Rückschritt spürbar. Der Spielmechanik hat man ganz bewusst eine Prise von der Behäbigkeit der alten Resident Evil und Silent Hill-Teile verpasst, um die Spannung zu erhöhen. In den Zombie-Passagen ist das Spiel quasi eine Art Stealth-Survival-Horror und als solcher ziemlich packend.

Abwechslung gibt's ohne Ende, was bei der Spieldauer schon eine Leistung ist.

Zwei Kritikpunkte:
1. Die ersten Clicker-Begegnungen sind leider sehr frustig, ich war kurz davor, das Spiel in die Ecke zu werfen. Wenn man aber erstmal den Dreh raus hat und dazu noch weiß, welches Upgrade man sich kaufen muss, wird's besser.
2. Die Rätsel sind sehr schwach. Repetitiv und simpel. Man hat teilweise sogar die Lösung (Holzbrett) gefunden, bevor man des Problem (Dach überqueren) überhaupt gesehen hat. Letztlich aber verzeihlich, da die Rätsel Erholung von den Höhepunkten des Spiels sind.

- Max Payne 3:

Das ist ein verdammt stylischer (und grenzwertig brutaler) Third-Person-Shooter und ich hab keine Ahnung, warum das Spiel teilweise so schlecht wegkommt. Das blind-um-die-Ecke zielen ist hier zehnmal besser gelöst als in GTA IV. Auch das Deckungssystem ist voll ok, nimmt dem ganzen zwar ein wenig Dynamik, sorgt dafür aber für deutlich mehr Überblick und Authentizität als das ständige Hin-und-her-Gehopse in den Vorgängern. Ich hab den Hechtsprung auch oft benutzt, nämlich immer dann, wenn ich so viele Painkillers hatte, das ich's mir erlauben konnte. Hab ihn gewissermaßen als Belohnung für vorherige saubere Spielweise gesehen.

Einziger Kritikpunkt in den Shootouts ist m.E., dass man nach nem Hechtsprung nicht sofort in Deckung gehen kann, sondern erstmal zusehen muss, wie sich Max Payne mühsam aufrichtet und dabei Schüsse kassiert.

Die Story ist auch Müll, ein Haufen unsympathischer Charaktere und ein sich in jeder zweiten Szene betrinkender und bemittleidender Max Payne, dem selbst die dümmsten Personen noch drei Schritte voraus sind. Etwas schade, da die Cutscenes eigentlich die passende Erholung von der Non-Stop-Action sind. Insgesamt aber m.E. sehr gute Unterhaltung. Man bekommt genau das, was man erwartet.

- Crysis 2:

Spielerischer Vollschrott. Der erste Teil war schon unausgewogen, hatte aber wenigstens weiträumige Levels mit vielen Lösungsmöglichkeiten und zusammenklappende Gebäude. Der zweite hat absolut nichts. Gegen menschliche Gegner ist man dank Panzerung und Tarnmodus quasi unbesiegbar. Den Großteil der Zeit quält man sich aber gegen Aliens rum, von denen es gerade mal drei Gegnertypen gibt und einer eigentlich nur ein sich mehrmals wiederholender Bosskampf ist. Gegen die Aliens verbringt man zudem gut 90% der Zeit damit, unsichtbar an ihnen vorbeizulaufen. Alle 30 Meter versteckt man sich dann hinter nem Stein und wartet bis die Unsichtbarkeitsleiste wieder aufgeladen ist. Unheimlich packend. Ich hatte das Gefühl, mich im Godmode durch das Spiel durchzucheaten. Lässt man das Schleichen sein, erlebt man die unübersichtlichsten Schießereien, die es gibt und schleicht doch wieder weiter. Tolle Inszenierung, ansonsten absoluter Sondermüll, den dritten Teil tu ich mir erst gar nicht an.
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