Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.05.2012 09:50 Uhr
Thema: Gefällt mir immer besser... Antwort auf: Capcom + Monster + HD = Dragon's Dogma von Don Cosmo
Ich habe am Wochenende unverhältnismäßig viel DD gespielt, das kommt leider nicht mehr so oft vor wie früher, aber das Spiel füttert einen so schön mit kleinen Erfolgserlebnissen und losen Enden, daß man immer noch weiter dran bleibt und die Zeit verfliegt. Die Neugier treibt mich immer tiefer in das unbekannte Gebiet, aber nicht Hals-über-Kopf, denn meine Vasallen warnen stets vor möglichen Gefahren, sondern schön vorsichtig. Mal entlang den Wegen (wobei hier viele Wegelagerer ihrem Namen alle Ehre machen), mal direkt durchs Dickicht, mal entlang der Küste, einer Klippe, einem Fluß, einem Canyon...

Das schlimme und tolle ist, dauernd findet man irgendwelche Materialien vom Pilz bis zum Goldklumpen, überall könnten und sind Kisten verteilt (ob man das toll findet oder nicht, sei mal dahin gestellt), kleine Lager mit und ohne Gegner, Höhlen und Minen. Der "kurze Blick in Richtung X" wird meist zum Tagesmarsch, bei dessen Ende man dennoch nicht alle Winkel gesehen hat und sich Nachts gegen Untote und schlimmeres erwehren muss, vollbepackt mit neuen Items.

Und gerade dieser Forscherdrang gepaart mit Ehrfurcht erinnert mich an Morrowind, wobei man dort viel deutlicher auf den Sack bekommen hat, wenn man sich in ein Gebiet gewagt hat, in dem unfreundliches Personal zu Hause ist. Die Gegend um der Gegend Willen erkunden, das hatte ich in Oblivion stark vermisst und auch bei FallOut3 habe ich irgendwie keine Lust, ohne Mission in Gegend X zu latschen, bei DD hingegen ist mir das die reinste Freude.

An Quests hingegen sollte sich Capcom bei Bethesda umschauen, das ist größtenteils recht einfallslos und die Story kommt ebensowenig in Gang. Evtl. sollte ich den Duke besuchen, was die Geschichte weiter vorantreiben könnte, aber die Jagd-Quests (meist Kleinvieh wie Goblins oder Skelette, aber auch Oger stehen auf der Abschussliste) und Such-Quests (finde 37 Pilze) lassen sich so schön mit dem Umherstreifen kombinieren, daß ich kaum widerstehen kann.

Allerdings gibt es einige Quests mit "interessanterem" Fokus, etwa eine Burg, die von Goblins besetzt ist, wieder zurückerobern oder einem magischem Buch, das von Dieben entwendet wurde hinterherzujagen, einen Einbrecher dingfest zu machen ... die leider allesamt ziemlich steif und hölzern daher kommen im Dialog mit den betreffenden Personen. Wirklich stören tut mich das nicht, aber man merkt durchaus, daß Capcom damit nicht sonderlich viel Erfahrung hat, ein Dialogsystem fehlt nahezu komplett. Und ob Geschenke an Bürger Auswirkungen haben oder nicht, erschließt sich mir nicht.

Die Vasallen hingegen finde ich gar nicht so schlecht, wie erst vermutet. Sie plappern zwar zu viel und können sich nicht zwischen dumpf und überlegen entscheiden (mal hüpfen sie voller Freude in Abgründe, mal erkennen sie Feinde in tiefster Nacht auf 100 Meter Entfernung (was bei ständigem Auftauchen von Gegnern in einem kleinen Gebiet nervig wird, wenn sie nur rufen "Look, Master! An undead warrior, there!" und man hat keine Ahnung wo "there" sein soll...)), mischen in Kämpfen jedoch ordentlich mit und der MainPawn läßt sich gut als Packesel missbrauchen.

Und auch wenn es keinen Multiplayer gibt, hat man einen Vasallen eines Freundes dabei und er gibt an, er hätte Wissen über diese Gegend oder Quest, fühlt man sich durchaus verbunden mit dessen Arisen. Das ist kein adäquater Ausgleich, klar, das Verbundenheitsgefühl, das aus dieser "Schnittstelle" heraus entsteht empfinde ich als durchaus erstaunlich.

Die Kämpfe sind als Magier weniger intensiv, als in der Demo mit den Schwertkämpfer und Bogenschützen. Man steht schön abseits (am besten auf einem Felsen) und haut Feuerbälle und Blitze raus, sollte sich aber tunlichst nicht treffen lassen. Mir gefällt das so erst mal, es wäre jedoch leicht, sich spontan (im Inn) zu einem Bogenschützen oder Schwertkämpfer umzuorientieren. Dazu einen der Pawns austauschen und dafür einen Magier rekrutieren, schon geht es weiter.

Zu leicht ist das Spiel nicht, man muss mit Bedacht und Vorsicht kämpfen, (ich habe trotzdem schon etwa 10 Tode hinter mir) die sowohl von kleinen Gegnern wie Banditen wie auch von der Keule eines Zyklopen herrühren. In 2-3 Versuchen knackt man die meisten Ungeheuer, ein Manticore war auch schon dabei! Einzig Trolle, die oft im Doppelpack auftauchen, bereiten mir arges Kopfzerbrechen, die haben fiese WrestlingMoves drauf und sind flink wie Hulk.

Also, was bleibt noch zu sagen? Mir macht es trotz einiger Makel in Sachen Questvielfalt, Storyarmut und NPC-Langeweile ordentlichen Spaß, die Erforschung ist für mich DAS Pro-Argument und auch das Kampfsystem funktioniert in meinen Augen sehr gut. Der Tag-Nacht-Wechsel sorgt für viel Stimmung, das Gewicht der Items macht sich deutlich bemerkbar (auf Geh-Geschwindigkeit und Stamina-Verbrauch) und sorgt immer wieder für ein Umdenken bei der Marschroute. Fast alles muss manuell erledigt werden, Fußmärsche dauern nunmal, aber ich empfinde es nicht als nervig, daß hier die Schnellreisefunktion fehlt. So muss man besser planen oder sich aufs wesentliche konzentrieren, steht dadurch etwas unter Druck. Und den empfinde ich überraschenderweise als angenehm motivierend.

cheers
DON
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