sui  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 14.01.2012 12:33 Uhr
Thema: Uncharted 3 Antwort auf: "durchgezockt!" Geschichten aus dem Laufwerk - 2011-2015 von dixip
Da ich mich wieder nur bedingt dazu motivieren kann meine Eindruecke in einem fliessenden Text zu formulieren, gibt es nur eine oede Auflistung:

Schoen kontrastreiche und farbenfrohe Optik, die zu einer deutlichen Ueberbeleuchtung neigt. Ich denke immer noch das viel mehr Spiele von einem gesaettigteren Farbansatz wie hier profitieren wuerden. I dig the style.

Die Animationen sind groesstenteils toll, aber das System neigt dazu, der Interpolation zwischen verschiedenen Animationsphasen wegen, etwas laggy zu sein. Ich kann nicht mal sagen ob das nicht ein Grundproblem von "fliessenden" Animationen ist ... wahrscheinlich ist es das. Aber ein etwas direkteres Feeling waere mir dann doch lieber. Da hilft es nicht dass die Steuerung (prepatch) teilweise wie ein Trunkenheitssimulator wirkt.

Schoene Settings, wenngleich diese IMO nicht Ansatz an die des 2ten Teils ranreichen. Das beste Szenario gibt es gleich relativ zu Beginn, dass das Ende quasi ein Abklatsch von UC2 ist ist mehr als enttaeuschend. Den epischen Scale lassen die Settings aber aufgrund der Praesentation (spielbare Sequenzen und Cutscenes werden in einer hohen Frequenz ineinander verwoben) weitestgehend vermissen. TROTZ der Szenarien. Schwer zu beschreiben, aber um mal ne Oldschoolmetapher zu bemuehen: es fuehlt sich nicht wie ein scrollender Schooter an sondern wie einer mit Screens zwischen denen umgeschaltet wird. Auch U2 war schon so, hier ist es mir aber in besonderem Maße aufgefallen.

Trotz all der positiven optischen Highlights und der filmreifen Praesentation weigere ich mich das als die grafische Referenz zu bezeichnen, die ich zb UC2 noch ausgesprochen habe. Dafuer gibt es viel zu viele Baustellen die unfertig oder auch nur unpolished rueberkommen: lachhaft schlecht animierte Pferde (wie man das Skyrim ankreiden konnte aber bei so einer Art Spiel unter den Teppich gekehrt hat ist mir ein Raetsel), viele Defekte bei der Beleuchtung und das obowhl ich es darauf nicht mal angelegt hatte (Schatten- und SSAO- Artefakte fallen hier ganz besonders unangenehm auf; billige Lensflares wie ich sie bei ND nicht erwartet haette) und ein Elena Char wofuer man den Verantwortlichen glatt fristlos kuendigen sollte. Texturmaengel will ich nicht aufzaehlen, welches Spiel hat sie nicht. UC2 machte nen deutlich runderen Eindruck.

Der Soundtrack war bis auf des Maintheme und das Thema bei der Chasesequenz komplett untergegangen. Ich bin *nicht einmal* stehen geblieben um ein Stueck zu Ende zu hoeren. Komplett zum Vergessen. Gerade bei so einem Spiel: verschenktes Potential.

Zum Spiel selbst:

UC2 habe ich seinerzeit als das erste *gelungene* Beispiel eines interaktiven Spielfilms gelobt. Das gilt weiterhin. Schade ist dass der Filmpart (Story, Erzaehlweise, Charaktere) im Gegensatz zum 2er dermassen abgerutscht ist. UC2 war das bessere Indiana Jones Erlebnis als seinerzeit Indy 4. UC3 ist es nicht. Mitten im Spiel hoert die Story quasi abrupt auf zu existieren. 90% der Storyfaeden werden einfach so gekappt als ob es sie nicht gegeben haette. Sowas erlebt man in einer solchen Dramatik eigentlich nur bei Produktionen denen des Geld ausgegangen ist. Davon ist hier nicht auzugehen. Darum wundert mich dieses Framework dann doch sehr.

Die Shooterpassagen waren gerade gegen Ende ein Aergernis, aber in Fragmenten funktionieren sie sehr gut. Dann naemlich wenn man aufgrund von Sperrfeuer nicht in einen Grabenkrieg gezwungen wird und bissel freier agieren kann. Nachtraeglich muesste ich allein aufgrund der eingefuehrten Deckungs-Mechanik Gears of War zum Unspiel dieser Generation erklaeren. Gott, wie ich diese Scheisse mittlerweile hasse kann ich gar nicht in Worte fassen ...

Das Klettern ist quasi nicht existent. Ich musste *nicht einmal* stutzen um zu schauen wie man wo rauf kommen muss und auch die Ausfuehrung laeuft dann im Cruise Control Modus. Einerseits bleibt so das Spieltempo hoch. Andererseits leidet das Explorerfeeling sehr darunter. Mir waere der zweite Aspekt wichtiger.

Die Raetsel, die paar die es gibt, sind entweder strunzsimpel oder "ganz nett". Nichts was einem nach dem Loesen ein wohliges Heureka Gefuehl bereitet haette.

Gespielt habe ich auf normal. Dauer ca 9 h.

Mein Kommentar hoert sich vielleicht negativer an als er gemeint ist. Es hat mir gefallen. Stellenweise bietet es sogar *richtig* gute Unterhaltung. Aber gerade diese isolierten Highlieghts verleihen dem Spiel den bleibenden Eindruck, dass etwas fehlt; was denn daraus haette werden koennen wenn man dem Spiel mehr Direction zubilligen und von dieser unseligen Shooterfixierung weg kommen wuerde (Bodycount nach dem Durchspielen: irgendwas ueber 900!). Vielleicht ist hier meine Erwartungshaltung aber auch eine andere. Bei Uncharted will ich immer Indy, und bekommen habe ich Die Hard.

Gerade im Nachgang zu den letzten TR Teilen, hatte ich mit Lara deutlich mehr Spass. Drake ist hingegen der spielgewordene One Night Stand. Oberflaechlicher kurzer Thrill der ebenso schnell vergessen ist. Ich koennte mich jetzt umso mehr ohrfeigen dass ich TR nicht zu Release gewuerdigt habe. Alle Zeichen des Lara Reboots deuten auf das UC Modell.

UC4 kaufe ich nicht mehr unbesehen. Kommt wohl drauf an wie scharf ich in dem Moment auf nen kurzen Kick bin ...

gruß
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