Bat2k  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 24.11.2011 00:05 Uhr
Thema: 100 Stunden, Level 50, Zeit für ein erstes Fazit Antwort auf: Skyrim von Hanfling
In der Zeit habe ich 220 Quests und Missionen abgeschlossen, 240 Orte entdeckt und von der Main Quest gerade mal die ersten vier Aufgaben gesehen. Skyrim ist groß und es gibt Unmengen zu tun. Und es macht Spaß, auch wenn wieder ein paar Quests dabei sind, die man nur als Totalausfall bezeichnen kann. Die schiere Menge an Content im Vergleich zu anderen Spielen macht das aber mehr als wett. Das eigentliche Spielprinzip von Oblivion oder auch Fallout 3 wurde nicht angetastet. Das ist gut und schlecht.

Gut, weil man sich direkt zuhause fühlt. Schlecht, weil Bethesda jetzt seit Jahren die gleichen Probleme mit sich herumschleppt. Was umso erstaunlicher ist, weil man selber in Fallout 3 viele Dinge deutlich besser gelöst hat.

Das betrifft zum Beispiel das Levelsystem (Fallout 3 = Erfahrungspunkte für Kills und Quests, Oblivion/Skyrim = Erfahrungspunkte fürs Benutzen von Skills). Bethesda zwingt den Spieler ca. ab Level 40 dazu, nicht mehr so zu spielen, wie er will, sondern auch andere Skills zu nutzen. Mein antimagischer Waldelf war gezwungen, Magie zu nutzen, um die dadurch möglichen Levelups und Perks dann in die Perfektionierung seines Bogens zu stecken. Aber auch der Einfluss der Personalisierung auf NPCs ist bei Fallout 3 wesentlich besser. Bei Skyrim gibts nur gut oder böse. Wenn du dich einem Banditen näherst greift er dich an. Scheißegal wie du dich im Spiel verhalten hast, wie hoch dein Redeskill ist, whatever. Das Konzept von Faktionen und Verkleidungen aus den Fallouts gibt es hier nicht. Sich mit Worten aus heiklen Situationen retten, Pustekuchen. Insofern ist Skyrim erstmal ein gewaltiger Rückschritt verglichen mit Fallout 3 und New Vegas was die Freiheit angeht. Die Welt ist riesig, die Interaktionsmöglichkeiten sind beschränkt.

Das geht beim HUD weiter. Seit sechs Jahren schafft es Bethesda nun nicht, verschiedene Farben für Questmarker zu bieten. Immer Style über allem, das HUD hat seine drei Farben und das wars. Was dazu führt, dass man selten mehr als eine Quest aktiviert hat, weil die Marker von verschiedenen Quests sich oft in die Quere kommen. Und in den Quests selber sind die Marker dann eher Lösungsbücher als Hinweise. In einer Mission muss man in einer Ausgrabungsstätte vier Objekte suchen. Ohne Questmarker sind sie schlicht nicht zu sehen (sind Ringe), mit Questmarker wird man pixelgenau zu ihnen geführt. Da wäre es angebrachter, einen Marker auf den jeweiligen Raum zu setzen, damit man zumindest noch etwas denken muss.

Seltsam ist auch das Mitleveln der Gegner. Bis Level 30 war ich Opfer. Dann wurde ich mehr oder weniger über Nacht zum Bogengott und hab selbst Drachen reihenweise im Alleingang umgelegt und Säbelzahntiger mit einem Schuss. Und jetzt stehe ich plötzlich wieder vor ner Wand, weil urplötzlich von allen Gegnern irgendwelche Supervarianten spawnen, bei denen ich a) mit voll aufgerüstetem Bogen vier Schüsse aus der Tarnung heraus (also mit 3x Schadensbonus= benötige und b) sie mich schon auf fünfzig Meter Entfernung erkennen (trotz Schleichskill auf Maximum und entsprechender Ausrüstung). Sie behaupten zwar, die mitlevelnden Gegner aus Oblivion würde es nicht mehr geben, aber im Endeffekt ist es egal, ob nun ein Gegner immer gleich heißt und deinem Level entspricht oder ob er stattdessen nen schicken Titel wie "Todesfürst" bekommt und deinem Level entspricht. Das einzige, was nicht mehr mitlevelt, sind wilde Tiere.

Skyrim ist zwar IMO das bisher bugfreieste Bethesdaspiel (hatte in den 100 Stunden nicht einen Questbug oder sonstige Ungereimtheiten) aber Sachen, die schon in den bisherigen Spielen vorhanden waren, gibts natürlich auch hier. Z.B. kann man zwischen Felsen hängen bleiben. Oder neben Schränken. Und man wirft zwar in der 3rd Person einen Schatten (aber nicht immer), in der Egoperspektive aber nicht. Und mittlerweile habe ich vermehrt Nachladeruckler, speziell wenn ich laufe oder reite.

Licht und Schatten auch bei der deutschen Synchro. Die Übersetzung ist qualitativ weit über Oblivion, vermutlich mit die beste Übersetzung, die ich bisher gespielt habe. Aber dann wieder sind da so Sachen, bei denen ich mich echt frage, was die sich dabei gedacht haben. Zum Beispiel die wenigen Sprecher. Wenn ich das schon mache, dann nehme ich doch bitte relativ unbekannte Leute. Damit ich eben nicht in jedem dritten Gespräch denke, dass Pamela Anderson gerade mit mir redet oder der George Clooney schizophren ist. Nett war es allerdings, Botschafterin Delenn aus Babylon 5 zu hören. Und warum übersetzen die Spinner im Spiel Skyrim mit Himmelsrand, nennen das Spiel aber weiter Skyrim? Warum heißt die Provinz Reach wie im Original während sonst alles Mögliche eingedeutscht wurde? Jammern auf hohem Niveau, aber seltsam ist sowas schon.

Ein echter Rückschritt ist die Karte. Auf der sieht man mal genau nichts. Es ist ja toll, wenn man ne 3D-Karte einbaut - aber dann bitte wie in Test Drive Unlimited. Stattdessen bekommt man etwas, was man nur als große Grütze bezeichnen kann. Weiß- und Grautöne, die von weißgrauen Symbolen überlagert werden, ein Zoomfaktor, der so gering ist, dass man auch drauf hätte verzichten können und absolut keine Übersicht über Straßen oder wie man nun überhaupt zu einem Ort kommt. Meist rennt man erstmal hilflos um einen Berg herum, um irgendwo die richtige Passage zu entdecken. Oder man nutzt den Zauberspruch Hellsehen, wobei der auch manchmal Probleme hat. Es ist offensichtlich: Man wollte eine Karte, die zum Grafikset des Spiels passt. Und so hat man die Benutzerfreundlichkeit einfach mal in den Allerwertesten getreten. Lustigerweise gibts die alte Karte (Oblivion-Style) noch: In der Spielwelt sehen die Karten alle richtig aus, in den Ladescreens gibt es sie und die dem Spiel beiliegende Karte ist genauso. Und ich nutze sie lieber als die Ingamemap.

Alles andere ist gut. Wer vier Jahre nach Oblivion aber auf ein bißchen Weiterentwicklung des Gameplays gehofft hat, wird enttäuscht werden.





SPOILER










Wenigstens ist der Skeletonkey wieder dabei. :D Leider zeigt die entsprechende Quest aber auch, wie eingeschränkt man ist. Man muss das Ding wieder abgeben (allerdings kann man die Quest natürlich beliebig lange aufschieben), es gibt keine Wahlmöglichkeiten. Alle Textoptionen haben den gleichen Ausgang. Enttäuscht bin ich vom Großteil der Dark Brotherhood. Langweilig, langatmig, erst gegen Ende zieht es etwas an. Kein Vergleich zu Oblivion. Die Diebesgilde ist dagegen mitreißend und unterhaltsam. Andere hab ich noch nicht wesentlich verfolgt. Die Radiant AI ist genauso kastriert wie schon in Oblivion. Die Animationen sind hölzern wie eh und je. Und die Gesichter mit ihren Hartplastikfrisuren sehen wohl auch nur deshalb besser aus, weil sie nicht mehr rangezoomt werden, wenn man mit jemandem spricht. Vom Design der Städte bin ich auch eher enttäuscht. Markath ist klasse. Einsamkeit ist ok. Windhelm ist gut. Der Rest ist generisch oder schlicht so unfassbar klein (Winterfeste mit seinen drei Häusern, LOL), dass es weh tut. Die Imperial City in Oblivion war zwar auch generisch, aber dafür so groß, dass man wenigstens das Gefühl hatte in einer Stadt zu sein. In Skyrim gibts vielleicht zweihundert NPCs in allen Städten zusammen - und dem gegenüber dann um die zweitausend Banditen und Rebellen. Da stimmen die Relationen nicht.

Meine Rangliste der Gamebryospiele:

New Vegas >>>>>>>>Skyrim>Oblivion>>Fallout 3
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