Clubmaster  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 10.11.2010 11:59 Uhr
Thema: Mal ein paar Eindrücke meinerseits Antwort auf: Two Worlds 2 - Die Verführung von Carnivore
Ich habe den ersten Teil nur angespielt und fand den grauenhaft, das nur mal vorweg.

Vom zweiten bin ich bisher äusserst positiv überrascht. Dass es echt vernünftige Grafik hat, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben (performed auch jederzeit ziemlich gut, die Ruckelorgien des Vorgängers gehören komplett der Vergangenheit an, es gibt allerdings dezentes (!) Tearing), was aber noch schwerer wiegt ist die verdammt gute Artdirection, die ich so nicht erwartet hätte. Architektur ist sehr aufwendig mitunter, die Assetqualität ist oft atemberaubend vor allem in kleinen Details, wie einer simplen Mauerdekoration. Zur Story kann ich nicht viel sagen, muss aber gestehen, dass es mich auch nicht so wirklich interessiert. Die Dialoge sind gut geschrieben und sehr ordentlich vertont, sowohl auf englisch, als auch auf deutsch (beides ist auf der Disk enthalten). Deutsch ist sogar noch ne klasse besser gelungen, ich spiel es nur nicht auf deutsch, weil die grunts und kleinen quips die der Character während des Spielens von sich gibt (beim Magiewirken murmelt der irgendwelche Beschwörungen, wenn er einen Kadaver lootet sagt er auf deutsch so Sachen wie "und auf!", was ich überhaupt erst geschnallt habe, als er gleiches beim Öffnen einer Kiste sagte usw.) auf deutsch leider zu dämlich klingen, was mir die Identifikation erschwert.

Kampfsystem: Hier bin ich überrascht. Erstens hat es tatsächlich Spieltiefe und was genauso wichtig ist, die Kämpfe fühlen sich gut und "meaty" an. Während man in anderen Spielen dieser Art meist nur so irgendwie voreinander rumhampelt, sitzen die Animationen hier seht gut und man spürt die Treffer regelrecht. Sehr gut!
Merkwürdigerweise sehen die Animationen in Filmen sehr viel mieser aus als wenn man es selbst dann zockt, keine Ahnung woran das liegt. Klar die Animationen sind nicht immer top notch (vor allem das Gehampel während der Dialoge ist affig) aber wirklich unangenehm fällt da nichts wirklich auf und ich bin bei sowas empfindlich.

Itemsystem: Endlich mal wieder ein Spiel in dem Crafting nicht nur nötig ist, sondern sogar Spaß macht und ich hasse Crafting normalerweise. Auch sind sie endlich mal wieder nicht so geizig mit den Items, man wird zugeschissen, kann aber alles auch irgendwie verwerten, entweder man legt es gleich an oder zerlegt es in seine Einzelteile und pimpt damit die eigenen Sachen auf. Sehr gut. Auch die Items sehen gut aus (Wichtig!)

Charaktersystem: Einfach großartig. Man hat im Prinzip die Wahl zwischen Mage, Ranger und Warrior, ist jedoch nicht beschränkt, so dass man sich alle möglichen Kombinationen zusammenbauen kann (mit der Gefahr des fröhlichen Vergimpens natürlich). Endlich sind mal wieder echte "Bettelmagier" möglich. Interessanterweise stehen Assassin/Rogues Skills jeder Klasse zur Verfügung. Das Magiesystem ist sehr originell und ist nochmal ein Thema für sich. Hier kann man sich die Spells und ihre Wirkung selber nach Gutdünken zusammebauen (Kombiniere Feuer + Missile = Fireball, Kombiniere Feuer + Scatter = AOE etc.). Die Elemente haben alle eigene Besonderheiten und Nekromantie ist auch möglich.

Ich will von Offline-RPGs heute vor allen 4 Sachen:

1. Itemcraze
2. Eine Welt, die Lust auf Erkunden macht
3. Spieltiefe in Kampf- und Charactersystem
4. Geile Grafik

Stories sind für mich heute eher zweitrangig, weil außer Bioware sowieso niemand mehr welche hinkriegt, die mich auch nur halbwegs zu tangieren im Stande sind, von daher habe ich mir abgewöhnt RPGs danach zu beurteilen. Man muss aber sagen, dass die einzelnen Quests in Two Worlds schon sehr gut sind, da hat sich jemand Mühe gemacht, auch wenn am Ende wie immer entweder auf killen oder was sammeln hinausläuft, aber es gibt mehere Lösungsmöglichkeiten etc..

Man sieht (sehen ist eigentlich falsch, denn wie gesagt Engine und Assetqualität können oben mithalten), dass das Spiel von einer kleinen Klitsche gebaut worden ist. Es fehlt an allen Ecken und Enden jener Polish, den man von wirklichen High-End Produkten a la Blizzard, Bioware oder Bethesda (vielleicht) gewohnt ist. So gibt es natürlich Hackeligkeiten mit dem Interface, einige Sachen sind zu umständlich, doofes Gehampel während der Dialoge, einige zweifelhafte Characterdesign etc., aber das Spiel hat Seele und es steckt viel Herzblut drin, das merkt man an allen Ecken und Enden. In Zeiten von kühl kalkuliert abgespulten Sequels oder vollkommen seelenlosen Machwerklen a la FF XIII oder Arcania eine echte Wohltat. Sowas muss man eigentlich mit einem Kauf unterstützen um das Hobby in Zeiten von Bigpoint, Hampelperepherie und Call of Duty noch zu unterstützen.
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