membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.05.2010 21:58 Uhr
Thema: Sehr schönes Spiel Antwort auf: Red Dead Redemption - Stormin' town 04-2010! von der rademacher
RDR ist das bis dato schönste Open World Spiel mit realistisch orientierter Grafik und löst für mich offiziell Oblivion ab, vor allem in Sachen Weitsicht und Sonnenaufgänge und -untergänge. Wobei letzteres sicherlich auch noch eine Daseinsberechtigung hat, allein wegen der tollen Wälder. Und auch die Musik ist wunderbar reduziertes Gitarrengeklimper, das sie mich in ihren besten Momenten an Neil Youngs Klampfe in Dead Man erinnert.
Das Spiel selber erscheint mir wie das Vice City dieser GTA-Generation. Noch nicht ganz San Andreas, aber auch nicht mehr GTA III. Das schließt aber auch wieder einige sich wiederholende und damit schnell durchschaubare Missionstypen mit einigen leichten Variationen mit ein, wie man sie von GTA IV kennt. Zumindest sind sie aber gut inszeniert und werden durch das sehr spezielle, GTA-Fremde Setting aufpepeppt. Da lässt man dem Spiel dann einfach durchgehen, dass zwar viele neue Spielereien dazu gekommen sind, diese aber eigentlich mehr durch Quantität statt Qualität glänzen. Es ist nett, dass man nun z.B. Pferde zureiten kann, aber es ist spätestens nach dem zweiten zugerittenen Pferd eigentlich ausgereizt, ähnliches gilt für ähnliche Elemente. Shoot-outs sind 1:1 aus GTA IV, inklusive Pappkameraden-Gegner, die nur durch schiere Masse gefährlich werden. Neue Missionstypen wie "Treibe etwas vor dir her" werden freudig begrüßt, und man nimmt es dann hin, dass das neue Konzept gleich in vielfacher Ausführung für die nächsten drei Missionen verbraten wird - wohingegen z.B. Super Mario Galaxy so verschwenderisch mit seinen Ideen umgeht, dass ein Spielelement eingeführt, ein eigener Abschnitt nur hierfür designed wurde, nur um den Abschnitt und auch die abgefahrene Idee für die nächsten 30 Level nicht mehr anzurühren, wenn überhaupt. RDR spielt man, weil es eigentlich GTH heißen müsste und die Welt so verdammt gut aussieht.
Überrascht war ich, wie sehr sich das Spiel anderen Einflüssen geöffnet hat und man weiß zuerst nicht, ob es an Hommage oder dreistes Abkupfern grenzt. Wobei letzteres gerade durch die Verbeugung vorm langsam abflauenden Hold'em Hype ausgeschlossen ist - das ist die beste Software Umsetzung von Poker, die ich je gespielt habe. Schade, dass es nicht online geht (Beim Online Multiplayer muss ich Esco Recht geben, der Free Roam ist seltsam blutleer, es bleiben eigentlich nach dem anfänglichen "Wir reiten zu acht in den Sonnenuntergang" nur die doch recht passablen Versus-Modi). Von Fable und Kotor jedenfalls kommt das Honour/Fame System, von Gears of War und Perfect Dark Zero die Deckung, von Max Payne die Bullet Time, von Monster Hunter das Blumenpflücken, Jagen und "carven", von Oblivion der Fast Travel. Von seinem "Vorgänger" wiederum wurde das Storytelling-Konzept übernommen, dass nach der obligatorischen Cutscene bei Questbeginn ein Ingame-Dialog zwischen Marston und dem Questgeber auf dem Weg zur Mission kommt. Das ist immer noch eine tolle Idee, nur leider fällt die Leistung der Sprecher im direkten Vergleich mit den überzeugend gesprochenen Cutscenes merklich ab. Meckern auf hohem Niveau, ich weiß.

4/5
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