Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 25.05.2010 17:42 Uhr
Thema: Re:Spiel doch erstmal Chapter 4 Antwort auf: Re:Spiel doch erstmal Chapter 4 von dixip
>>Ich fänds ja schön wenn jemand konkret an irgendetwas, dass ich schreibe, Anstoß nimmt und dagegen irgendwas sagt.
>
>Hast Du dir das eurogamer.de Review jetzt mal angeguckt?


Jap.

>Ich hatte nach Deinem Post das Fazit von eurogamer.net (7/10) und das Fazit von .de (9/10) gelesen. eurogamer.net kritisiert das Gleiche, was Dir auch missfällt. Finde ich auch absolut nachvollziehbar. Ich kenne weder Twin Peaks noch Silent Hill 2 und bin daher meinungstechnisch bei dem .de-Tester, der von einem fehlerfreien Spiel spricht (was mir dann doch etwas dick aufgetragen erscheint), auch wenn die Horror-Anspielungen eher was von Plagiat inkl. Quellenangabe haben. Das macht es aber nicht grundsätzlich schlechter. Dead Space erfindet das Rad auch nicht neu, macht trotzdem Laune.

Klar, aber Dead Space ist auch insofern ein gut erzähltes Horror-Genre-Spiel, indem es sich darauf beschränkt, suggestiv zu sein. Es gibt in Dead Space keinen Weltraum-Hiphop-Afroamerikaner, der ständig "daaaamn" sagt und die ganze Zeit ausspricht was der Spieler sowieso schon denkt (Wenn er des Kontexts gewahr ist), nämlich wie sehr das alles an diesen coolen Film "Event Horizon" erinnert, und es doch total, höhö, "cool" wäre wenn jetzt Laurence Fishbourne um die Ecke kieken würde.

Alan Wake ist lächerlich explizit. Ich verstehe nicht, wie man sich auf einen Horrortrip einlassen kann, der gleich zu Anfang an für den letzten Deppen klarstellt, wie Alpträume funktionieren, also das Geschehen völlig ohne Not rationalisiert. Da ist für mich jede Atmosphäre weg, wenn der Beginn (nach allen grundlegenden Erkenntnissen, die über das vorliegende Genre existieren) handwerklich so integer ist wie diese billigen Filmchen bei "X-Factor - Das Unglaubliche". Verdammt, teilweise nichtmal das.

Das eurogamer.de-Review hat das Thema vollkommen verfehlt. Es wird einfach behauptet, das Spiel würde hervorragend funktionieren, und dann ist im Text vom tollen Raumklang und den Beleuchtungseffekten die Rede, technischer Kleinscheiß der überhaupt nichts damit zu tun hat das Alan Wake schon in der ersten Viertelstunde narrativ sämtliches Potential mit dem Arsch einreißt, bevor es sich auch nur im Ansatz entfalten könnte.

Ich will nicht wie jemand klingen, der etwas aus Prinzip scheiße findet, und mir ist schon klar dass es erheblich komplizierter ist, das Thema aus "meiner" Richtung anzugehen, als (imho hilflos) die Technik argumentativ ins Feld zu bringen und dabei rüberzukommen als wäre man vom Kenntnisstand gar nicht in der Lage, das Spiel in seinem eigentlichen Kern zu beurteilen. Das klingt jetzt sehr hart, aber hier korrigiert man mich ja auch wenn ich mich zu Dingen äußere, von denen ich keinen Blassen habe.

Ich bin offen und ehrlich erschrocken von der miserablen inhaltlichen Qualität des Spiels. Und ich bin verblüfft, dass es offenbar nur mir so geht. Sicherlich hat nicht jeder denselben Anspruch an Spiele wie an, sagen wir mal, Gruselgeschichten auf Papier. Aber hier wird imho selbst im Medium mit zweierlei Maß gemessen, SH2 beerdigt Alan Wake immer noch, und Alan Wake wird auch dadurch nicht besser, dass es Spiele wie SH2 seit SH2 schlicht nicht mehr gibt.

Das eurogamer.net-Review würde ich vorbehaltlos unterschreiben, lies es dir ruhig mal ganz durch.

Womit Alan Wake steht und fällt, ist nicht die Technik, die ist für alle die es spielen denke ich mal gleich beeindruckend (Oder auch nicht, wer weiß).

"Horror" ist so subjektiv wie Humor, das ist mir schon klar. Aber Alan Wake ist so offenkundig schlecht gemacht in dem Bereich, dass ich gar nicht auf die Idee käme, es in der selben Liga wie Dead Space zu sehen. Vielleicht sind die, die das Spiel toll fanden, wirklich nicht so kritisch bei einem Videospiel (Was ich hier wiederum nicht als Kritik an denen die das Spiel mochten verstanden wissen will) was Dialoge oder Story angeht. Aver ich versteh's nicht.

Ich würde nur nie so viel darüber schreiben, wenn mich die Gegenseite nicht interessieren würde. Und weil der Gegenstand meiner Kritik ein recht glitschiger ist, versuche ich möglichst deutlich zu machen was ich für Fehler des Spiels halte, damit andere vielleicht kommen und sagen "Nö, also so wie du das siehst kann man das gar nicht sehen. Das ist doch total gelungen, weil blablabla".

Gerade wegen der (imho unguten) Affenliebe von Spielen zum Medium Film, die ja immer mal wieder aufkommt bei Spielen die filmisch sind, halte ich Alan Wake für einen sehr interessanten Diskussionsgegenstand. Und für ein sehr gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte.

>
>Alan Wake ist - wie Du ja auch geschrieben hast - in Sachen Gameplay absolut in Ordnung, wenn auch teilweise etwas hüftsteif und - wie es jmd hier schon treffend bezeichnet hat - retro. Die Art und Weise, wie Alan Wake seine Story erzählt, ist zumindest im Bereich Spiele nicht so sehr ausgelutscht, spielt sich imo recht frisch. Die Atmosphäre finde ich persönlich sehr stark, wüsste jetzt nicht, ob ich Dead Space oder AW besser finden soll.


Siehe oben. Ich finds interessant da die Meinung anderer zu hören, weil ich Dead Space wirklich ganz bös gruselig finde (Hier sogar so schlimm, dass ich Dead Space nicht oder nicht länger als 15 Minuten am Stück spielen kann), es für dich aber on par mit Alan Wake ist - und es jetzt daran liegt, dass wir den Grusel subjektiv anders empfinden oder ich derjenige bin, dem die handwerklichen Fehler von Dead Space in dem Bereich nicht auffielen. Oder ich Alan Wake völlig überzogen und unfair beurteile.

>Ansonsten kann man wohl festhalten, dass Spiele längst noch nicht auf dem Niveau von Filmen sind, was man jetzt akzeptieren kann oder bedauern und dann enttäuscht ist über Alan Wake.

Eben das ist so ein Satz, den ich am liebsten nicht mehr lesen möchte. Es gibt imho keinen Wettstreit zwischen den Medien (Zumindest keinen, der mit den Mitteln des jeweils anderen Mediums ausgetragen werden sollte), sondern die Stärken und Schwächen des einen (Innerliche Geschlossenheit/Linearität) wie des anderen (Nonlinearität/Nonlinearität). Das Filme wie Spiele und umgekehrt sein sollten ist imho ein riesiges Mißverständnis, das im Grunde nur beiden Kunstformen schadet. Ich würde im Traum nicht erwarten, das ein Spiel so ist wie Citizen Kane, genauso halte ich es für bescheuert wenn Filme so wären wie Half-Life.

Und genau dieses Dilemma ist das, was ALan Wake schlußendlich killt: Es wäre so gerne Twin Peaks. Es wäre so gerne Stephen King. Es wäre beinahe alles lieber als ein Spiel. Dabei zeigt es paradoxerweise selber, das überhaupt nichts daran verkehrt ist wenn Spiele so sind wie Spiele. Im Gegenteil.
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