Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 24.05.2010 16:19 Uhr
Thema: Bonus Storytelling Hate für Wankfans Antwort auf: Re:Kylie McLachlan (SOILER!) von Felix Deutschland
Film vs. Spiel mal aussen vor, ist es keine gute Idee, sein erzählerisches Vorbild ausgerechnet bei den Mario Brothers zu suchen. Damsel-in-Distress plus "The Princess is in another castle" ist weder eine neue noch eine gute Erzählstrategie für Cliffhanger.

Wenn man ein schauriges Kleinstadtidyll erzählt, wäre es vielleicht ganz gut, den Teil von wegen "Idyll" mal auszuführen. In Alan Wake ist bis auf die Aussicht alles gruselig und seltsam. Man steht im Diner und alles ist sofort total creepy und strange. Dramatische Fallhöhe ist nicht vorhanden, es sei denn die Tour auf der Fähre hat in einem schon jegliche Urlaubsstimmungs-Trigger ausgelöst die man als Mensch haben kann, was ich allerdings schwer glauben kann.

Wenn man Zuschauer verstören will, ist es kein empfehlenswerter Weg, es mit verstörenden Elementen zu tun die alle schon benutzt wurden. Wozu fast alle Spiele immer noch nicht in der Lage sind, ist das eingehen von Risiken in ihrer Erzählung. Bioware's Mass Effect ist da die aktuelle Referenz zumindest in Bezug auf Figurentode.
Was "Lost Highway" zu so einem Mindfuck gemacht hat waren nicht unbedingt die komischen Videos die der Hauptfigur zugestellt wurden, und auch nicht "Dick Laurel is dead", sondern Lynchs Entscheidung, mitten im Film einfach ohne Erklärung die Hauptfigur auszutauschen. Genauso war Twin Peaks nicht deswegen so gut, weil es so gruselig war, sondern weil es eine Pastiché darstellte aus allen bis dato existierenden Fernsehgenres (Seifenoper, Polizei- und Medical-Procedural, Sitcom, TV-Schicksals-Dramolette and then some). Dass es dabei fast wie durch Zufall die fortlaufend erzählte Mystery-Serie erfand kann ich nicht als vorderste Absicht von Twin Peaks sehen. Alan Wake pickt sich nach Gusto (Einem gierigen, schwer zu stillenden Gusto wie's scheint) die Geisterbahn-Aspekte raus. Selbst wenn es ein beabsichtigtes Mißverständnis von Twin Peaks ist bleibt es ein fundamentales Mißverständnis.

Ich fürchte dass ich nach der Auflösung der ganzen Chose nochmal nen Rappel kriege, aber erstmal wollte ich das obige noch festhalten. Die "Ich hab das alles nur geträumt nachdem ich am Anfang IRL einen kollossalen Fehler gebaut habe und alle Figuren in diesem Spiel sind alles Facetten meiner Persönlichkeit blubb"-Auflösung scheint mir immer wahrscheinlicher. Die hat schon "Der Maschinist" innerhalb von Sekunden von einem sehr gelungenen Stimmungs-Film in ein überflüssiges Stück Kot verwandelt.
< Auf diese Nachricht antworten >