Hanfling  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 25.04.2010 21:52 Uhr
Thema: Nier
ich habe zwar keine ahnung von rollenspielen und meide diese in der regel, aber ich denke ich kann dennoch ein wenig zu Nier schreiben. heureka, das kann ja was werden!

ich habe das spiel schon seit längerer zeit im auge und dachte bisher immer das es mehr in richtung eines actionspiels geht, was aber völlig falsch ist. nach etwa 9h muss ich sagen, dass das spiel vielmehr ein RPG ist. ein rpg light. oder zumindest das was sich die japaner darunter vorstellen.
mmh...vielleicht doch mehr action adventure, denn im prinzip geht Nier viel eher in richtung Zelda als in richtung Final Fantasy. kämpfen, leute anquatschen, durch städte schlendern und items kaufen/tauschen, sidequest machen (sind allerdings kacke und ich habe sie weitestgehend ignoriert), welt erforschen, dungeons lösen, bosskämpfe, angeln, aufleveln und ackerbau. all das gibt’s auch in Nier. nur eben entschlackt und ein bisschen einfacher gehalten.

gekämpft wird (zum glück!!) in echtzeit und es spielt sich trotz mieser animationen flüssig und griffig. im prinzip hat man in diesen momenten ein waschechtes actionspiel vor sich. das kampfsystem ist dabei in etwa so “tief” wie das von darksiders. also eher oberflächlich gehalten, aber es reicht um ein bisschen kreativen freiraum zu lassen und nicht schon von beginn an zu langweilen. was mir sehr gut gefällt, ist, wie die magieangriffe darin eingebunden sind. zuerst einmal sind alle magieangriffe von grund auf unterschiedlich und sind wirklich sinnvoll anzuwenden. dieses geschieht im kampf absolut fließend und man kann, da man jeden zauberspruch zu jeder zeit direkt einen knopf zuweisen kann, diese angriffe problemlos in seine kombos einbauen. das ist wirklich sehr gut gemacht. ebenfalls gut ist, das sich die magieleiste von selbst regeneriert und ich nicht jedes mal einen magietrank oder ähnliches itemgedönse einwerfen muss.

a pros pro: das item managment ist wie ich finde, sehr übersichtlich gehalten. es gibt zwar einiges an krams, aber man wird nicht gleich damit zugeworfen und die gegenstände sind in den menüs sinnvoll in kategorien unterteilt. man findet schnell was man gerade benötigt und wichtige items kann man rucki zucki über das digipad abrufen. man landet dann zwar erstmal in einem menü, aber die wichtigen sachen, z.b. heiltränke, sind sofort anwählbar. das geht wieselflink. schön auch, das man, so wie ich das bis jetzt mitbekommen habe, alle items bei jedem händler verkaufen kann. ich weis nicht wie das in anderen rpgs ist, aber hier kann ich den kram überall und unabhängig von den waren des händlers verticken. das spart unnötige lauferei, denn davon gibt es leider anderorts mehr als genug.
stichwort backtracking. zum teil fies. mahnmal für nichts und wieder nichts. das ist sinnlose spielzeitstreckung der finstersten steinzeit. genauso wie die technik, die selbst vor 4 jahren eigentlich nicht mehr vermittelbar gewesen wäre.
zum glück sehen die magieeffekte ganz ansehnlich aus und dank großer weitsicht wird auch das ein oder andere nette panorama geboten. das wars aber auch. rer rest sieht in aller regel langweilig. das gilt auch für das charakter und gegnerdesign.
Nier selbst sieht  wie ein auf einem fiesen LSD trip hängengebliebener "graf zahl" aus und die gegner...hallo?
blutende schatten? ein sprechendes, fliegendes buch? riesige, glitschige gecko-skorpion-haie?  wtf?! aber ja…auch hier muss man eben beide augen zudrücken, was so auch für die dialoge gilt. einige sind wirklich gut (die zynischen kommentare von Weiss, dem buch z.b.), andere peinlich schlecht.
z.b. bekämpft man einen boss zusammen mit einem weiblichen NPC und nach beendetem kampf legt die tusse sich mal eben zum sterben hin (die olle war eben noch topfit und hat keinen kratzer abbekommen)!!!

olle:“ ich hatte meine rache, jetzt kann ich in ruhe sterben. lasst mich!”
Nier: “NEIN, das geht doch nicht! wir sind doch jetzt freunde! steh auf! kämpfe! kämpfe mit mir zusammen um die welt zu retten!”
buch: “ nier hat recht! steh auf, du blöde pisse!
olle:” ok, ihr habt recht. ich komm mit.”
*und zack und topfit aufgestanden*

über so einen schrott kann man nur lachen und ist wohl als “japanischer wahnsinn” abzuhaken. übrigens, der umgangston ist zum teil tatsächlich manchmal rau.
das macht schon die frauenstimme im eröffnungsfilm klar. hätte ich so nicht erwartet und ist bisweilen recht amüsant.

aber Nier kann aber noch einige andere Pluspunkte sammeln:
neben dem unkompliziertem kampfsystem und item managment gefällt mir z.b. richtig gut, das man (bis jetzt) nicht stundenlang leveln muss um voran zu kommen. man kann sich problemlos dem roten faden widmen und kommt dennoch super durch das spiel. das kommt mir sehr entgegen. ebenso das der spielablauf immer wieder durch pfiffige perspektivenwechsel (2D seitenansicht oder topdown) , clevere und völlig unverbrauchte gameplay ideen, "fiese" geschicklichkeitstests oder gar durch komplette genre wechsel (!) frisch gehalten wird. hervorheben möchte ich hier die bosse. die gehören auf jeden fall zu den highlights und warten mit trickreichen und unkonventionellen angriffstechnicken auf.
mehr kann ich, ohne zu spoilern, leider nicht sagen.
wer unbedingt wissen möchte welche gameplay überraschungen zum teil im spiel stecken hebt halt die hand. auf jeden fall finde ich die ideen und die umsetzung großartig. ebenso die Musik. die ist ebenfalls super!

in summe ist Nier ein spiel mit EINIGEN ecken und kanten,
das manchmal völlig oldschool, starr und ungelenk daherkommt aber da versucht wird etwas neues, eigenständiges zu schaffen und das bisweilen auch gelungen ist, kann man problemlos beide augen zudrücken. das ding ist wirklich faszinierend und versprüht einen interessanten charm. sehr schön auch die augenzwinkernden seitenhiebe auf die konkurenz (Zelda z.b.)
action adventure/rpg light fans sollten, wenn der preis entsprechend gefallen ist, einen blick riskieren. es könnte sich lohnen...
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