Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 12.01.2010 18:24 Uhr
Thema: Re:Auf zum Atom / Wir sind die Guten Antwort auf: Re:Auf zum Atom / Wir sind die Guten von Fuse
>>Ich wollte nicht meine erste und einfachste Möglichkeit, XP durch Nebenquests zu kriegen, in die Luft jagen. Ich handle ohnehin reflexartig "gut", das ist schon fast langweilig. Mein Char ist sogar ein per Randomizer hingeklatschtes Tobey Maguire-Lookalike mit feschem 50er-Jahre-Schnurrbart, der bei Anbruch der Dunkelheit per Fasttravel oder sonstwie nach Megaton in sein Haus zurückkehrt, sich fein um 22:00 Uhr ins Bett legt und morgens um acht, ungeduscht aber "well rested" weitermacht mit dem, wo er Tags zuvor aufgehört hat. Oder irgendwas anderes.
>> (...)
>>Der kleine Junge, der mir vor dem Superduper-Mart aufgetragen hat seinen Vater zu suchen, musste knapp zwei Wochen in dieser Ein-Mann-Anti-Atombomben-Personenschutzzelle ausharren. Aber schon unsere Ahnen lehrten uns: Ein Mann braucht seine acht Stunden Ruhe.
>>
>>Ich spiele den langweiligsten Messias aller Zeiten!!!!!
>
>Ich glaube da können wir nen Contest machen, wenn ich das so lese. Mache ich sehr ähnlich, außer dass ich dazu noch schleiche wie doof, um ja nix auf die Fresse zu kriegen. :)


Nee, im Kackstuhl-Gang durch die Gebäude zu watscheln ist mir zu krass. Das mag ja zu Nazguls Kannibalen passen (Als ich erstmals das Perk aussuchen durfte, sagte ich zu M: "Guck mal, man kann das Spiel sogar als kranke Sau spielen!!!"), aber ich bin Pfadfinder No.1. Und da gehört der aufrechte gang mit dazu, den kriegen sogar die Ghouls hin!

>
>Es fällt mir auch unglaublich schwer, mich gegenüber anderen in solchen Spielen nicht nett zu verhalten. Afair gab's in Triggerhappy von Pole einen Abschnitt, der kurz erklärt hat, warum man i.a.R. in Spielen automatisch "gut" handelt. Es kostet virtuell weniger Zeit und vor allem Kraft heroisch zu handeln. Eigentlich möchten wir ja alle gerne die Welt retten, aber sind dafür im RL vor allem zu faul. Im Spiel kann man das mit vergleichsweise geringem Zeitaufwand kompensieren, auch weil die Nachteile verschmerzbarer und weniger gravierend als im RL sind.


Ja, stimmt schon. Wobei ich, ähnlich wie du, Leute wie nazgul oder Escobär darum beneide, aus/mit Wonne "Böse" zu spielen. Ich wäre mir sicher, das Spiel entgegen der Intention zu spielen, die wo heißt schneller Fortschritt durch Erledigen vieler Quests, und die kann man ja nicht (Zumindest in der rollengespielten "Moral") "böse" angehen. Fallout 3 (Die Fallouts davor allerdings auch) und Oblivion kann man trotzdem spielen, weil es so viel zu erforschen und zu tun gibt. Ich hätte nur permanent die Angst, Handlungsfortschritt und begehbare Areale zu missen. Ich hab nur den Eindruck, besonders Bethesda kriegt es hin das einem das völlig egal sein kann. Bei Mass Effect geht das ja noch viel, viel schwieriger.

Ich hab nur zu Beginn von Fallout 3 eher wenig erwartet, aber als ich dann die Bestellung aufgegeben hatte und eine quälende Woche darauf warten musste, war ich inhaltlich zumindest gut eingegroovt. Trotzdem wusste ich nicht, dass es mich so packen würde, ich konnte Oblivion rein gar nichts abgewinnen. Die Spielwelt war mir da so egal, und daraus natürlich auch die Hauptstory. Mit Fantasy kann man mich in der Regel jagen, das hab ich seit DSA drei mal über. Aber bei Fallout 3 baue ich eine richtige Beziehung zum Universum auf. Ich find eine Welt mit Schusswaffen und Computern drei mal interessanter als irgendwelche Zwerge oder so, das Setting ist komischerweise immer noch eher selten in Spielen verarbeitet worden. Und Bethesda hält wirklich die Black-Isle-Flagge hoch, das Kampfsystem ist originalgetreuer als man denkt (Bei F1+2 hatte Zielen und Schießen aus der Hüfte auch dasselbe Interface) und es ist inhaltlich extrem liebevoll gemacht. Man kann Bethesda wirklich nicht vorwerfen, das Thema inhaltlich sonderlich "massenkompatibler" aufgegriffen zu haben als Black Isle damals. Es ist alles irgendwie nicht leicht verdaulich und teilweise sogar richtig krass (Der Typ, der in Megaton mit diesem kleinen Mädchen zusammenlebt... ich bin zwar mal bei dem eingebrochen, aber komischerweise wird ein Verdacht weder bestätigt noch wiederlegt. Allein die Suggestion dieses Themas.), aber trotzdem noch durchsetzt von diesem komischen Humor: Die die Spielewelt kontrastierenden Werbeflächen und Produkte, alles rund um den Pip-Boy und dieses ständige Durchstoßen der vierten Wand auf ganz bezaubernde Weise (Perks wie "Nerdrage", die dem Publikum ggü. selbstreferentiell sind da noch nicht miteinbegriffen) wie mit dem Bilderbuch im Tutorial, die Monster sind wie einem schlechten 50er-Jahre-Comic entnommen ("Supermutanten" und "Radscorpions"), und es wird auch noch ein wichtiges Thema behandelt.

Wahrscheinlich ist S.T.A.L.K.E.R. noch bedrückender, aber dafür ist seit nem halben Jahrzehnt mein Rechner zu schlecht.

>Das einzige Spiel, wo ich ein Rollenspiel deutlich besser hinbekommen habe, war Mass Effect - da habe ich mir bei der Erschaffung samt Hintergrundgeschichte wirklich im geiste einen Charakter erschaffen, der (die) zwar kein Arsch ist, aber sehr militärisch-straight drauf ist und das auch relativ konsequent durchgezogen. Auch wenn ich in einigen Situationen sehr gehadert habe. Das "Du bist n Netter-Achievement" habe ich da zwar trotzdem bekommen, allerdings erst nach der wirklich letztmöglichen Szene.

Ich wollte auch wortwörtlich ein "Space-Jack-Bauer" sein, der mit ähnlicher militärischer Konsequenz vorgeht. Das Spiel scheint sich daran aber imho kaum zu stören. Bei mir ist es öfter in Schießereien ausgeartet, und ich hab auch aufgehört mich vorbildlich zu benehmen als ich auf dieser Eis-Forschungsstation mal einen Scmuggler gemeldet hab bei dem Stationsaufseher, weil ich da noch nicht wusste, dass der ein fieser Möpp ist. Da war ich dann mehr so der "Augenmaß"-Typ, aber wie oben schon angedeutet ist die Polarisierung bei Mass Effect biowaretypisch mißraten: Der "böse" Weg ist in 99% aller Fälle komplett sinnlos, und einmal, als ich die rassistische Menschenbitch dann "24"-Typisch ans Messer liefern wollte weil sie nicht mit mir poppen wollte und immer unfreundlich war und nie zu Missionen mitdurfte, brachte das Spiel an genau der Stelle einen Twist und an ihrer statt starb dann der Typ mit den Techno-Implantanten in der Birne, der mir so halbegal war. Da tat er mir aber leid!

Und Mass Effect hab ich leider so gut wie komplett abgegrast sowie "dank" des Kampfsystem keinen Bock, das nochmal als Psychotyp oder Techer oder so nochmal durchzuspielen. Dafür hab ich im ersten Durchgang schon genug Achievements untergekriegt.

>
>Ich glaube auch, dass schon die visuelle Spielperspektive Einfluss darauf hat, wie sehr man sich von seinem glorifiziertem Ich lösen kann, wenn man nicht gerade nazgul heißt. (Bei ME steht man außen, bei FO innen. Wobei sich das gerade bei diesen beiden Spielen auch auf Ebenen darüber hinaus übertragen lässt.)


Naja, mein Heini war relativ häßlich und sah aus wie der Typ hier:

[http://www.imdb.com/name/nm0568180/]

Und lief oft mit Helm durch die Gegend

>>>>Es wäre vielleicht auch vermessen, jedes Hochhaus das man sieht begehbar haben zu wollen und für jedes Setpiece das man schön findet auch eine entsprechend eingewobene, interessante Sub- bzw. Sidestory zu erwarten, aber ich komm nicht umher, mir an allen Ecken und Enden zu wünschen "Ach, wenn hier doch irgendein Gegenstand wäre wie ein Audio- oder TExtlog oder NPCs, um das ganze aufzupeppen". Die gibts ja teilweise auch, aber trotzdem wirkt das alles sehr einsam. Was ja wiederum auch der ganze Sinn der Unternehmung ist.
>
>Für mich ist mit das größte Kohärenzproblem das Verhältnis von suggerierter Größe und IG-Realität. Megaton ist DIE Stadt der Überlebenden und dann wohnen dort 15 Leute. Man kommt in eine "Siedlung" und da wohnen ... drei Leute. Nee, das ist bekloppt. Auch wenn ich mich inzwischen, Gewöhnungseffekt, etwas weniger daran störe, als eingangs.


Ich hab den Thread damals und dann neulich nochmal ja gelesen und hatte mich drauf vorbereitet, aber so schlimm find ich das gar nicht. Gut, ich neide Oblivion definitiv die teilweise richtig ausladenden Städte, aber in einem postnuklearen Wasteland find ich es plausibel, dass es "Orte" gibt die aus drei Leuten bestehen, wovon einer einen Imbiss betreibt - der allerdings laufen kann dank der Händler, die drauf angewiesen sind sich auf ihren Routen zu stärken, und plötzlich ergibt es halbwegs sinn. Dass es da jetzt nicht vor Menschen wimmelt, ist ja klar. Umso erstaunlicher, dass es so viele Raider gibt (Hab sicherlich mehr Söldner und Raider getötet als ich "normalen" Menschen über den Weg gelaufen bin) und soviele davon Frauen sind.

Und ich bin immer noch ein bißchen moserig über die gesamtgröße der Spielwelt. Wenn ich aber überlege, wieviel neben dem oberirdischen noch an unterirdischem existiert, okay. Vielleicht wäre mehr weite auch weniger gewesen, was Ereignisse angeht, und da ist jeder Spaziergang durchs Wasteland ein neues Abenteuer. Man langweilt sich nicht zwischendurch, wie in den Überlandfahrten in Fuel, wenn man von A nach B läuft, und es gibt auch immer irgendwas zu entdecken.

Mittlerweile hats mich auch einmal (!) erwischt, als ich auf der Mall in Washington in Richtung Kapitol (Und nicht Washington Monument) geschlendert bin und dachte, der Kampf Überwachungsroboter gegen Söldner würde zugunsten ersterer ausgehen. Sechs Söldner haben mich mit Level 12 ruckzuck auseinandergenommen.
< Auf diese Nachricht antworten >