Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 19.11.2007 11:48 Uhr
Thema: weitere Anmerkungen... (molto mucho Texto!) Antwort auf: Super Mario Galaxy von Bonk
Das meiste wird ja hier schon zu UR MR GAY gesagt, von daher will ich noch einige persönliche Dinge hinzufügen, die mir noch aufgefallen sind.

Steuerung: Diese funktioniert wirklich sehr praktisch aus dem Handgelenk, würde etwas anderes verlangt werden über längere Strecken, trotz der objektiven Qualitäten, ich würde nicht weiterspielen oder nur das Minimum anstreben. So bin ich bislang aber motiviert, es wieder auf die 120 Sterne zu treiben, was bei SMS nicht der Fall war.
Es gibt allerdings Ausnahmen, aber die sind in meinen Augen nicht schlecht. Das Rochenreiten zwang mich etwa, die Wiimote recht hoch zu halten bei der Aufforderung "Richte die Wiimote auf den Fernseher", das erinnerte dann an die Szenen, die damals von der Steuerung eines Papierfliegers gezeigt wurden. Marios Gewicht skateboardmäßig auf dem Rochen zu verteilen (read: WiiMote rechts/links kippen) klappt sehr gut, das Rennen dauert nicht lange (Rundenzeit ~1:05:00) und vielleicht kann man es ja ebenso auf dem Oberschenkel ruhend dirigieren. Vergleichbar balanciert man auf der Riesenkugel, wobei das anmutet wie einer der Riesenjoysticks aus vergangen C63-Tagen: Die Wiimote gen Decke gerichtet (eine Hand fixiert leicht unten, mit der anderen Hand oben hat man alles im Griff) steuert man Mario sicher und behutsam durch die Gegend, kostet die ersten Sekunden Überwindung, ist dann aber a) gut und sehr genau dirigierbar wie auch b) schnell wieder vorbei, bevor es nervt.

Grafik: Es ist bunt, es ist kitschig, es ist aufgeräumt, sauber und hat ordentlich viele und stimmig verwendete Effekte. Aber es jaggied sich so was von den Arsch weg, das ist aber generelles WiiProblem! In der Startphase bluten mir zwar nicht die Augen, aber leichtes Tränen und die Bestätigung, daß es nicht nur mir Kopfschmerzen bereitet über YUV an 42" sind nicht vernachlässigbar. Endless Ocean macht das an Bord des Schiffes schlechter, unter Wasser allerdings deutlich besser. Mario macht es immer so mittelmäßig, man registriert es nach einer gewissen Zeit nicht mehr, aber bis sich der Effekt einstellt, vergeht viel Hüpfaction.

Kamera, Gameplay, Gegner und Co: Mit der Kamera kann ich mich meistens arrangieren, ich habe eigentlich am meisten Probleme damit (und das ist mir generell bei SM64 und SMS nicht passiert) Gegnern auf den Kopf zu springen (inkl. Arschbombe), wenn in eine Vogelperspektive geschaltet wird. Oder bei Übergängen von 90° (eckiger Minikomet etwa), dreht der Klempner gerne mal um. Oder bei Formen, die so klein sind, daß man hinter ihnen läuft/laufen kann, ohne daß die Kamera dem Geschehen folgt, weiterhin klar das zu tun, was ich will. Vielleicht bessert sich das noch, bislang gibt es viele Momente, in denen ich zwar nicht sterbe, aber oftmals versuchen muss, wirklich da hin zu kommen, wo ich hin will und das erst beim vierten Anlauf klappt. Und es hindert mich daran "nur" die Perspektive, maximal 5 Meter, eine Biegung der Oberfläche und mein Unverständnis, der unsichtbaren Physik an diesen Punkten. Intuitiv, wie es einst war, ist es also nicht mehr.
Doch all das passiert nicht oft, ist nicht tödlich, aber es rüttelt an der totalen Kontrolle, die ich sonst immer gefühlt hatte...

Level: Sie sehen toll aus, sind kleine abgeschlossene Bereiche, haben ihr Motto und motivieren dadurch. Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie ein totaler Schlauch sind. Bis auf (bislang) wenige Ausnahmen, in denen dafür dann der Bereich so klein ist, daß man sowieso nix anderes machen kann, als die Aufgabe an sich zu lösen. Durch die kleinen Galaxien und ihre Kometen/Gesteinsbrocken etc. fehlt einfach die ... restliche Umgebung. Wo man bei SM64 noch ein großes Level hatte und auch der Weg zum Stern manchmal das Ziel war, erledigt man hier auf jedem Himmelskörper seine Miniaufgabe und ballert sich zum nächsten. Man KANN ganz selten sich auf nem größeren Kometen verlaufen, falsch abbiegen oder generell etwas für einen anderen Stern tun als den ausgewählten, funktioniert nicht. Ich habe es allerdings nicht intensiv versucht, während man bei SM64 und SMS jedoch frei herum rennt und sich seine Lorbeeren durch Suchen verdienen kann und muss, hat man hier nur kleine Aufgaben, die man löst, es geht weiter, schließlich landet man beim Stern. In sich ist der Ansatz lobenswert und dadurch entsteht so gut wie kein Leerlauf, aber gerade die große Freiheit fand ich immer toll.

Spaß und Schwierigkeitsgrad: Ersteres wird bei mir ganz groß geschrieben, trotz dem wehleidigen Blick auf den Schlauch. Viele Kometen und Gebilde haben aberwitzige, wie mutige Formen und faszinierende Designs, die Aufgaben sind so vielfältig, schön knackig kurz, es ist eine Freude und verdammt viele Details machen einen unglaublich runden Eindruck. Und der Anspruch stimmt ebenfalls, die geforderten Leistungen sind meist selbsterklärend und offensichtlich (was etwa Kameo abging), das Erreichen dessen mitunter diffizil. Der aus Videos bekannte Stahlkoloss auf drei Beinen etwa forderte mir fast ein Leben ab und nur mit waghalsigen Manövern und einer Prise Glück hab ich es dann doch noch geschafft, ihn ohne Lebensverlust zu bezwingen. Das war knapp und der Kerl kommt recht früh, ich erwarte mehr!
Wirklich gesalzen war jedoch der Keksausflug, da verlor ich gut und gerne 10 Leben, jedoch weder Lust, Laune, noch die Fassung. Es war fair, schwer und man konnte mit wenig Mühe immer das gerade ausgehauchte Leben erneut ergattern, da es einen sehr guten Rücksetzpunkt auf halber Strecke gab.

Wii: Warum es letztendlich ein Wii-Titel sein muss, kann ich nicht sagen. Mario höchstpersönlich profitiert nicht permanent, denn den Sternenstaub per Laserpointer einzusammeln, ist mehr Pflicht als Spaß, funktioniert jedoch so tadellos, daß man es nicht ankreiden will. Die Gegner mit dem gesammelten Staub zu betäuben kann man machen, wäre es nicht da, das Spiel nicht groß anders. Jedoch kommen sehr viele Zwischeneinlagen hinzu (Rochenreiten, Zirkuskugelbalanceakt oder aber, sich an bestimmten Punkten quasi per Anziehungskraft hin- und herschnalzen zu lassen, wobei man eben diese Punkte per Wiimote anspricht), die nicht aufgesetzt wirken, jedoch so sehr auf die WiiMote zugeschnitten wirken, daß man trotzdem zu dem Schluss kommen könnte: "Feature um des Features Willen!"?

Unterm Strich befreie ich mich davon, zu glauben, daß Nintendo nur präsentieren will, wie gut man das WiiKonzept mit dem Titel nutzen kann und genieße, daß es so unproblematisch und stimmig funktioniert: locker vom Sofa aus. Sogar kurzes Schütteln für eine Drehattacke (bisher für mich der Inbegriff von Einfallslosigkeit, die Funktionalitäten "innovativ" zu nutzen) ist mit so minimalem Aufwand erzeugbar, daß es nicht mehr kritikwürdig erscheint. SMG ist ein hervorragender Titel, der viel richtig macht, mir aber leider nicht mit SM64 (IMHO der Zenit der Serie) in einem Satz über die Lippen kommt. Jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt, denn bleibt der Mini-Kometen-Schlauch-Spiel-Aspekt konstant, ist mir das zu wenig Freiheit. Trotz unendlicher Weite des Weltenraums.

cheers
DON
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