Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 14.05.2016 15:52 Uhr
Thema: Rechner selber bauen - Das letzte große Abenteuer?
Ehe kann jeder! Äh, nee, Quatsch, kann nicht jeder. PC selber bauen KANN aber jeder, ungeachtet seiner amourösen Präferenzen. Sogar ich.

Irgendwie ist die ganze Geschichte so absurd und... zufällig und erfreulich, dass ich sie für mich selber festhalten muss. Ins PC-Unterforum guckt ja nun echt keine Sau mehr, die letzte Reply war aus dem November 2015.

Seit meinem Umstieg auf Win 10 ist mein Rechner unerträglich geworden. Mein Frust deswegen sorgte hier ja bereits diverse Male für Erheiterung, und meine Strategie diesbezüglich war eigentlich, mich damit abzufinden und halt auf Konsole zu zocken; von der Hardware her hätte er die ganzen Highlights des letzten Jahres eh nicht mehr gewuppt, und an neue Hardware war da gar nicht zu denken, weil eigentlich, nüchtern betrachtet, alles rausgemusst hätte. Eine tolle Grafikkarte wäre bei der CPU Unsinn gewesen, auch wenn sie nicht so sehr der Bottleneck gewesen wäre, wie man zuerst vielleicht denken würde.

Und das wäre ja eh erst von Relevanz, wenn ich rausgefunden hätte, woran es denn liegt, dass mein PC nach maximal 45 Minuten GPU-Belastung einfach einfriert. Das ganze System. Wenn in dem Moment Ton lief, hatte man davon auch noch eine hundertstelsekündige Feedbackschleife, die sich meistens in einem ohrenbetäubenden Brummton äußerte. Drei bis 60 Sekunden später war das System dann wieder da, völlig unvermittelt. Zuerst bin ich aus Anwendungen noch richtig rausgeflogen, also nach nem Freeze waren bspw. Teamspeak und Rocket League abgeschmiert und ich musste die Anwendungen neu starten. Da das alles von einem auf den anderen Tag passierte, genauer gesagt dem des OS-Updates von Win7 auf Win10, wollte ich an einen Hardwarefehler nicht so recht glauben. Aber ein Hardwareupdate würde, wie bereits erwähnt, ohnehin nur eigeschränkt Sinn machen. Das System nochmal komplett neu aufsetzen hatte und habe ich keinen Bock, weil ich dann Unmengen von über die ganze Platte verstreuter Daten aufklauben muss, die dank OS-Wechsel auch in tlw. anderen Ordnern sind... kurz gesagt, eine händische Datensicherung ist mir zu riskant und ich hatte oft genug schon einen komplett- oder teilverlust meiner daten, dass ich da ohne RAID oder so einfach 0 Bock drauf hab. Und es wäre ja nichtmal gesagt, dass das System dann besser liefe.

Was das Problem am Ende war? Keiner weiß es. Ich saß mit membran wirklich zwei Tage lang im Teamviewer und hab ihm widerwillig das Remote-Lenkrad meines Rechners überlassen (Ich bin mir sicher, ihr hättet wieder viel zu lachen gehabt!), und auch er konnte nichts finden. Ich hab allen möglichen Kram im BIOS probiert, wie bspw. die Onboard-Soundkarte zu deaktivieren, nichts. Icheherntion meinte, es könnte irgendeinen tiefgreifenden, durch das Update auf Win10 verursachten Treiber-Snafu gegeben haben, oder irgendein Konflikt mit dem Chipset vorliegen. Da sich letzteres aber nicht bestätigen lies, ist es am Ende einfach eine aus irgendeinem Grund korrupte Win10-Installation, welche es mir schlicht unmöglich macht, den Rechner für was anderes zu benutzen als für Office. Was okay ist! Ich brauche einen Office-Rechner, der läuft! Nicht nur ich, meine Freundin auch. Deren Laptop wurde Anfang letzten Jahres bereits für 250 Euro repariert, weil das Gehäuse an der Scharniere auseinanderging beim Monitor, und dann kam Win10. Sie kann bis heute nicht das Startmenü (!) öffnen. Eine Reparatur kommt nicht infrage, weil sie als freie Übersetzerin auf einen Rechner angewiesen ist und so lange nicht ohne das Ding arbeiten kann. Natürlich könnte sie an meinem PC arbeiten, aber selbst dann würde das Geld nicht reichen und das ganze wahrscheinlich so viel kosten, dass man gleich... hm. Hm!

Soweit, so hm.

Jedenfalls, irgendwann vor OStern oder so hab ich versucht, der Sache mal mit Q-Tips und Geduld auf den Zahn zu fühlen. Krimskramsecke, in der der Rechner steht, entkrimskramst, hingesetzt und gepult und gepustet. Die Lüfter der Graka und der CPU waren ordentlichst zugeschmandet von vielen leckeren Zigaretten, die ich 40 cm weiter rechts mir tüchtig hatte schmecken lassen. Doch auch danach: Zockzockzock*BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRT*

membran wurde in der Zeit immer ungeduldiger. Sein fragiles Herz dürstete nach mir, und seine Friendslist litt wohl unter seiner Rocket-League-Sucht, die nur noch wenige, erlesene Perverslinge bereit waren, zu befriedigen. Ihre welken, verbrauchten Körper konnten sich teilweise nicht mal mehr vor dem Schreibtisch halten, so sehr hatte er sie in unzähligen 6:0-Matches ausgelaugt.
Die Ungeduld sorgte in ihm für emotionale Grenzerfahrungen: Güte und Nächstenliebe! Noch nie hatte er so ein seltsames Gefühl. Sein kaltes Herz, das nichtmal Hitspiele wie "The Division" noch erwärmen konnte, weil er ein armseliges Leben ohne Spaß führt und deswegen mit seinem Hass anderen die Freude an im großen und ganzen perfekten Werken der Programmier- und Gamedesignkunst verderben muss, um überhaupt noch etwas zu fühlen, pulsierte auf einmal eigenartig warm und sonor. Seine dünnen, hölzernen Ärmchen, in denen noch genau die Maserung der Birke zu erkennen war, aus der sein "Vater" ihn einst schnitzte, begannen zu kribbeln und vor seinen Augen wurden aus Astlöchern Leberflecke und aus der hell glänzenden Lackierung matt durchscheinende Haut. "Ich... ich... ich bin ja ein richtiger Junge! ICH BIN EIN RICHTIGER JUNGE! HEISSA, HEISSA, ICH BIN EIN ECHTES KNÄBLE!" schallte es bis in den Hausflur zu hören aus seiner dunklen, rolloverhangenen Kammer, von der aus er braven und unbescholtenen Männern sonst das Leben schwer machte mit wütenden Pamphleten.

Endlich konnte er zu seinem Lieblingsgeschäft, der örtlichen Post, gehen ohne dass man ihn dort verspottete als "Hutständer mit Hosenträgern" oder "Hölzernen Pimpf". Er hatte schon von Kleinauf den Beruf des Postlers bewundert und verehrte den Berufsstand wie kein zweiter. Doch dieser dankte es ihm nicht, da die Profession naturgemäß Menschen von finsterem Gemüt und limitiertem Geist anlockt, welche von Haus aus wenig Interesse haben an den Schwächsten der Gesellschaft, den Mißgestalteten und den Kindern, den Alten, den Frauen, den Männern, den Genderqueeren. Den KFZ-Besitzern, Radfahrern, Fußgängern und Panzergenerälen, zivilen und militärischen Flugkapitänen und Kommandanten von seetüchtigen Wasserfahrzeugen. Christen, Buddhisten, Juden, Moslems, Ba'hai, Flexitariern und Wechseljuicern. Die Postmitarbeiter, so sehr membran sie auch bewunderte, waren allesamt fiese Drecksschweine, die ihn zutiefst hassten, und das, obwohl er in den 90ern dort immer sehr gern "Salto", das Magazin der Deutschen Post für junge Briefmarkensammler, gekauft hatte.

Dort wollte er die Grafikkarte für mich abschicken, nachdem ich ihn diskret anfragte, ob er sie tatsächlich entbehren könnte, da ich anlässlich meines kommenden Führergeburtstags und angesichts jüngster... "Frustrationen" mit dem Ökosystem "Konsole" mit dem Gedanken spielte, meine Grafikkarte zu erneuern, aber erstmal risikofrei eroieren wollte, ob es tatsächlich, wie Stand damals, meine GK der Schuldige sein sollte (Indizien: Crash bei Belastung, Siff, minimale Besserung nach Entfernung des Siffs -> Freezes kamen später).

Doch die Deutsche Post war entsetzt, dass er mittlerweile ein echter Junge, aus Fleisch und Blut, war. Wieso konnte ER sich selbst mit dem Geschenk der menschlichen Liebe vergöttlichen, und SIE immer noch alle bei der deutschen Post arbeiten? Die ohnehin sehr wütenden Menschen bei der deutschen Post nahmen zähneknirschend sein Paket an und warteten, bis er, ein fröhliches Lied pfeifend, wieder aus der Tür getreten war, und heckten einen Plan aus: Keineswegs sollte dieses Paket seinen Empfänger erreichen! Nichtmal in dessen Nähe sollte es kommen! Besonders schlau kam er sich wohl vor, als er den unversicherten Versand wählte, mit dem das Paket nichtmal online verfolgt werden kann! Sie grinsten sich wissend an und steckten das Paket unter den Schalter.

Ich konnte nicht anders, als mich bei membran besorgt um den Verbleib desselben zu erkundigen. Mit einiger Wut im Bauch auf die fiesen, unfähigen und verschlagenen Mitarbeiter der deutschen Post konnte er nur zitternd dabei zusehen, wie die Muttermale langsam wieder zu Astlöchern wurden und der matte Teint seiner natürlichen Haut wieder dem leicht fettigen Glanz seiner Holzlackierung, die ihm Meister Eder damals mit der Airbrushpistole aufsprühte, wich.

Seinen Zorn konnte er nur auf eine Art ausleben: In dem er arglose, unbedarfte und unschuldige Menschen bei Rocket League vernichtete.

Die Situation war ausweglos. Die deutsche Post schien nicht nur ihre persönliche Vendetta gegen ihn fortzusetzen, sondern vielmehr auch die gegen den Empfänger, von der er erst erfuhr, als es längst zu spät war. Zwei Soldaten der Liebe, wehrlos gegen einen übermächtigen Feind, dessen Schergen Tag für Tag durch das ganze Land marschieren, um Elend zu verteilen an die Menschen, die sie am meisten hassen.  

Doch dann geschah es: Ein Wunder!

Während membran den neunhundersten Aerial verkackte, sprach eine Stimme zu ihm, die sich als "Grafikkartenmann" ausgab. "Wer bist du, Grafikkartenmann?" fragte membran zaghaft, "Und warum sprichst du zu mir?"
"Ich werde mich zu erkennen geben, wenn es soweit ist", antwortete die körperlose Stimme aus dem Äther. "Ich habe von dir gehört, mein kleiner Freund, und von dem Leid, dass du erträgst, weil du den Menschen helfen willst. Leider kann der Grafikkartenmann keine User im Maniac-Forum sterilisieren, denn seine Macht erstreckt sich nur über Karten der Grafik, aber nicht zu Samenleitern von M!-Usern."
"Was ist deine Macht, Grafikkartenmann?" fragte membran unbeirrt.
"780 ti. Das ist die Macht, die ich dir leihweise geben kann, weil ich sie nicht mehr brauche, denn ich levitiere längst auf einer höheren Ebene der Existenz und schaue auf die Menschen unter mir. Ihre Freude berauscht mich, ihr Enthusiasmus beschwingt mich, und ihr Leid rührt mich. Und ich sehe das Leid, und es ist nicht gut."
"Wat."
"Ich kann Felix eine 780 Ti schicken, wenn die Post deine Zustellung verkackt hat. Aber sag ihm nix davon! Er ist nämlich ein Penökel!"
"Das stimmt! Er hasst das bestimmt, wenn da irgendwas kommt wovon er keine Ahnung hat. Da kommt mir eine Idee, Grafikkartenmann!" sagte er, während er sein immer hölzerneres Gesicht im Lack seiner kleinen, kindhaften Ärmchen spiegelte und sein Spiegelbild angrinste,
"Ich höre."
"Pack die 780 einfach in den Karton von ner Titan X, dann kriegt die Pottsau beim Auspacken einen Herzinfarkt! Hähähähähähä!"
"Na gut, wenn du meinst! Kein Problem!"

Plötzlich verschwand das Spiegelbild von membrans Arm. Auch jeglicher Glanz war verschwunden. Er pickte mit seinen Fingern nach dem Lack seiner Ärmchen, doch statt abzugleiten und mit seinen kleinen Streichholzstummeln aneinanderzuklackern, kniff er in babyweiche, käsefahle Haut. "Aua!" rief er kurz auf, um sich dann verwundert umzusehen. Konnte es wirklich sein...?

Weil er nicht wusste, was "Ti" und "780" überhaupt bedeuten soll (Es kann niemals von Vorteil sein, sich gegenüber dem leibhaftigen Grafikkartenmann offen als inkompetent auszugeben), schaute er nochmal nach, und die Handvoll Backgammon-Steine, die er gerade zum Frühstück knabbern musste, fielen ihm aus der Hand: Er hatte einen großen Fehler begangen!

Ich weiß noch genau, was ich gerade machte, als ich die PM von membran bekam, dass ich mir bitte so schnell wie möglich ein Netzteil für 100 Euro kaufen MUSS: Nichts. Ich saß im Bademantel vor meinem Scheiterhaufen von PC, wie immer.

"Aber membran! Greif mal einem nackten Mann in die Taschen!"
"Ist ja eh nur vollgewichste Küchenrolle drin; ich weiß schon bescheid!"
"Vollgeniest!"
"Jajajajaja. Jedenfalls: Kauf dir mal dieses Netzteil für achtzig Euro, das wird sich lohnen!"
"Aber das ist doch nur der beschissene Kasten, der den Strom ans Mainboard und die Laufwerke verteilt, wieso soll das was bringen?"
"Ich bin ein Genie, Felix. Wie oft muss ich dir das noch sagen? Dein Problem ist schlicht und ergreifend Power. Du hast keine, dein Rechner hat keine. Ihr ernährt euch beide von Scheiße; du von Dönerbox und dein PC von Yellow Strom, Flusen und Teer. Das kann so nicht weitergehen. Es kotzt mich ehrlich gesagt sogar ziemlich an!"
"Aber woher soll ich 80 Euro nehmen? Ich hab gerade 250 Euro an die GEZ bezahlt und hab noch 100 Euro für die nächsten zwei Wochen!"
"Alter, du gehst mir auf den Sack! Wofür hat der liebe Gott dir nen Mund gegeben?"
"Damit ich, wenn ich mich verlaufen hab, einen Erwachsenen nach dem Weg fragen kann?"
"NEIN MANN! ZUM SCHWÄNZE LUTSCHEN! UND JETZT BEWEG DEINEN ARSCH ZUR ORANIENSTRAßE, DIE RIEMEN KAUEN SICH NICHT VON ALLEINE!"

Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass die nächsten zwei Wochen wirklich sehr aussergewöhnlich werden sollten, doch Hunger sollte ich nicht leiden; schon die Atkins-Diät zeigt die gesundheitlichen Vorteile und die bioenergetische Nachhaltigkeit von eiweißreicher Ernährung.

Pflichtschuldig bestellte ich mir ein Netzteil für 80 Euro, doch in letzter Sekunde erreichte mich erneut eine Nachricht von membran: Völlig falsches Netzteil! Veraltete Technik! Die letzte Scheiße, um genau zu sein! Lieber 20 Euro mehr in das Nachfolgemodell investieren!

Langsam wurde es mir doch zu bunt. Ich war ja bereit, meine sexuelle Orientierung über einen begrenzten Zeitraum hinweg hintanzustellen, aber die Aussicht, diesen Zeitraum nun auszuweiten, gefiel weder mir noch meiner Kiefermuskulatur, die selbst durch Allgäuer Latschenkiefer zuletzt nicht mehr zu besänftigen war.

Ich setzte ihm die Pistole auf seine schmächtige Brust. "Was ist dein Plan, membran? Willst du mich finanziell ruinieren, weil es dir Lustgewinn verschafft? Pack aus, du Schuft! Sonst bestelle ich einen Scheißdreck und verwende das Geld, um einen DHL-Boten zu beauftragen, dir beide Knie mit einem Baseballschläger zu brechen! Ausserdem ist mein Gaumen mittlerweile ganz aufgerubbelt von den vielen Penissen, die ich kauen musste!"
"Okay, beruhig dich. Es ist so: Mir ist eines nachts der Grafikkartenmann erschienen, weil du so eine unerträgliche Muschi bist."
"Was? Der Grafikkartenmann? Wer soll das sein?"
"Der Grafikkartenmann wird sich noch zu erkennen geben. Jedenfalls schicht er dir eine siiiie... eine seeeehr gute Grafikkarte. Nicht erschrecken, wenn du die bekommst, ok? Hähähähä..."
"Wuss?"
"Hier ist die Trackingnummer. Sieh zu, dass du deinen drallen Hintern startklar hast, wenn der DHL-Mann klingelt! Keine Angst, er wird dir nicht mit einem Baseballschläger die Beine brechen! Wahrscheinlich!"
"Ich verstehe nur Bahnhof."
"Hör mal zu, du haarige Furche: Du bekommst hier die Tage einen steckkartenförmigen Supercomputer, aufs Haus, knie gefälligst nieder, wenn ich mit dir spreche!"
"Okay, okay! Ich knie!"
"Du kaufst dir jetzt dieses Netzteil, verstanden? Diese Karte, die du bekommst, ist so geil, dass dein knilchiges Chinaböller-Netzteil von ALDI wahrscheinlich gar nicht die Power hat, das ganze zu betreiben! Du brauchst nämlich ZWEI PCIe-Stromzugänge. Hast du das verstanden? ZWEI!"
"Nein..."
"Ist auch nicht so wichtig, was du verstehst! Dein Netzteil hat das nämlich NICHT, und ist wahrscheinlich scheiße! Das für 80 Euro ist auch scheiße! Gib mal lieber Geld aus für was vernünftiges!!1"
"okokokokok!*gulp*"

Zwei Tage später schellte es an der Tür. Der DHL-Mann. "So... we meet again..." raunte es durch die Gegensprechanlage. Ich schreckte aus meinem Bett auf, ein Traum. Nichts hatte geschellt, nichts war passiert. Das Tracking zeigte an: "Zustellung erfolgt: an "Nachbar"" FFFFFFFFFFUUUUUUUUU! Schon wieder haben sie es geschafft! Erster Stock Vorderhaus, na immerhin noch im selben Postleitzahlbereich. Ich hab schon anderes erlebt.

Der nackte Karton, indem das Netzteil verpackt wurde, ließ mich schon aufmerken. Das Plastikfoliensiegel an der Öffnung war zudem bereits aufgepiddelt. Zuvor war bereits der Grafikkartenmann mit seiner Zustellung, auch mit Tracking, erfolgreich gewesen: Der Postbote brachte das Paket bereits am nächsten Tag in den Morgenstunden, klingelte und kam sogar zu mir ins Hinterhaus. Zuckerbrot und Peitsche, damit halten sie einen wie mich willfährig und ständig wachsam.

Also war eigentlich alles bereit! Ich befingerte den Heizkörper, entkleidete mich ganz und gar und setzte den Schraubendreher an. Nachdem ich die Stromverbindung unterbrochen hatte, wie mich membran vorher noch rücksichtsvoll gemahnt hatte. Der Kerl wusste halt, dass ich ein kompletter Vollidiot bin, der meistens ungeduldig mit der Gabel nach dem Brot im Toaster pult und das Gas in seinem Herd als Freizeitdroge und kleine Flucht aus dem Alltag konsumiert. Im Traum wäre ich nicht darauf gekommen, ein Elekrogerät, dass ich öffne, vorher vom Strom zu trennen! Der Kühlschrank geht ja auch auf, wenn man ihn noch am Strom lässt, und wo soll da groß der Unterschied zu einem Computer sein? Aber ich irrte natürlich; ich, der ich nichtmal ne Banane aufkriege!

Interessanterweise war es gar nicht mal soooo schwer, so ein zentrales und mit allen möglichen Sachen im Gehäuse verbundenes Bauteil auszubauen. Es war nur frickelig und zeitintensiv, aber es war schneller geschafft, als ich befürchtete. Alles war an seinem Platz, nur noch die Gabe des Grafkkartenmanns fehlte. Zum Glück war er nicht so skrupellos wie membran während seines Rückfalls in ein Mensch-Holz-Hybridwesen, und so hatte er sich auch mir gezeigt und mich gewarnt vor der Täuschung des kleinen Männleins. So konnte ich den Karton mit dem Aufdruck "TITAN" als herrlich mißlungenen Scherz hinnehmen und mich auf die... Augenblick... auf die ca. penisgroße Grafikkarte (Ich nehme einfach mal mich als Maßstab, hab ja sonst keine Referenzen "zur Hand") zu konzentrieren. Mir schwante übles, als ich dieses durchschnittliche männliche Glied von PCIe-Karte in der Hand hielt und zu meinem PC blickte. Schon oft hatte ich fantasiert, wie sich mein Glied wohl als Bauteil in meinem Rechner machen würde, aber dann oft abgewunken, weil mir das von den Abmessungen her unrealistisch schien. Die bummeligen 28 Zentimeter würden wohl an den Festplattenkäfig stoßen, doch den kann man ja notfalls aufbauen.

Konnte man nicht. Der betreffende Festplattenkäfig, der mich wertvollen Penisraum, ääh Lebensraum im Rechnerinnern kostete, war fest vernietet. Ich hab an dem Punkt verzweifelt an den Verstrebungen herumhantiert, konnte sie ein bißchen verbiegen, aber tendentiell litt eher der Seitenschneider unter meinen hilflosen Kneifereien als das Blech.

"Das Case ist zu klein."
"Hahahahaha."
"Ja, ich lache hier auch. Nicht!"
"Du brauchst ein neues Case."
"Ich weiß."
"Hast du es mal mit nem Hammer versucht? Einfach rauskloppen, die Scheiße?"
"Nein. Willst du mir ernsthaft dazu raten, mit einem Hammer auf mein Case einzudreschen?"
"Ja."
"Hm."

Fortsetzung folgt!
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