Manuel Stahl  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.12.2006 09:57 Uhr
Thema: kann man schon die ganze Zeit... Antwort auf: Gothic 3 - spielbar? von Gemini
imo wird da doch ziemlich übertrieben. Morrowind, Gothic 2 und Oblivion waren auch alle verbugt, aber trotzdem spielbar. Was man braucht, ist eine Savefile-Rotation und Geduld. Ich habe Gothic 3 mittlerweile ca. 20 Stunden gespielt und sehe die Probleme eigentlich überhaupt nicht im Bereich der Bugs, sondern:

- das Kampfsystem hat im Gegensatz zu Gothic 2 nicht mehr viel mit Skill zu tun. Durch reines Buttonmashen metzelt man schonmal 20 Gegner in einer Combo ab, ein anderes Mal wird man einmal getroffen, gestunned, wieder getroffen etc. und ist tot, ohne daß man nennenswert etwas anderes gemacht hätte. Man bekommt einfach keine Kontrolle über den Ablauf, im Gegensatz zu Gothic 2. Es würde aber auch nicht funktionieren, das Kampfsystem von G2 per Patch nachzureichen, weil die Mobdichte viel zu hoch ist, als daß man damit noch eine Chance hätte. Von daher spielt sich G3 jetzt eher wie Morrowind als wie Gothic 2.

- die wesentlich größere Welt, die viel leichter bereisbar ist als in G2, führt auch zu dieser Beliebigkeit, die man von Morrowind kennt. Man kann fast überall hingehen, aber damit hat man auch nicht viel geschafft, egal wo man hingeht.

Es gibt aber auch positive Aspekte. Die Welt wirkt sehr viel glaubwürdiger und organischer als die von Morrowind oder Oblivion, wo man immer wieder auf Gebäudestrukturen getroffen ist, die ganz offensichtlich am Reißbrett entstanden sind. Die Dialoge sind wieder so erfrischend, wie man sie aus Gothic 2 kennt. Und was sehr schön gelungen ist, ist das Gefühl, daß der Spieler in der Welt einen Unterschied macht. Man kann sich ja für verschiedene Fraktionen entscheiden, z.B. für die Rebellen oder die Orks, also für oder gegen die Sklaverei. Nach ein paar kleinen Geplänkel-Missionen bekommt man irgendwann Aufträge, wo man Stützpunkte der gegnerischen Fraktion auslöschen soll. Wenn man diese erledigt, lassen sich die Auftraggeber anschließend dort nieder. Auf die Weise verändert sich die Welt wirklich abhängig von dem, was der Spieler tut, und wie bei Gothic 2 hat man nicht die Möglichkeit, alles in einem Durchlauf zu erleben.
Ich bin z.B. erstmal als Opportunist an das Spiel gegangen und habe mir gesagt, ich mache die Quests von beiden Seiten, weil ich so mehr ep bekomme. Irgendwann bekam ich dann die Option, einen Rebellen, den ich entdeckt hatte, bei den Orks anzuschwärzen. Das hätte mir natürlich ep gebracht, aber ich habe mich dagegen entschieden, weil ich gedacht habe, das kann ich dem doch nicht antun. Ich liebe es, wenn Spiele es schaffen, solche Emotionen hervorzurufen, und das ist wirklich selten.

Das grundlegende Problem, was ich mit dem Spiel habe, und warum ich noch nicht mehr als 20 Stunden gespielt habe, ist jedoch nochmal ein anderes. Ich bin einfach verdorben durch World of Warcraft. Offline-RPGs, selbst wenn sie mich wirklich ansprechen, erscheinen mir mittlerweile nach einiger Zeit als unerträglich tot, weil nunmal keine menschlichen Mitspieler dabei sind. Auch die Welt von WoW gefällt mir besser - auch wenn Gothic 3 natürlich technisch VIEL besser aussieht, hat WoW doch einen Stil, den ich einfach liebgewonnen habe.

Trotzdem, einen Blick ist Gothic 3 allemal wert. Es gibt doch auch eine Demo inzwischen, vielleicht installierst Du Dir die einfach mal?

Manuel
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